Wer kommt mit dem Klimawandel zurecht?
Lieboch pflanzte Zukunftsbäume

- Beim Rundgang um den Kreisverkehr erklären Stefan Helmreich, Anna Lang, Thomas Roth und Wolfgang Lanner die Zukunftsbäume und die damit verbundene wissenschaftliche Forschung.
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Hitze, Abgase, Trockenheit und wenig Platz für die Wurzeln, das müssen Bäume an Straßen und in Städten aushalten. Der Klimawandel macht Bäumen zu schaffen, die Baumlandschaft muss sich den veränderten Bedingungen anpassen. Lieboch leistet eine Vorreiterrolle und pflanzte 25 unterschiedliche Zukunftsbäume, die in den kommenden Jahren auf Baumgesundheit und Klimaverträglichkeit geprüft werden.

- Zehn bis 15 Jahre dürfte der jetzt beim Kreisverkehr gepflanzte Geweihbaum sein. Sein neuer Standort ist zwischen Unimarkt und Seniorenresidenz Waldhof.
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LIEBOCH. Ein langfristiges Forschungsprojekt des Landes und der HBLA Gartenbau Schönbrunn beschäftigt sich mit Bäumen, die dem Klimawandel trotzen. Das Projekt zieht sich über ganz Österreich. Für den Standort Lieboch war mit ausschlaggebend die vielfältigen Maßnahmen zum Schutz der Umwelt, die in der 5.500 Einwohner zählenden Gemeinde bereits in Angriff genommen oder umgesetzt wurden. So berappte die Gemeinde auch 13.500 Euro für die Zukunftsbäume, der Beschluss fiel im Gemeinderat einstimmig.

- Die Wege rund um den Kreisverkehr wurden durch die Pflanzung der Zukunftsbäume zu einem interessanten botanischen Rundgang.
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Gesunde Bäume sorgen für Abkühlung
Welche Bäume halten Hitze und Trockenheit besser aus, sind weniger anfällig gegen Schädlinge und können trotz verdichteten Bodens stattlich heranwachsen? Thomas Roth, Abteilungsleiter für Gehölzkunde und Baumschulwesen an der Gartenbau Schönbrunn listet 25 Bäume auf, die für ein angenehmes Klima samt Sauerstoffproduktion und schönes Landschaftsbild sorgen und mit klimatischen Veränderungen besser zurechtkommen.
Alle 25 wurden in Lieboch beim Kreisverkehr (Unimarkt, Seniorenresidenz Waldhof) gepflanzt. Einer davon ist ein Geweihbaum. „Gymnocladus dioicus“ zeichnet sich durch eine schöne Krone aus. Bereits vor hundert Jahren wurde seine Art in Wien gepflanzt, seine ursprüngliche Heimat ist Nordamerika“, erklärt Roth bei einer Begehung.

- Im Bereich des Kreisverkehrs LB70 pflanzte Lieboch 25 Zukunftsbäume, die für ein Forschungsprojekt von Fachleuten auf Klimaverträglichkeit und Wachstum kontrolliert werden.
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Noch tragen die Bäume eine lateinische Beschriftung. Das soll sich ändern, sagt Anna Lang vom Umweltausschuss der Gemeinde. In Überlegung ist, Kinder zur Beschilderung einzuladen.

- Tilia tomentosa Szeleste (ungarische Silberlinde) dreht bei Hitze die Blattunterseite nach oben und sorgt damit für die eigene Temperaturregulierung.
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Balkan-Esche, kalabrischer Spitzahorn oder der chinesische Guttaperchabaum (Gummiulme) dürften mit künftigen Herausforderungen besser zurechtkommen. „Tilia tomentosa Szeleste“ beweist das schon. Die ungarische Silberlinde hat sich im Laufe der Evolution angepasst und bildet an der Blattunterseite feine Härchen. Bei Hitze drehen sich die Blätter nach oben, der Baum kann seine eigene Temperatur senken. Die Namen der Bäume mögen exotisch klingen, „eingebürgert“ sind sie hierzulande seit Jahrzehnten. Dennoch gelten sie nicht als heimisch, zumindest wenn es um die Liste jener Bäume geht, die von der Behörde beim Bau von Siedlungen oder Industriegebieten vorgeschrieben wird.

- Schauen bei der Abfederung des Klimawandels in dieselbe Richtung: Thomas Roth, Wolfgang Lanner Stefan Helmreich und Anna Lang bei einer Begehung am Areal der Zukunftsbäume.
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Klimawandel ist schneller als das Gesetz
„Gesetze und Richtlinien können nicht so schnell geändert werden, wie der Klimawandel es vorgeben würde“, sagt Wolfgang Lanner vom Land, zuständig für den technischen Dienst Landschaftsbau. Wie schwierig es auch für eine Gemeinde ist, Bäume zu pflanzen, erklärte Liebochs Bgm. Stefan Helmreich, gelte es doch, neben Anraineranliegen auch Wasser-, Kanal-, Strom- oder Gasleitungen zu berücksichtigen.
Lieboch ist beim Umweltschutz weit voraus. Neben den Zukunftsbäumen wurden Gehwege und Ufer bepflanzt. „Wo wir an Straßen keine Möglichkeit zur Beschattung haben, fördern wir Grundstücksbesitzer, wenn sie bei unseren Gärtnern Bäume kaufen und diese zumindest etwas Schatten auf den Gehsteig werfen“, sagt Helmreich. Auch bei der Renaturierung des Liebochbaches ist die Gemeinde Vorreiter. Der Vergleich ist sichtbar, wo zuvor durch menschliches Eingreifen das Bachbett schnurgerade verlief, zeigt es sich jetzt in romantisch anmutender Natürlichkeit.
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