Unternehmer Kurt Mann: "Roboter werden den Menschen nie ganz ersetzen"

- Unternehmer Kurt Mann: "Maschinen sollen die Menschen unterstützen, nicht Menschen die Maschinen."
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Industrie 4.0 ist derzeit ein Schlagwort, das in der globalen Welt die Runde macht. Bei Industrie 4.0 sind alle mit allem intelligent vernetzt, sagen Experten. Durch Automatisierung weiß dann jede Schraube selbst, wohin sie muss, wie es ein Minister vor kurzem formulierte. Aber wie sieht es in der regionalen Wirklichkeit, in den Betrieben ums Eck, aus? RMA-Österreich-Chefredakteur Wolfgang Unterhuber hat dazu den renommierten Wiener Traditionsbäcker Kurt Mann befragt.
In der Wirtschaft reden derzeit fast alle nur von Industrie 4.0. Sie auch?
Kurt Mann: Sie haben vollkommen Recht. Viele zitieren den Begriff Industrie 4.0 und reden von einer neuen industriellen Revolution. Ich jedoch sage: Gerade heute ist Handwerk wieder „in“ und gefragt. Denn vor allem die damit verbundene persönliche Dienstleistung und das handwerkliche Know-how werden geschätzt und bewusst nachgefragt. Jeder, der dringend einen Handwerker benötigt, weiß wovon ich rede.
Aber wird irgendwann statt eines Handwerkers nicht ein kleiner Roboter vorbeischauen?
Der Markt verändert sich laufend, so müssen sich auch die Arbeitskräfte immer wieder auf neue Vorzeichen und Herausforderungen einstellen. Trotzdem werden Roboter nie den Menschen zur Gänze ersetzen können und sollen.
Aber in der Autoindustrie ist das doch schon Realität.
Vielleicht ist das in einer globalen agierenden Autoproduktion bereits der Fall. Aber wir brauchen trotzdem qualifizierte Fachkräfte, beispielsweise Installateure, Köche oder Pflegpersonal in den Spitälern. Und auch in meiner Branche suchen wir dringend Bäcker und Konditoren. Aber es ist unheimlich schwer geworden, motivierte und qualifizierte Personen zu finden.
Warum?
Weil der Lehrberuf und damit verbunden das Handwerk heutzutage mit einem negativen Image behaftet ist. Viele Eltern schicken deshalb ihre Kinder lieber in die Mittelschule und dann zum Beispiel auf die Universität. Trotzdem sind die Jobchancen deshalb nicht automatisch besser. Und dann wundern sich die Uni-Absolventen, wenn sie keinen Job kriegen.
Und Handwerker kriegen einen Job?
Ja, meiner Erfahrung nach ist die Situation beziehungsweise sind die Chancen für Handwerker durchwegs positiv.
Kann man das Image der Handwerksausbildung verbessern?
Früher galt das Sprichwort: Handwerk hat goldenen Boden. Das muss wieder stärker in den Köpfen verankert und gelebt werden. Und denken Sie, wie viele große Unternehmer einst als Lehrlinge begonnen haben: Billa-Gründer Karl Wlaschek, der Top-Manager Veit Schalle, Novomatic-Gründer Johann Graf oder auch ein Frank Stronach - sie alle sind gelernte Handwerker.
Sie auch?
Ja, und ich bin stolz drauf.
Aber auch in Ihrem Bäckereibetrieb mit 79 Filialen könnten Sie ohne Maschinen Ihre Kunden nicht tagtäglich verwöhnen.
Maschinen sind wichtig. Aber Maschinen sollen die Menschen unterstützen, nicht Menschen die Maschinen! Ich habe einen maschinenunterstützten Handwerksbetrieb. Denn meine Fachkräfte stellen viele unsere Produkte per Hand her.
Das heißt: Bei Ihnen werden Ihre rund 900 Mitarbeiter nicht in naher Zukunft durch Maschinen ersetzt.
So ist es. Backkunst ist bei uns gelebte Tradition und Handwerk. Unsere Mitarbeiter sind noch immer das wichtigste Gut im Unternehmen.
Danke für das Gespräch!
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