Sappi Gratkorn
In der Papierindustrie mischt sich Zuversicht mit Sorge
Als vor einem Jahr bei Sappi die Umbauarbeiten zum Kessel 11 starteten, hätte niemand einen russischen Angriffskrieg auf die Ukraine für möglich gehalten. Und auch nicht die Tatsache, der Willkür russischer Gaslieferungen ausgesetzt zu sein.
GRATKORN. Der neue Kraftwerkskessel ist so ausgerichtet, als Übergang mit einer Mischung aus Erdgas/Biomasse und künftig vorwiegend mit Biomasse befeuert zu werden. Es ist ein Umweltprogramm, in das Sappi rund 35 Millionen Euro investierte, um CO2-Emissionen zu reduzieren.
Preise setzen Papierindustrie zu
Die gute Nachricht: der Kessel ist mittlerweile in der Optimierungsphase und versorgt die Papierfabrik mit dem notwendigen Dampf. „Danke den Anrainern für das Verständnis und die Geduld, weil bei so einer Großbaustelle wahrnehmbare Auswirkungen nicht ausbleiben“, sagt Sappi-Geschäftsführer Max Oberhumer.
Sappi Gratkorn ist mehr als ein Papierproduzent. Seit sechs Jahren beheizt das Unternehmen über eine Fernwärmeleitung der Firma Bioenergie mit der Abwärme aus der Papiererzeugung 20.000 Haushalte in Graz. Welche Auswirkungen hätte hier ein Gasstopp? Kurzfristig gibt Oberhumer Entwarnung, für den Herbst erfolgt die Wärmeversorgung im benötigten Ausmaß. „Für die Wintermonate ist es schwer, eine Prognose zu machen. Wie entwickelt sich der Gaspreis und wird Gas im benötigten Ausmaß verfügbar sein? Das wissen wir nicht“, reüssiert Oberhummer die Problematik.
Im Notfall ein Notfallplan
Als Firmenchef und Energieexperte in der Wirtschaftskammer schließt er nicht aus, dass das Energielenkungsgesetz (Notfallplan) zum Tragen kommt und Einschränkungen hingenommen werden müssen. „Wenn dem so ist, dann muss tagesaktuell entschieden werden“, sagt Oberhumer, „denn die Gaspreise sind extrem hoch und bringen die energieintensive Industrie in Bedrängnis. Da stellt sich die Frage, ob eine Produktion unter diesen Rahmenbedingungen wirtschaftlich noch möglich ist“.
Wer zu Hause mit Pellets heizt, weiß um deren Preisanstieg. Das wirkt sich auch auf die Papierindustrie aus. „Wir sind mit ungewöhnlich hohen Kosten für die Holzbeschaffung konfrontiert, auch die notwendigen Mengen sind schwer verfügbar“, zeigt sich Oberhumer besorgt. Nach dem Corona-Einbruch wird Papier wieder verstärkt nachgefragt. Die Versorgung mit Gas und die hohen Kosten für Rohstoffe dämpfen den Aufschwung.
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