Gegen Fachkräftemangel
Zwei neue Regellehrberufe im Lehrberufspaket
Wie Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) am Donnerstag ankündigte, geht das neue Lehrberufspaket in Begutachtung. Dieses soll dem hohen Fachkräftemangel in einigen Berufsgruppen entgegenwirken. So sollen fünf neue Berufsbilder geschaffen und die Ausbildungsberufe "Tierärztliche Ordinationsassistenz" und "Zahnärztliche Fachassistenz" in Regellehrberufe überführt werden.
ÖSTERREICH. Wie das Arbeitsministerium in einer Presseaussendung hervorhebt, genieße das österreichische Modell der dualen Ausbildung "international hohe Anerkennung" und werde von vielen Ländern als Vorbild betrachtet. Nachdem sich die Lehrlingszahlen inklusive überbetrieblicher Lehrausbildung im Corona-Jahr 2020 mit 37 Prozent (31.969 Personen) an der Gesamtzahl der 15-Jährigen auf einem Tiefstand befunden hatte, konnte in den letzten Monaten ein neuer Aufschwung verzeichnet werden. So habe Ende 2022 der Anteil der Lehrlinge an den 15-Jährigen 40,7 Prozent (35.233 Personen) betragen.
Als eine positive Entwicklung hebt das Arbeitsministerium außerdem hervor, dass Branchen wie Gewerbe und Handwerk, die vom erhöhten Fachkräftemangel besonders stark betroffen sind, bei den Lehranfängerinnen und -anfängern aktuell sehr beliebt seien. Erfreut zeigte sich Kocher auch darüber, dass "der Anteil weiblicher Lehrlinge in technischen Lehrberufen seit 2012 mit damals 7,4 Prozent kontinuierlich auf 11,5 Prozent Ende 2022 gestiegen ist".
Zwei neue Regellehrberufe kommen
Um diese erfolgreiche Entwicklung fortzusetzen, müsse man die Lehre laufend attraktiver gestalten und diese an sich ändernde Gegebenheiten anpassen, heißt es vom Arbeitsministerium. Aus diesem Grund starte mit Donnerstag das Begutachtungsverfahren für fünf neue Berufsbilder und zwei Ausbildungsversuche, die auf Grundlage positiver Evaluierungen in Regellehrberufe überführt werden. Bei den beiden Ausbildungsversuchen handelt es sich im Konkreten um die "Tierärztliche Ordinationsassistenz" und "Zahnärztliche Fachassistenz".
Elektrotechnik: Vier Haupt- und zehn Spezialmodule
Ein weiteres wichtiges Kernstück des neuen Lehrberufpakets sei die Neukonzeptionierung des Modullehrberufs "Elektrotechnik", der mit rund 10.000 Lehrlingen ein beliebter Ausbildungsweg für Fachkräfte im Bereich der Energiewende sei. Wie Kocher ankündigte, bestehe das neue Berufsbild aus einem aufbauenden zweijährigen Grundmodul und den vier Hauptmodulen "Elektro- und Gebäudetechnik", "Energietechnik", "Anlagen- und Betriebstechnik" sowie "Automatisierungs- und Prozessleittechnik".
Zudem wird die Lehre durch zehn weiterführende optionale Spezialmodule ergänzt. Diese sollen erweiternde Kompetenzen in den Bereichen "Gebäudetechnik", "Smart Home", "Erneuerbare Energien und Elektromobilität", "Netzwerktechnik" sowie in sechs eisenbahnspezifischen Ausbildungen vermitteln. Dadurch sollen die künftigen Elektrikerinnen und Elektriker schon während ihrer Lehrausbildung noch besser auf den Bedarf und die Erfordernisse der grünen Transformation vorbereitet werden.
Doppellehrausbildung Kosemetik und Fußpflege
Wie das Arbeitsministerium ankündigte, werden die Lehrberufe Kosmetik und Fußpflege den Anforderungen der Branche gemäß aufgewertet. Künftig beläuft sich die Lehrzeit in beiden Berufsbildern entsprechend den vorherrschenden Standards auf drei Jahre. Ergänzend soll die Ausbildung in beiden Lehrberufen mit bisher rund 600 Lehrlingen als neuer standardisierter Doppellehrberuf zusammengefasst werden. Der neue Lehrberuf "Kosmetik (Kosmetologie) / Fußpflege (Podologie)" ist in vier Jahren zu erlernen.
Fleischverarbeitung wird regionaler und nachhaltiger
Darüber hinaus wurde im neuen Lehrberufspaket die Lehre "Fleischverarbeitung" überarbeitet. So soll das neue Berufsbild die aktuellen Qualitätsstandards der Branche abbilden und die Orientierung an regionalen und nachhaltigen Produkten unterstützen.
Kocher fasste die Neuerungen in der Lehre abschließend zusammen:
"Mit dem neuen Lehrberufspaket schaffen wir eine weitere Grundlage für zukunftsträchtige Ausbildungen in der Lehre. Gleichzeitig wurden auch nachhaltige und digitale Kompetenzen in die von den Unternehmen zu vermittelnden Berufsbilder aufgenommen. Dieses Fach- und Praxiswissen ist am Arbeitsmarkt sehr gefragt und leistet einen Beitrag, um dem hohen Fachkräftebedarf entgegenzuwirken."
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