Schulbeginn
Ein Herbst voller Unsicherheiten
Wenige Tage vor dem Schulstart sind die Unsicherheiten bei Eltern aus dem Bezirk weiterhin groß.
Im vergangenen Herbst waren die Medien mit Tipps und Hausmitteln gegen Erkältungen gefüllt, nichts Ungewöhnliches so kurz vor der Grippesaison. Heuer haben Symptome wie Husten einen bitteren Beigeschmack. Wann man nun sein Kind in die Schule oder in den Kindergarten bringen darf, das scheint für Eltern immer noch ein großes Fragezeichen zu sein.
"Es ist viel Unsicherheit da, denn niemand weiß so recht, wie man damit umgehen soll, wenn das Kind erkältet ist. Kann es in die Schule? Was tun während der Eingewöhnungsphase im Kindergarten?", fasst Sandra Dorner die Sorgen der Mütter beim Mama-Stammtisch in Hausmannstätten zusammen. Unsicherheiten, die auch Bernadette Pöcheim von der Arbeiterkammer Steiermark bekannt sind: "Derzeit rufen viele Eltern an, weil von den Betreuungseinrichtungen teilweise kommuniziert wird, dass verschnupfte Kinder nicht kommen dürfen."
Bezahlte Freistellung
Die Arbeitsrechtsexpertin stellt klar, dass Betreuungseinrichtungen ein Kind wegen Schnupfen nicht einfach so ablehnen dürfen, auch reicht ein Schnupfen nicht für eine Pflegefreistellung aus. Anders ist dies, wenn es zu einem Krankheitsfall oder zur Schließung der Einrichtung kommt. "Eltern haben dann einen Rechtsanspruch auf Freistellung unter Fortzahlung des Entgeltes, auch mehrmals jährlich und ohne Zustimmung vom Arbeitgeber", gibt Pöcheim Entwarnung. Anders sei dies bei der Sonderbetreuungszeit, die derzeit viel kommuniziert wird, die jedoch die Zustimmung vom Arbeitgeber verlangt: "Das ist aber etwas anders."
In den Richtlinien des Bildungsministeriums scheint es klar geregelt zu sein, wann ein Kind zuhause bleiben muss: "Jede Form einer akuten respiratorischen Infektion (mit oder ohne Fieber) mit mindestens einem der folgenden Symptome, für das es keine andere plausible Ursache gibt, soll zu einem Fernbleiben vom Unterricht führen: Husten, Halsschmerzen, Kurzatmigkeit, Katarrh der oberen Atemwege, plötzlicher Verlust des Geschmacks-/Geruchssinnes." So sei die Weitergabe eines grippalen Infekts innerhalb der Familie eine "plausible Ursache", das Zusammentreffen mehrerer Symptome ein ernstzunehmender Hinweis. Auch weisen diese Richtlinien darauf hin, dass es nicht zielführend sei, dass "jeder Schnupfen zu einem Fernbleiben vom Unterricht führt". Und genau hier beginnen die Verunsicherungen in der Realität. Auch Bernhard Braunstein von der Steirischen Lehrervertretung bestätigt trotz Optimismus eine gewisse Unsicherheit: "Wir sind nicht allein gelassen, sondern praxislos. Wir bekommen viel Unterstützung von der Bildungsdirektion und dem Ministerium, aber in der Praxis wird es sich beweisen, was funktioniert."
Soziale Komponente fehlt
Braunstein, der selbst Schulleiter ist, hofft auf einen "normalen" Herbst, vor allem auch aus einem Grund: "Die Schule ist nicht nur Lehranstalt, sondern auch Tempel der Aktionen, und das leidet im Moment am meisten. Die soziale Komponente ist extrem wichtig, und die fehlt am meisten. Manche Schüler haben sich jetzt ein halbes Jahr lang nicht gesehen. Kinder sind sehr flexibel, aber was bei ihnen im Innersten passiert, weiß man erst später. Die Schule sollte für Kinder eine freundliche Einrichtung sein, und das wird sie durch Freunde."
Eine weitere Problematik sieht Braunstein darin, eine Erkältung von Covid zu unterscheiden, und auch personaltechnisch wird es spannend: "Wenn einer an Covid erkrankt, fällt mir nicht nur eine ganze Klasse, sondern auch weitere Lehrkräfte, die die Klasse unterrichten, aus." Zudem merkt der Lehrervertreter an, dass Eltern in die Bredouille kommen, wenn sie immer wieder von der Arbeit fernbleiben. Eine Sorge, die auch Sandra Dorner beim Mama-Stammtisch aufschnappte: "So hat eine Mutter, die in der Privatwirtschaft tätig ist, Angst um ihren Arbeitsplatz, da sie bereits im vergangenen Schuljahr oft zuhause bleiben musste."
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