Faszinierendes Pressearchiv über 100 Jahre St Peter i. S.

Altbürgermeister Karl Pommer vor dem Archiv. | Foto: Franz Krainer
  • Altbürgermeister Karl Pommer vor dem Archiv.
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Altbürgermeister Karl Pommer ist eine politische Legende. 33 Jahre lang leitete er die Geschicke seiner Heimatgemeinde St. Peter und hat nicht nur einen blühenden Ort gestaltet, auch nach seiner aktiven Tätigkeit ist er seiner Gemeinde eng verbunden. In jahrelanger Arbeit hat er zusammen mit seiner Frau Anna eine in der Steiermark wohl einmalige Sammlung an Orts-Presseberichten akribisch zusammengetragen, feinsäuberlich geordnet und archiviert, Dokumente, die vom schillernden Werdegang St. Peters, seinen Bürgern, Schicksalen, Höhepunkten und Tragödien aus beinahe hundert Jahren zeugen. „Ab 1920 gibt es die ersten Veröffentlichungen in diversen Blättern, die Weststeirische Rundschau ist dabei genauso vertreten wie die Kleine Zeitung, später die Tagespost und die Neue Zeit, aber auch Grenzland Aktiv und sehr häufig die WOCHE, die ich halt gesammelt habe!“ bleibt der rüstige 76-jährige trotz jahrzehntelanger Arbeit in den Archiven diverser Gazetten seiner Wesensart entsprechend bescheiden. Vor allem die Zwischenkriegszeit, der zweite Weltkrieg und die Besatzung nach Ende des Krieges werfen auch dunkle Schatten auf St. Peters Geschichte: „Bulgarische Besatzungssoldaten, die am alten Sportplatz oben im Wald stationiert waren, verübten schlimme Übergriffe an der Zivilbevölkerung,“ mag Pommer gar nicht an diese Zeit erinnert werden. An die legendären Verhandlungen mit Landeshauptmann Josef Krainer sen., der „mir immer wieder geholfen hat, um Projekte wie den Schulbau zu realisieren oder Gelder für wichtige Infrastrukturmaßnahmen genehmigte,“ denkt Pommer allerdings noch gerne. Er belegt mit dem Archiv auch Entwicklungen, die in Zeiten hoher Mobilität kaum verstanden werden: „Zehn Jahre haben wir um einen praktischen Arzt gekämpft, um einen Bahnhof, der die Menschen flexibler gemacht hat, nach Deutschlandsberg oder nach Graz zu kommen, Dinge, die heute kaum noch Stellenwert haben, “ erinnert sich der von 1970 bis 2003 amtierende Ex-Bürgermeister. Wohnbauten, Wirtschaftsförderung, Wege- und Kanalbau werden ebenso dokumentiert, große Gemeindebürger wie z. B. Franz Fuchs kommen ebenfalls nicht zu kurz. Die Pressesammlung beinhaltet natürlich auch viele Berichte über Pommer selbst, nur wenige wissen, dass er bei seinen Audienzen zwei Päpsten (Papst Paul VI. und Papst Bededikt) die Hand geschüttelt hat, wobei ihm die tiefe Freundschaft zu Kurienkardinal Alfons Stickler aus Wiener Neustadt zu Gute kam. Die Anmietung der Grünhütte am Klippitzthörl in Kärnten ermöglichte vielen St. Peter – Gemeindebürgern Sommerfrische zum Selbstkostenpreis von 5 Schilling pro Tag, später hat man sogar jahrelang ein Haus im jugoslawischen Portoroz zu ähnlichen Bedingungen für die Gemeindebürger betrieben. „Meine Freunde und ich von der ÖVP-Gemeinderatsfraktion haben die Pacht vorfinanziert, es ist dann eh von den Nutzern zurückgezahlt worden!“ Das mit unendlicher Geduld zusammengetragene Pressearchiv Pommers für St. Peter ist nicht nur einmalig, es ist insgesamt auch ein Beleg dafür, wie früher Gemeindepolitik betrieben wurde und das Stöbern in den Unterlagen zeigt facettenreich, wie sehr sich das gesellschaftspolitische Leben seither - nicht unbedingt zum Besseren – verändert hat. 15 Jahre hat Karl Pommer gesammelt, geordnet und archiviert, hat sich als Zeitzeuge, heimatverbundener Bürgermeister und begeisterter St. Peterer in den Dienst der Allgemeinheit gestellt, 15 Jahre lang ein Zeitdokument aufgebaut und damit ein beeindruckendes Werk für die Nachwelt geschaffen.

Von Franz Krainer

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