Jahreswechsel
Räuchern: ein Brauch für die dunklen Rau(h)nächte

Auch Palmbuschen und Lavendel können verräuchert werden. | Foto: Julia Astner
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  • Auch Palmbuschen und Lavendel können verräuchert werden.
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Das Räuchern ist eine Jahrhunderte alte Tradition, die derzeit wieder ganz groß in Mode kommt. Bevor die Rauhnächte anbrechen, haben wir das Räucherseminar von Daniela Mersnik im verpackungsfreien Laden "Le Naturel" in Eibiswald besucht.

EIBISWALD. "Das hat doch etwas von einer Hexenküche", schmunzelt Daniela Mersnik, als ihre Seminarteilnehmerinnen Wacholder und Fichtenharz im Mörser leicht zerstoßen und je nach Belieben von den getrockneten Kräutern abzupfen. Dabei ist so eine Rauhnachtmischung gar keine Hexerei: man nehme zu den Harzen Johanniskraut, Beifuß, Engelwurz, Holunder und Schafgarbe. Natürlich darf die wundersame Mistel nicht fehlen. Eine leicht angedrückte Holunderbeere ist das I-Tüpfelchen, damit sich das feine Aroma entfalten kann. Doch halt, da fehlt noch etwas: "Weihrauch", sind sich alle Teilnehmerinnen einig, dem eine reinigende und sogar desinfizierende Wirkung nachgesagt. wird.

Mischen nach Gefühl

"Ihr könnt alles nehmen: Zimtstangen, getrocknete Orangenschalen oder Gewürznelken, gerade jetzt zur Weihnachtszeit.
Wichtig ist, dass ihr eure Mischung intuitiv zusammenstellt, dann ist sie auch richtig für euch und gerade an diesem Tag", betont Mersnik, die zeigt, dass man keine Hölzer aus dem Orient verwenden muss. "Wir haben alles bei uns. Allerdings sollten die Zutaten von bester Qualität sein, am besten unbehandelt und bio. Nehmt euch unbedingt Zeit zum Räuchern, das ist eine Auszeit aus dem Alltag."
Während die Damen da so zupfen und mischen kommt die Frage nach dem "Wie" auf. Am einfachsten funktioniert es mit Räucherstäbchen und Räuchergel, die fix und fertig im Handel erhältlich sind, einfach entzünden und los geht's. Modern sind derzeit Stövchen mit einem Sieb, auf dem man über einem Teelicht die Zutaten auf einem Sieb verteilt und zum Glimmen bringt. Auch Räucherstäbchen und Kegel sind eine einfache Idee.

Daniela Mersnik in ihrem verpackungsfreien Laden "Le Naturel" in Eibiswald: Sie kennt sich nicht nur mit ihrer Getreidemühle aus, sondern auch mit Räucherwerk in sämtlichen Variationen. | Foto: Veronik
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Beim traditionellen Räuchern benötigt man ein feuerfestes Gefäß oder eine Räucherpfanne, in die natürlicher Sand (kein Vogelsand!) eingefüllt wird. Mit einer Räucherzange, schaut aus wie eine einfache Zuckerzange, wird die entzündete Räucher-Kohle aufgelegt. Oder man entnimmt die Glut aus dem befeuerten Herd, so einer vorhanden ist. Darauf kommen dann abwechselnd die Harze, Wurzeln und Kräuter, die beim Verglimmen den Rauch und den aromatischen Duft erzeugen. Um diesen zu verteilen, verwendet man  eine Feder oder einen Fächer, den man z.B. mit den Kindern gemeinsam basteln kann.

Zu den Rauhnächten

Das Wort Rau(h)nacht leitet sich vom mittelhochdeutschen "ruch" ab, was so viel wie haarig oder wild heißt. Erstmals fanden Rau(h)nächte in Dokumenten im 16. Jahrhundert Erwähnung, denn vieles wurde zuvor nur mündlich weitergegeben. So auch die Räuchermischungen, die heute noch je nach Familientradition gemischt werden. Vermutlich wurzelt die Tradition der Rauhnächte im germanischen Mondkalender, in dem das Jahr zwölf Monde hat. Diese entsprechen aber nicht unseren zwölf Monaten mit 365 Tagen (Gregorianischer Kalender), sondern sind eben nur 354 Tage lang - es fehlen also elf Tage bzw. zwölf Nächte, die als "tote Tage" quasi "zwischen den Zeiten" eingeschoben werden.


Wann wird geräuchert?

Traditionell wird während der Rauhnächte dreimal geräuchert, meistens am 24. und 31. Dezember und am 5. Jänner. In einigen Traditionen beginnen die Rauhnächte bereits mit der Thomasnacht am 21. Dezember, also zur Wintersonnenwende. Die Rauhnächte sind jene Zeit, in der "Frau Percht" ihre "Wilde Jagd" als Geisterzug durch die Lüfte führt und in der allerlei Orakel wirksam sein sollen - man denke nur an das Bleigießen zu Silvester. Auch den Träumen wird in dieser Zeit besondere Bedeutung zugesagt. Man sollte sie also unbedingt aufschreiben, denn jede der zwölf Nächte steht für einen der kommenden zwölf Monate. "Wenn man dann z.B. im Juni den sechsten Traum nachliest, kann der 'A-ha'-Effekt sehr groß sein", macht Mersnik neugierig.

Wie alles begonnen hat im "Le Naturel":

Erster verpackungsfreier Bioladen im Bezirk
Auch Palmbuschen und Lavendel können verräuchert werden. | Foto: Julia Astner
Daniela Mersnik in ihrem verpackungsfreien Laden "Le Naturel" in Eibiswald: Sie kennt sich nicht nur mit ihrer Getreidemühle aus, sondern auch mit Räucherwerk in sämtlichen Variationen. | Foto: Veronik
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