Murkraftwerk
Zubringer-Debatte: Doch schneller mit dem Fahrrad unterwegs?

Mit dem Murkraftwerk wurde die Diskussion um einen Zubringer beziehungsweise ein Autobrücke, die Gratwein-Straßengel und Gratkorn miteinander verbindet, wieder laut. Wir haben nachgefragt, ob eine Umsetzung überhaupt sinnvoll ist.

Gratwein-Straßengel und Gratkorn setzen seit Jahren auf ein umfassendes Mobilitätskonzept für Alltagsradfahrer – und das hat auch Einfluss auf das geplante Murkraftwerk mit Baubeginn im November (die WOCHE hat berichtet, alle Infos gibt's weiter unten nachzulesen). Fix ist, dass es einen neuen Radweg entlang der Mur geben und das Kraftwerk selbst zu einer Fußgänger- und Radfahrerbrücke wird. Einer Autobahn beziehungsweise einer Brücke für den Kfz-Verkehr, um von Gratkorn über die Mur nach Gratwein-Straßengel und umgekehrt zu kommen, wird allerdings eine Absage erteilt, obwohl diese schon seit Jahren diskutiert und von einigen herbeigesehnt wird. Schneller in Gratwein-Straßengel sein und den Verkehr in Gratkorn bremsen waren stets die Argumente dafür. Doch das würde sich gar nicht rechnen, meint Markus Frewein vom Planungsbüro "verkehrplus", der im Rahmen der Gemeindeversammlung zum Thema „Radverkehrskonzept und Mobilität in unserer Gemeinde“ zum Status Quo geladen hat. 

60.000 Autofahrten täglich

Zwischen der Weinzödlbrücke und den Gratkorn-Tunnel werden täglich rund 60.000 Autofahrten gemessen. Diese Zählung hat "verkehrsplus" unternommen, um herauszufinden, ob sich eine Autobahnanbindung für Gratwein-Straßengel lohnt. Ausgangssituation ist die Fragen, wie viele Autofahrer in das Gratkorner Becken hineinfahren, wie viele es verlassen, wo sich die Kfz innterhalb dieses geografischen Raumes wirklich bewegen. Das Ergebnis: "60.000 Autofahrten sind eine große Menge. Entscheidend ist aber, wie viele davon einen Vorteil von einer Autobahnbrücke hätten. Und das sind nur 2.000 bis 3.000. Eine Autobahn hätte hier keinen positiven Effekt und wir suchen nach dem Nutzen für die Mehrheit", sagt Frewein. 
Außerdem ist eine Zeitersparnis nicht gegeben, denn eine Abbiegung sozusagen im 90-Grad-Winkel ist baulich nicht möglich und durch die Anzahl der Autos müsste der Verkehr auch geregelt werden. Ampeln stoppen den fließenden Verkehr.

Wäre ein Zubringer doch die Lösung?

Der Vorwurf, Bürgermeister Harald Mulle hätte sich mehr einsetzen müssen, um einen Verkehrsknotenpunkt hier möglich zu machen, kann aber nicht standhalten: "Das war schon vor zehn Jahren bei uns Thema", sagt er, "das kann so von Gemeindeseite aber nicht bestimmt werden, denn das Land hätte ein eigenständiges Projekt planen müssen".

"Loch-auf-Loch-zu"-Dilemma

Der Talkessel, der genau unter die Lupe genommen wurde, zeit laut dem Planungsbüro demnach keine positiven Auswirkungen für Kfz-Lenker – etwa im Sinne von einer Zeitersparnis – im Nahbereich des Kraftwerkes, wenn es einen Zubringer geben würde. Im Gegenteil, es käme zu einem "Loch-auf-Loch-zu"-Dilemma: "Der Verkehr würde nur verlagert werden", so der Experte. "Aus fachlicher Sicht kann ich mit ruhigen Gewissen sagen: Es wären gleich viel Autos unterwegs."

Fokus auf die Fahrradfahrer

Stattdessen oder genau aus diesem Grund liegt der Fokus auf das Radverkehrskonzept. Die Mobilitätswende, die die Marktgemeinden in Kooperation anstreben, könnte demgemäß mit einer Autobahn nicht geschafft werden, man legt Wert auf den Ausbau des Radverkehrsnetzes, vor allem für Alltagsradfahrer und jene, die das Auto auf dem Weg zur Arbeit oder zum Einkauf lieber einmal stehen lassen wollen. Auch Gratwein-Straßengels Vizebürgermeisterin und Radverkehrsbeauftragte Johanna Tentschert ist dieser Meinung: "Wir können nicht als Gemeinde sagen, wir setzten auf den Radverkehr und bauen dann eine Autobahn."

Das Potenzial für das Fahrrad als alternatives Verkehrsmittel ist gegeben, denn laut einer vorab durchgeführten Befragung von "verkehrplus" bei den Bewohnern sind rund 17 Prozent der Pkw-Fahrten in den beiden Gemeinden zur Arbeit und gut 45 Prozent der Pkw-Fahrten für Erledigungen und Einkäufe kürzer als fünf Kilometer. Der Plan ist demnach, Strecken so zu optimieren, dass überhaupt auf das Auto gut verzichtet werden kann.

Sicherheit ist wichtig

WOCHE-Leser Josef Leitner, der selbst viel mit dem Fahrrad unterwegs ist und beim Infoabend dabei war, begrüßt das Radverkehrskonzept, wünscht sich aber mehr Lösungen bei der Sicherheitsfrage. "Kann man wirklich mit gutem Gewissen einen Autofahrer überzeugen, auf das Rad umzusteigen oder einen Schüler dazu zu bewegen, mit dem Fahrrad in die Schule zu fahren? Ist die starke Zunahme der Unfälle mit dem Fahrrad nicht alarmierend? Seit 2017 hat sich der Auto- und vor allem der Lkw-Verkehr in unserem Ortsgebiet massiv erhöht", sagt er. Deshalb fügt er an, er sei weder Planer noch Verkehrsexperte, aber „ich habe Realitätssinn und weiß, dass eine Umsetzung nur mit Einschränkungen für den Autoverkehr verbunden ist und man viel Farbe und bauliche Maßnahmen für die Streckenführung braucht".
Das Planungsbüro arbeitet diesbezüglich schon an einer Lösung. Man müsse, so Frewein, zuerst ein optimales Netz schaffen, um überhaupt Autofahrern einen Anreiz zu geben, auf das Fahrrad umzusteigen. "Jeder Autofahrer ist auch Fußgänger, aber nicht jeder Autofahrer ist Radfahrer. Es muss genug Möglichkeiten geben, um das Radfahren attraktiver zu machen. Erst dann können die Verkehrsteilnehmer ihre Situationen besser verstehen und mehr Rücksicht genommen werden. Aber es geht nur Schritt für Schritt. 

Hier gibt es alle Infos zum Baustart des Murkraftwerkes:

Nächste Schritte für das Murkraftwerk
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