Motorradlärm an der B 69 sorgt für Diskussion

Werner Bischof beim Instandsetzen der Lärm-Verkehrstafel an der B 69 auf Höhe Mittertraßen.
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  • Werner Bischof beim Instandsetzen der Lärm-Verkehrstafel an der B 69 auf Höhe Mittertraßen.
  • hochgeladen von Susanne Veronik

Sommerzeit ist Motorradzeit, das merkt man ganz besonders an der B69 in Richtung Soboth, einer besonders beliebte Motarradstrecke in der Steiermark. Doch des einen Freud ist gleichzeitig des anderen Leid.
Mancher Anreiner fühlt sich belästigt, vor allem durch den Lärm. Viele können nicht einmal die Fenster aufmachen geschweige denn draußen auf der Terrasse dem Sommer frönen. Einer von ihnen ist Peter Schuster. "Mein Hof liegt in etwa 600 Meter Luftlinie von der B69 entfernt. Aber gerade auf Höhe Mitterstraßen wird ordentlich aufgedreht, da kann sich der Lärm richtig ausbreiten. Ich habe eine Lärmmessgerät bei mir installiert: "Wir haben einen Grundlärmpegel zuhause von 43 bis 45 Dezibel. Das geht aber dann bis zu 70 Dezibel im Hofbereich. Das ist unerträglich", ärgert sich Schuster und sieht in den angebotenen Fahrkursen für Biker eine unnötige Förderung genau jener Verkehrsteilnehmer: "Im dritten Jahrtausend hat das Herumfahren einfach keine Berichtigung mehr, schon allein angesichts der hohen Umweltbelastungen. Da müssten wir weiter sein".

Verkehrszeichen soll auf Lärm aufmerksam machen

Deshalb hat Peter Schuster auch die Installation eines sogenannten Lärm-Verkehrszeichens über das Verkehrsressort des Landes Steiermark vorangetrieben, das seit einem starken Jahr an der B 69 zwischen Aibl und St. Oswald ob Eibiswald auf Höhe Mitterstraßen installiert ist. Sie soll die Motorradfahrer auf einen lärmbewusteren Fahrstil aufmerksam machen, indem sie ab 86 Dezibel in Leuchtschrift "LÄRM" bzw. "GAS WEG" quasi Lärm sichtbar macht. Vereinbart war laut Schuster, dass die gemessenen Dezibel nicht nur angezeigt, sondern auch aufgezeichent werden. Doch nicht nur, dass aus Gründen des Datenschutzes keine Aufzeichnungen möglich sind, das enthusiastisch installierte Gerät funktionierte bis vor kurzem gar nicht: "Die Anzeige 'Lärm' leuchtet sogar auf, wenn ich mit meinem E-Auto vorbeigefahren bin", beklagt Schuster. Inzwischen war die Tafel gänzlich defekt und leuchtete gar nicht mehr auf. Auch in der Straßenmeisterei Eibiswald ist das Problem um das Lärm-Verkehrszeichen bekannt: "Das Verkehrzeichen ist defekt, Werner Bischof von der Produktionsfirma ist bereits informiert und wird sich demnächst selbst um die Instandsetzung kümmern", so Franz Rudorfer, Assistent des Straßenmeisters. Auf Anfrage der WOCHE Deutschlandsberg bei der Herstellerfirma „Bischof – Innovation & Technologie“ in St. Margarethen bei Knittelfeld, war wenige Tage später Werner Bischof selbst beim Hantieren an der Lärm-Verkehrstafel zu sehen: "Jetzt sollte sie wieder funktionieren", so Bischof und räumte ein, dass die Tafel natürlich den individuellen Gegebenheiten anzupassen ist und das subjektive Lärmempfinden auch von der jeweiligen Wettersituation abhängig ist. Was ist zu sehen? "Das Lärm-Verkehrszeichen aktiviert die Leuchtschrift 'LÄRM' und 'GAS WEG' bei einer Auslösung zwei Mal, um bei Gruppen-Fahrten entsprechend lange sichtbar zu sein", so Bischof.
(Mehr siehe Interview unten)

Zu den Kosten

Was so ein Verkehrs-Lärmzeichen kostet? Die  WOCHE Deutschlandsberg wollte es genau wissen und fragte im Amt der Steiermärkischen Landesregierung nach, nämlich in der Abteilung 16 Verkehr und Landeshochbau, Referat Liegenschaften und technische Dienste: "Ein Lärm-Verkehrszeichen kostet ca. 12.000 Euro. Die Errichtung eines Beton - Fundamentes und die Aufstellung wird von Mitarbeitern der Fachabteilung Straßenerhaltungsdienst (STED) vorgenommen", so Referatsleiter Heinz Rossbacher.
"Für mich ist das reine Verschwendung von Steuergeld. Man tut eigentlich alles, um  die Bevölkerung hinters Licht zu führen, unter dem Vorwand, ohnehin Initiativen zu setzen", ärgert sich Schuster und führt weiter aus: "Wie kommt eine ganze Region dazu, diesen Lärm zu ertragen. Das ist einerseits eine massive gesundheitliche Gefährdung und bedeutet außerdem eine Entwertung der Immobilen in diesem Bereich."

Exekutive ist bemüht

Auch eine mangelnde Präsenz der Exekutive am entsprechenden Abschnitt der B 69 wird  bekrittelt.
Auf Anfrage beim Polizeiposten in Eibiswald gab uns KI Erich Heußerer Auskunft: "Die Exekutierung am Wochenende ist ein personelles Problem. Der Posten Eibiswald ist mit nur zwei Leuten besetzt. Allerdings ist die Bezirksverkehrsgruppe gerade im Sommer mit ihrem Schwerpunkt immer wieder an neuralgischen Punkten auch an der B69 im Einsatz. Dabei kann nur die Geschwindigkeit gemessen werden, aber nicht der Lärm. Ein Lärmmessgerät müsste über die Landesbehörde angeschafft werden." Doch Heußerer sieht in puncto Lärm ein weiteres Problem: "Es ist schwierig nachvollziehbar, dass die Dezibel-Angaben in der Typisierung der Motorräder so unterschiedlich sind. Da müsste eine Vereinheitlichung her!"

Motorradfreie Soboth als Vision

Schuster setzt auf eine Geschwindigkeitsbeschränkung speziell für Motorradfahrer und versucht damit die Bezirkhauptmannschaft in die Pflicht zu nehmen.
Seine eigentliche Vision: Eine motorradfreie Strecke an der B69 (wie auch in Tirol angedacht) sowie ein E-Motorradverleih mit Station z.B. beim Bachseppl. "Man könnte ja die Soboth als Klassiker für Radfahrer wiederbeleben. Das wäre ein guter touristischer Weg für die Region. Das wären zwei Fliegen mit einem Schlag: Man könnte die Bevölkerung schützen und zugleich einen touristischen Mehrwert erzielen. Derzeit ist das bei dem Motorrad-Verkehr aber viel zu gefährlich", so Schuster. Die Biker würde er über den Radlpass fahren lassen.

Keine weitere Geschwindigkeitsbeschränkung

In Bezug auf die vielfach geforderte Geschwindigkeitsbeschränkung, wie sie auf Kärntner Seite besteht, fragte die WOCHE Deutschlandsberg bei Bezirkshauptmann Helmut-Theobald Müller nach: "Man darf nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Die beiden Streckenführungen sind gänzlich unterschiedlich. Eine weitere Geschwindigkeitbeschränkung an der B69 in Richtung Soboth zu den bereits bestehenden Beschränkungen auf Höhe Gasthaus Bachseppl in Aibl sowie bei der Umfahrung von St. Oswald ob Eibiswald entbehrt jeder rechtlichen Grundlage", so Müller, der auch darauf hinweist, dass sich der Motorradtourismus ja in dieser Region vergleichsweise doch sehr in Grenzen hält und sich vor allem auf die Tageszeiten an Sommertagen und auf witterungsbedingt schöne Wochenenden beschränkt.
Allerdings läuft derzeit auf Intervention von Peter Schuster bei Verkehrslandesrat Anton Lang über das Kuratorium für Verkehrssicherheit eine Evaluierung des Verkehrsaufkommens und der Unfallzahlen an besagter Strecke. "Nach der Auswertung werden weitere Maßnahmen mit der Baubezirksleitung in Erwägung gezogen", so der Bezirkshauptmann.

Das sagt der Hersteller

Die WOCHE  Deutschlandsberg fragte bei Werner Bischof als Betreiber der Herstellerfirma Bischof – Innovation & Technologie in St. Margarethen bei Knittelfeld genauer zum Lärm-Verkehrszeichen nach:

Was ist die Intention, soche Lärm-Verkehrszeichen aufzustellen?
Die Anlagen sind zum Wohle der Anrainer vor Ort installiert.
Wir bemühen uns, ein Umdenken im Fahrverhalten zumindest an neuralgischen Punkten bewirken zu können.
Es handelt sich jeweils um einen Prototyp, der die komplette Messtechnik im Verkehrszeichen eingebaut hat – daher ist die Anlage auch sehr mobil aber etwas schwieriger einzustellen.

Wie funktioniert die Tafel?
Das Lärm-Verkehrszeichen ist energieautark mit einer Photopholtaik- Anlage und mit einem integriertem Sensor ausgerüstet und löst bei Motorrädern über 90dB(A) bis 70m Entfernung aus, wenn diese auf das Verkehrszeichen mit mind. 30km/h zu fahren. Das kann auch bei Traktoren und LKW über 90dB(A) sein, wenn diese auf das Verkehrszeichen mit mind. 30km/h zu fahren. Das Verkehrszeichen misst den Lärm der vorhanden ist - natürlich erzeugt auch der Gegenverkehr „Lärm“ der vom Verkehrszeichen registriert wird. Das Gerät löst aber nicht in der Gegenverkehrsrichtung aus. Mehr über die Technik finden Interessierte auf unserer Hompage.

Kann das Gerät also zwischen einem vorbeifahrenden Mähdrescher und einem Motorrad unterscheiden?
Ja! Wenn die Einstellungen stimmen und sich vor Ort die Rahmenbedingungen (Baustelle oder neues Gebäude,..) nicht wesentlich ändern.

Wie oft wird das Lärm-Verkehrszeichen von wem gewartet?

Von der Bischof-IT. Die Wartung erfolgt nach Bedarf oder wenn das Verkehrszeichen versetzt wird.

Wo in der Steiermark sind noch solche Lärm-Verkehrszeichen aufgestellt?
Aktuell gibt es zwei Anlagen „weltweit“ nämlich auf der Soboth und  seit Mai an der Umfahrung von Trofajach, die vom Sölkpass dorthin verlegt worden ist.

Was bringt die Zukunft?
Wir haben für die nächste Generation bereits einige Verbesserungen geplant zB: Fernwartung und Ferneinstellung sowie Verkehrszählung von zu „lauten“ Fahrzeugen aber auch eine Vergrößerung der Messstrecke, um auch statistische Aussagen treffen zu können und vieles mehr.
Derzeit ist aber kein weiteres Verkehrszeichen bestellt, daher warten wir noch mit der weiteren Entwicklung. Aktuell sind die Entwicklungskosten noch wesentlich höher als die Einnahmen durch die beiden Prototypen.

Werner Bischof beim Instandsetzen der Lärm-Verkehrstafel an der B 69 auf Höhe Mittertraßen.
Bei einem nahenden Pkw sollte die Lärm-Verkehrstafel an der B 69 nicht auslösen, so wie hier.
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