Carla-Shops schenken ein zweites Leben

Renate Ambros mit zwei Mitarbeiterinnen im Carla-Shop in Deutschlandsberg.
  • Renate Ambros mit zwei Mitarbeiterinnen im Carla-Shop in Deutschlandsberg.
  • hochgeladen von Simon Michl

Für viele ist Shopping automatisch mit einem schlechten Gewissen verbunden. Hat man doch schon wieder einmal Geld für etwas ausgegeben, was man eigentlich gar nicht braucht. Shopping mit sozialer Verantwortung und damit mit einem guten Gewissen, das ist Einkaufen in einem der insgesamt 32 steirischen Carla-Shops.

Chance auf Arbeit

Dort findet man so gut wie alles – von Kleidung über Möbel bis hin zu Büchern – in guter und günstiger Second-Hand-Qualität. Aber nicht nur der Ware, die in den von der Caritas betriebenen Geschäften verkauft wird, wurde ein zweites Leben geschenkt, sondern auch die Shop-Arbeiter haben die Chance auf ein zweites Leben bekommen, ein Leben ohne Arbeitslosigkeit. Hinter den Carla-Shops steht nämlich ein Caritas-Beschäftigungsprojekt, durch das rund 280 Langzeitarbeitslose eine neue Aufgabe und damit eine neue Perspektive gewonnen haben.

Ständige Gratwanderung

"Im Schnitt laufen diese Transitarbeitsplätze für circa sechs Monate", erklärt Peter Wagner, der bei der Caritas für den Bereich Beschäftigung und Sachspenden verantwortlich ist. Die Auftraggeber dahinter sind meist das AMS, das Land Steiermark oder die EU. "Das Ziel ist langfristig natürlich eine Wiedereingliederung in den regulären Arbeitsmarkt." Die Herausforderung dabei ist, die ständige Gratwanderung zwischen "zu hartem und zu laschem Umgang mit den Transitarbeiten zu meistern", verrät der Caritas-Mitarbeiter. "Die meisten haben keine Vorkenntnisse, viele haben sprachliche Schwierigkeiten oder Bildungsdefizite. In besonderen Härtefällen haben wir uns auch schon von Transitarbeitern getrennt", so Wagner. Dass hinter der Idee dennoch ein Erfolgsrezept steckt, zeigt die Tatsache, dass das Gros des Stammpersonals in den Shops ehemalige Transitarbeiter sind.

"Ein ganz anderes Feeling"

Die Sachspenden-Märkte federn daneben auch eine weitere Härte für sozial Schwache ab. Menschen, die in Notschlafstellen oder Flüchtlingsquartieren Unterschlupf gefunden haben, erhalten dort auf Anfrage Gutscheine für die Carla-Shops. "Damit ist es auch diesen Menschen möglich, in einem Geschäft Kleidung zu probieren und letztlich auch 'einkaufen' zu gehen", wie Wagner erläutert. "Das ist ein ganz anderes Feeling als um Dinge des täglichen Bedarfs betteln zu müssen, ein riesiger Schritt für mehr Selbstwertgefühl und Wertschätzung."

Seit 2014 in Deutschlandsberg

Carla-Shops sind mittlerweile flächendeckend in der Steiermark vertreten. In Deutschlandsberg ist das Projekt seit Herbst 2014 am Hauptplatz vertreten. Die Shopverantwortliche Renate Ambros ist seit Beginn an dabei. "Es läuft sehr gut, wir haben laufend Kunden aus allen Altersklassen", erzählt sie. Auch die jungen Leute achten würden immer mehr darauf achten, wofür sie Geld ausgeben und dass Waren wieder verwendet werden. Immerhin kriegt man beim Carla-Shop in Deutschlandsberg fast alles: Möbel, Kleidung, Bilder, Antiquitäten, DVDs, Videokassetten oder Spielzeug. "Aber auch Modernes", sagt Ambros. "Wir haben eigentlich alles außer Lebensmittel." An die 5.000 Kilogramm an Sachspenden bekommt der Shop jeden Monat. Derzeit gibt es zehn Mitarbeiter im Carla-Shop Deutschlandsberg, darunter auch Jugendliche vom AMS und ein Freiwilliger. Ambros und ihr Team sind laufend auf der Suche nach freiwilligen Helfern, wer diese gute Sache unterstützen möchte, kann sich gerne beim Carla-Shop melden.

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