1918 geboren: Peter Ebenberger aus Wies

Peter Ebenberger mit Tochter Hannelore Plattner aus Tirol (l.) und Schwiegertochter Brigitte Ebenberger (r.) in seinem mit eigenen Händen erbauten Haus in Wies.
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  • hochgeladen von Susanne Veronik

WIES. Mit ungeahntem Elan steht Peter Ebenberger auf, um mich in seinem Haus am Kreuzberg in Wies zu begrüßen. Am 11. Dezember feiert der ehemalige Landwirt seinen 100. Geburtstag. "Ich seh’ halt schon schlecht. Und hören kann ich auch nicht mehr so gut", meint er, kaum zu merken beim Interview. Unterstützung kam von seiner Tochter Hannelore Plattner, die gerade aus Tirol zu Besuch war, und von Schwiegertochter Brigitte Ebenberger, die nebenan wohnt und darum bemüht ist, ihrem Schwiegervater in seinen eigenen vier Wänden das Leben zu erleichtern. "Wenn man sich Zeit nimmt, dann erzählt er unglaublich viel."
Deshalb war auch die WOCHE bei ihm, schließlich ist Peter Ebenberger mit Jahrgang 1918 in einem denkwürdigen Jahr auf die Welt gekommen. Wie denn seine Kindheit gewesen ist? "Wir waren elf Kinder. In unserer Bergbauernfamilie in Oberkärnten haben wir alles für den Eigenbedarf selbst hergestellt", betont Ebenberger.

Es liegt in den Genen

Bis auf drei Brüder, die im Zweiten Weltkrieg gefallen sind, haben die meisten seiner Geschwister ein sehr hohes Alter, teils auch über hundert Jahre, erreicht. "Ich hatte sieben Schwestern, sie alle sind bereits gestorben", so Ebenberger. In Berg im Drautal hat er mit seinen Geschwistern die Volksschule besucht. "Meine Mutter hat übrigens auch für die Zeitung geschrieben, das war der 'Alpenländer Bote'", überrascht der Senior.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Peter Ebenberger als nicht waffentauglich eingestuft, weshalb er in Lienz in Tirol, also unweit seiner Heimat, in der Waffenkammer tätig war. Ebenberger: "Das war sehr viel Arbeit. Oft ist ein ganzer Waggon voller Waffen und Gasmasken angekommen. Die mussten wir überprüfen und reinigen."
1946 ist Ebenberger in die Steiermark gekommen, wo er bei Zimmerleuten mitgearbeitet hat. "Ich war aber auch oft in Graz. Da habe ich dann meine Frau Walpurga kennengelernt. Wir haben zwar nur eine Stunde am Hilmteich verbracht und uns dann lange nicht mehr gesehen, aber Briefe haben wir uns geschrieben." Die beiden haben im Herbst 1946 in Wies geheiratet, wo das Paar im alten Heimathaus von Walpurga am Kreuzberg gewohnt hat.

Ein Multitalent in schwierigen Zeiten

"Die Zeiten waren schwierig, und das Geld war immer knapp. Deshalb haben wir den Hausbau erst später angepackt. Dazu habe ich sogar ein kleines Sägewerk betrieben. Von den Mauern über die Fenster und Türen bis zu den Vertäfelungen und Möbeln habe ich alles selbst angefertigt", zeigt Ebenberger in die gemütliche Wohnküche. Die Jahreszahl 1959 ist über der Haustür angebracht.
Ebenberger zeigt ein kleines Schnapsfässchen, das er geschnitzt hat. "Ich habe auch große Fässer für den Most gebunden", so Ebenberger, dem sein handwerkliches Talent zu vielen Freundschaften in der Nachbarschaft verholfen hat. Ob Spinnräder, geflochtene Körbe oder Holzrechen: Das alles und vieles mehr ist den fleißigen Händen von Peter Ebenberger entsprungen. "Gelernt habe ich das nicht. Ich habe mir ein Werkstück angesehen und einfach nachgearbeitet", schaut er auf seine Hände.

Anbau von Tabak

Neben dem Hausbau war auch die Landwirtschaft zu stemmen mit Vieh, Ackerbau, Grünland und ab den 60er-Jahren auch Tabakanbau. Ebenberger zählte mit gut einem Hektar nicht nur zu den größten Tabakbauern in der Region, er war auch Aufseher für die Tabakkulturen. Der Landwirt hat jährlich etwa 100 Ballen, das sind über 1.000 Kilogramm, bei einer Sammelstelle in Eibiswald für die Austria Tabakwerke abgeliefert, und das rund 30 Jahre lang. "Jedes Blatt musste aufgefädelt und in einer Hütte zum Trocknen aufgehängt werden", erinnert sich Tochter Hannelore an die aufwendige Arbeit.
Drei Töchter und einen Sohn hat Peter Ebenberger mit seiner Frau, die vor sechs Jahren gestorben ist, großgezogen. Die Landwirtschaft hat sein Sohn Peter übernommen, der auf Weinanbau umgestellt und mit seiner Frau Brigitte 1992 einen Buschenschank eröffnet hat. Diesen betreibt jetzt Enkelin Michaela Michelitsch.
Zwölf Enkerl und 21 Urenkerl zählt Peter Ebenberger. Zu seinem 100. Geburtstag will er aber kein großes Tamtam. Was ihn so rüstig bleiben lässt? "Ich habe immer gerne gearbeitet", schmunzelt Ebenberger, der sich auch seinen Humor erhalten hat.

Mehr zur Serie "100 Jahre Republik Österreich" finden Sie <a href="https://www.meinbezirk.at/themen/100-jahre-republik-%F6sterreich.html">hier</a>

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