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Schutzimpfung: Ärzte kommen an ihre Grenzen

Rund 800 Ärzte steiermarkweit impfen in ihren Ordinationen – mit der zusätzlichen Aufgabe steigt der organisatorische Aufwand. | Foto: ÄK/Schiffer
  • Rund 800 Ärzte steiermarkweit impfen in ihren Ordinationen – mit der zusätzlichen Aufgabe steigt der organisatorische Aufwand.
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  • hochgeladen von Nina Schemmerl

In Arztpraxen schreitet die Impfung gegen Covid-19 voran. Für die Mediziner ist es aber auch mehr Aufwand.

In Zeiten einer weltweiten Gesundheitskrise ist die regionale Medizinversorgung wichtiger denn je. Nicht zuletzt, seit das Impfen in Praxen begonnen hat, sind die Ärzte aber noch mehr gefordert. Auf insgesamt 443.066 GUler kommen 62 Allgemeinmediziner – umgerechnet bedeutet das, dass jedem Einwohner 0,01 Prozent ärztlicher Rat zur Verfügung steht. Wie also lässt sich die Arbeit der niedergelassenen mit dem zusätzlichen Aufwand der Schutzimpfungen handhaben? Laut dem Land Steiermark sind aktuell 57.988 Menschen in Graz-Umgebung über 16 Jahren für die Impfung gegen Covid-19 registriert. Zwei Drittel werden beim Hausarzt, das restliche Drittel bei Impfstraßen geimpft.

Impfung erhöht Arbeit

"Es ist ein hoher zeitlicher, organisatorischer und finanzieller Aufwand. Das alles passiert nach der regulären Arbeitszeit, denn ich habe ja noch Patienten, die aus anderen Gründen einen Arzt aufsuchen", fasst Peter Kobierski die Situation in seiner Ordination in St. Oswald zusammen. "Wenn ich vorher gewusst hätte, was da auf uns zukommt, ich denke, ich würde es so nicht mehr machen."
Das für ihn unausgereifte Anmeldesystem stellt die größte Hürde dar. Hinzu kommen unbeständige Liefertermine der Impfdosen und die Absagen jener, die sich aktuell nicht mit AstraZeneca impfen lassen wollen. "Dann muss nachtelefoniert und wieder neu geplant werden. Es gibt auch Personengruppen, die bei mir angemeldet sind, aber ihren Impfstoff woanders bekommen haben. Sie bleiben trotzdem im System gemeldet. Das ist Chaos."
Um die Flut an Papierkram und Telefonaten zu bewältigen, springen dem kleinen Ordinationsteam immer häufiger Gemeindebedienstete zur Seite. "Die Zusammenarbeit ist sehr gut. Die Gemeinde hilft uns, schickt Infos aus. Wir brauchen jetzt mehr Personal, um aus dieser Krise zu kommen."

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Apotheken erneut dabei

Abhilfe schaffen könnten die Apotheken. "Wir sind Teil des Teams gegen Covid. Genau deshalb bieten wir Tests an und sind auch bereit, bei den Impfungen zu unterstützen. Wir würden das schaffen", sagt Edda Triebl von der Flora Apotheke in Gratwein-Straßengel. Die Pharmazeutin sieht im Impfen bei Apotheken sogar einen kleinen Vorteil, weil sie mehr Personal zur Verfügung stellen können und längere Öffnungszeiten haben. "Wir sind zwölf Personen, die Hälfte davon Akademiker. Also nicht alle haben eine Ausbildung." Sie selbst betont, dass die Apotheken dabei keinesfalls eine Konkurrenz zu Ärzten darstellen, im Gegenteil: "Wir wissen nicht, wie lange die Pandemie herrscht, wie lange geimpft werden muss. Damit es schneller geht, müssen wir die Ärmel hochkrempeln."
Für Kobierski wäre das eine Erleichterung, dennoch sieht er darin ein Problem: "Es gibt einen Grund, warum Ärzte impfen. Die Nachbehandlung ist ein wesentlicher Teil der Impfaktion."

Ärztekammer kritisiert

Die Ärztekammer für Steiermark sieht in dem Angebot der Apotheker, beim Impfen zu helfen eine "Sinnlose Provokation und grobe Themenverfehlung". "An die tausend niedergelassene Vertrauensärzte stehen allein in der Steiermark für das Impfen zur Verfügung und können durch fundierte Aufklärung Impfängste der Bevölkerung vielfach ausräumen“, sagte der steirische Ärztekammerpräsident Herwig Lindner. Er wies darauf hin, dass Impfen drei Schritte erfordere: die fundierte Aufklärung, das eigentliche Impfen und die ärztliche Beobachtung nach der Impfung, um bei etwaigen Impfreaktionen rasch und kompetent helfen zu können. „Die umfassende Impfbetreuung können nur Ärztinnen und Ärzte garantieren.“,

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