Zero Waste-Expertin
Plastikpfand: "Guter Schritt, aber noch ausbaufähig"

Wer die Flaschen und Dosen zurückbringt, bekommt auch Geld zurück. | Foto: Angelika Illedits
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  • Wer die Flaschen und Dosen zurückbringt, bekommt auch Geld zurück.
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Ab 2025 soll in Österreich das Plastikpfand eingeführt werden. Zero Waste-Expertin Evelyn Rath im Gespräch mit der WOCHE.

Deutschland und Island tun es, Norwegen, Finnland, Schweden sowieso, die Niederlande und Estland sind auch schon dabei – jetzt folgt Österreich: Ab 2025 soll hierzulande Pfand auf Plastikflaschen und Getränkedosen eingeführt werden. ÖVP und Grüne haben sich nach gut eineinhalb Jahren Verhandlungszeit darauf geeinigt. MeinBezirk.at fragt bei Zero Waste-Expertin Evelyn Rath nach, ob Pfand überhaupt sinnvoll ist.

Müll und Geld sparen

Rund 900.000 Tonnen Plastikmüll produziert Österreich im Schnitt pro Jahr, gut 40.000 Tonnen Einwegplastik sind auf dem Markt. Genau dieser Müll soll in Zukunft besser verarbeitet werden – dafür sieht die EU bis 2029 eine 90-prozentige Sammelquote bei Verpackungen aus Kunststoff vor.

Der Schritt hin zu einem Pfandsystem könnte helfen. Wirtschaftskammer und Handel stemmten sich im September noch gegen diesen Plan. Dabei hat das System doppelt Sinn: Mit einem Pfand wird dem Müllaufkommen der Kampf angesagt, zugleich bekommen Konsumenten Geld zurück, wenn sie die leeren Verpackungen zum Supermarkt zurückbringen.

Lösungen finden 

"Wir müssen lernen, uns von der Wegwerfmentalität wegzubewegen", sagt Rath, Gründerin von "vision müllfrei". Die Gratwein-Straßenglerin ist die Ansprechperson, wenn es um Müllreduzierung, -vermeidung, Recycling und Co. geht. Gerade bei Verpackungen spielt Plastik eine große Rolle. "Wenn wir in einer nachhaltigen Gesellschaft leben wollen, dann braucht es Motivation von allen Seiten: vom Konsumenten, dem Handel und dem Vertrieb. Es muss für die Menschen Sinn machen, dass Müll reduziert wird."

Zumindest beim Bewusstsein der Konsumenten hat sich in den letzten Jahren viel getan. "Wir sehen Unverpacktläden, Nachfüllstationen etwa für Waschmittel in Drogeriemärkten oder Bierproduzenten, die ihr Bier an Zapfstationen anbieten, bei denen Flaschen selbst mitgebracht werden. Das ist schon eine gute Basis." 

In vielen Drogeriemärkten gibt es bereits Abfüllstationen für Waschmittel oder auch Geschirrspülmittel. | Foto: dm
  • In vielen Drogeriemärkten gibt es bereits Abfüllstationen für Waschmittel oder auch Geschirrspülmittel.
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Pfandhöhe noch unklar

Noch ist nicht klar, wie das Pfandsystem umgesetzt werden soll. Ob alle Handelsketten mitmachen und wie hoch das Pfand ist, steht noch aus. "20 bis 30 Cent müssten es aber schon sein, damit der Anreiz gegeben ist. Da kommt ein Euro schnell zusammen. Flaschen und Dosen würden auch nicht mehr einfach in der Natur verschwinden."

Ziel wäre allerdings, so die Gratwein-Straßenglerin, das Mehrweg-System attraktiver zu gestalten, denn um einen nachhaltigen, klimaschonenden Kreislauf entstehen zu lassen ist der beste Weg, unverpackt einzukaufen, wieder zu befüllen und zu recyceln. "Das Pfandsystem ist ein guter Schritt, aber noch ausbaufähig, sonst wird das Mehrweg-System benachteiligt.

Der Rücklauf muss höher sein. Die Maßnahmen zum Einwegpfand gehen nun ganz klar mit einer Erhöhung des Mehrwegangebotes einher: Ab 2024 wird es schrittweise ein verbindliches Mehrwegangebot in allen Supermärkten geben. Somit macht Einwegpfand absolut Sinn: Konsumenten müssen Glas- und Plastikflaschen zurücktragen, und haben auf beide einen Aufschlag. Das führt dann hoffentlich dazu, dass sie eher zur Mehrwegglasflasche greifen."
Laut Statista liegt aktuell der Mehrweganteil beim Getränkeabsatz in Österreich bei nur 19,9 Prozent. Zum Vergleich: Deutschland liegt hier bei 42,2 Prozent (Quelle und Quelle).

Mehrwegflaschen können, wie es der Name schon sagt, mehrfach verwendet werden: Dadurch entsteht weniger Müll. | Foto: Mitja Kobal/Greenpeace
  • Mehrwegflaschen können, wie es der Name schon sagt, mehrfach verwendet werden: Dadurch entsteht weniger Müll.
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Starke junge Generation

Gerade jüngere Generationen zeigen sich aktiv, wenn es um nachhaltige Wege geht und wollen mithelfen. "Der Begriff Klimaangst ist real. Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene brennen darauf, etwas zu unternehmen. 'Fridays for Future' ist nur eine Aktion davon." Und es sei auch ihr gutes Recht, so Rath, dass sich diese Generation laut und kompromisslos Gehör verschafft: "Wo wir als Erwachsene früher gegen Wände gelaufen sind, werden die Anliegen der Jungen nun endlich wahrgenommen. Klimaschutz ist aber kein Trendthema, es geht um Lebensqualität", so Rath.

Zu Evelyn Rath

  • 2015 fasste Evelyn Rath den Entschluss, das Abfallproblem nicht länger hinzunehmen, seither lebt sie fast ohne Müll. Sie arbeitet selbstständig im Bereich Abfallvermeidung und Ressourcenschonung. Neben ihrer Vortrags- und Seminartätigkeit ist sie in nationalen und internationalen Zero Waste-Projekten eingebunden.
  • Ihr neues Buch "Zero Waste in Stadt und Land – 51 Ideen für Private, Gemeinden und Betriebe" ist gerade im Bucher Verlag erschienen. Kreativ und lösungsorientiert bringt dieses Buch den Zero Waste-Gedanken in das unmittelbare Lebensumfeld. Zahlreiche Handlungsmöglichkeiten in der eigenen Stadt oder Gemeinde laden dazu ein, selbst ins Tun zu kommen. 
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