Verlust und Insolvenzen
Einzelhandel wächst seit neun Monaten nicht mehr
Die Krisen der vergangenen Jahre machen auch vor dem Einzelhandel nicht halt: die Nachwehen der Pandemie, die hohen Zinsen, die Teuerung und die damit einhergehende schwache Nachfrage setzen der Branche zu. Im ersten Halbjahr 2023 verzeichnete der Einzelhandel einen realen Umsatzrückgang von 3,8 Prozent. Zudem wird die Branche zurzeit von einer Insolvenzwelle erfasst. Auch die Zahl der Beschäftigten ist rückläufig.
ÖSTERREICH. Seit nunmehr neun Monaten in Folge konnte der Einzelhandel kein Konjunkturwachstum mehr verzeichnen. Wie die Wirtschaftskammer (WKO) bekannt gab, nahmen die Umsätze in der Branche im ersten Halbjahr des Jahres nominell um 4,4 Prozent zu, inflationsbereinigt verzeichnete man jedoch einen Rückgang von 3,8 Prozent. Lediglich der Spielwaren- (plus 9,2 Prozent) sowie der Bekleidungshandel (plus 2,9 Prozent) konnten ein reales Plus erzielen.
Kaum Besserungen in Sicht
Besonders stark betroffen war in den letzten sechs Monaten der Möbelhandel, der einen realen Umsatzrückgang von mehr als einem Viertel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum hinnehmen musste. Auch der Elektrohandel (minus 9,9 Prozent), Buchhändler (minus 9,5 Prozent) sowie der Onlinehandel (minus 6,1 Prozent) verzeichneten im ersten Halbjahr 2023 ein reales Minus.
Wie die Wirtschaftskammer anmerkte, seien auch die Aussichten für das restliche Halbjahr trüb; man erwarte kein reales Umsatzwachstum mehr. Auch im EU-Vergleich schneide der österreichische Einzelhandel schlecht ab. So lag die reale Einzelhandelsentwicklung das sechste Halbjahr in Folge unter dem EU-27-Schnitt.
Insolvenzwelle und offene Stellen
Bereits in den vergangenen Wochen zeichnete sich im österreichischen Einzelhandel ein Anstieg an Insolvenzen ab. Neben kika/Leiner betraf dies etwa Forstinger oder Gerry Weber. Zudem stehen weitere Ketten unmittelbar vor dem Aus. Wie Handelsobmann Rainer Trefelik darlegte, habe die angespannten Konjunktur neben steigenden Insolvenzzahlen und eine hohe Zahl an Schließungen auch eine rückläufige Anzahl an Unternehmensgründungen zur Folge.
Zudem mache sich die schwache Wirtschaftslage auch auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar. So war die Beschäftigungsentwicklung im Einzelhandel im ersten Halbjahr rückläufig (minus 0,8 Prozent). Nur der Spielwaren- und Bekleidungshandel konnten an Personal aufstocken. Aus diesem Grund sei nun auch die Anzahl der offenen Stellen wieder rückläufig, dennoch seien weiterhin 20.000 Posten im Handel unbesetzt.
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