Musikschuldirektoren protestieren für Gleichbehandlung
„Wir laufen im Kreis“, bringt es Frohnleitens Musikschuldirektor Thomas Brunner auf den Punkt. „Die Politik schickt uns nach Digritspatschen und lässt uns im Regen stehen“, ergänzt Willi Berghold, sein Kollege aus Fernitz-Mellach. Die beiden Musikschuldirektoren und Jugendreferenten im Steirischen Blasmusikverband steigen für ihre Schüler und Kollegen auf die Barrikaden.
Lehrer zweiter Klasse?
Ein Zufall verdeutlicht das Problem der musikinteressierten Kinder. Emiliana und Lara, zwei 9jährige Schülerinnen der VS Fernitz stürmen auf Berghold zu. „Wann können wir wieder Musikinstrumente ausprobieren?“, fragen die Mädchen. Die Kooperationsfächer mit den Pflichtschulen (wie Bläserklassen und Chöre) wurden pandemiebedingt ausgesetzt. Das ist Höhere Macht, ein gravierendes Problem der Musikschulen könnte aber die Politik lösen. In der Steiermark gibt es rund 1.000 bestens ausgebildete Musikpädagogen, die sich als Lehrer zweiter Klasse fühlen. Das Fass zum Überlaufen brachte die Impfung, bei der es für Musikschullehrer „bitte warten“ heißt, während Pflichtschulpädagogen in der Impfstrategie vorgereiht sind.
In der Politik fühlt sich keiner zuständig
Die Konstruktion der Musikschulen ist kompliziert. Schulerhalter ist die Gemeinde, die Lehrer sind Gemeindebedienstete, die Bildungsdirektion übernimmt die Qualitätssicherung über den Lehrplan und die Kontrolle der Qualifikation der Pädagogen, Fördermittel kommen vom Land. Dort wurde der Rotstift angesetzt. Von einem Tag auf den anderen strich das Land die Schulkostenermäßigung für finanzschwache Familien. Die Begründung: die Gemeinden sollten das übernehmen. Keine Unterstützung gibt es vom Bund, denn das Bildungsministerium ist für die Musikschulen nicht zuständig.
Die Förderung von erwachsenen Schülern wurde mit Umstellung auf das neue Fördermodell vom Land Steiermark abgeschafft. Damit gibt es vom Land nur noch Tarifempfehlungen, wie diese in der Steiermark im Detail aussehen, bestimmt die jeweilige Gemeinde. In fast allen Gemeinden ist aber Ebbe im Gemeindesäckel, weil durch Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit die Kommunalsteuer einbrach und Tourismusabgaben fehlen. Reichere Gemeinden stemmen das noch, finanzschwächere tun sich schwer.
„Ich verstehe, dass die Gemeinden finanziell schnaufen, da braucht es Unterstützung vom Land. Gemeinden haben riesige Aufgaben zu bewältigen. Es darf nicht sein, dass kultur- und bildungspolitische Entscheidungen von der jeweiligen Gemeinde getroffen werden müssen“, sagt Berghold. „Wir machen keinen Freizeitspaß, wir leisten einen wichtigen Beitrag, auch für die Ausbildung des Nachwuchses und die Weiterbildung von Erwachsenen in den Musikkapellen und Chören“, betonen beide Musikschuldirektoren.
Auch bei der Zuwendung von Hygienemitteln fühlen sich die Pädagogen in den Musikschulen als Lehrer zweiter Klasse Von der Volksschule bis zum Gymnasium wurden die Schulen von der Bildungsdirektion mit Desinfektionsmitteln, Schnelltests und Masken ausgestattet. Musikschulen mussten dafür bei ihren Bürgermeistern ansuchen. „Zum Glück haben wir in Frohnleiten mit Johannes Wagner einen Bürgermeister, dem die Musikschule sehr am Herzen liegt“, sagt Brunner. Und Berghold bestätigt das auch von Robert Tulnik, dem Ortschef von Fernitz-Mellach.
Protest für Gleichbehandlung
„Wir sind die Kinderstube der Kultur, wir ziehen Künstler und auch das künftige Kulturpublikum heran. Gesellschaftsbildung, Persönlichkeitsentwicklung, das findet auch ganz stark in den Musikschulen statt“, betont Berghold.
Berghold und Brunner streben einen runden Tisch mit LH Hermann Schützenhöfer und den Landesräten Julianne Bogner-Strauß und Christopher Drexler an, bei dem auch die Gleichbehandlung der Musikschulen am Land mit der Landesmusikschule Graz thematisiert wird. „Wir brauchen kein Flickwerk, sondern eine einheitliche Regelung für alle 50 steirischen Musikschulen und ein Bekenntnis der Politik zur Musikerziehung“. Aber bislang ist nicht einmal die Förderung der ländlichen Musikschulen in der Landespolitik fest verankert. Edith
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