Schlechteres Ranking
Feinstaub-Gefahren in Graz mehr als grenzwertig
Zweifelhafte Ehre: Laut europaweiter Rangliste ist Graz weiterhin Österreichs Feinstaubhauptstadt. Warum das alte Problem auch für Junge gesundheitlich relevant ist, verrät Fachmann Leigh Marsh vom Ludwig Boltzmann Institut für Lungengefäßforschung.
GRAZ. Platz 260 von 344 – so das alarmierende Ergebnis im kürzlich von der Europäischen Gesundheitsagentur veröffentlichten Luftqualitäts-Ranking. Dass im Europavergleich wieder Ränge eingebußt wurden, man sich unter den schlechtesten 25 Prozent befindet und unter Österreichs Städten gar trauriges Schlusslicht ist, schockiert viele Grazerinnen und Grazer ob des jahrzehntelangen Dauerthemas kaum noch.
Ein Gewöhnungseffekt, den Lunge, Herz und Co. freilich nicht mitmachen, wie Leigh Marsh vom Grazer Ludwig Boltzmann Institut für Lungengefäßforschung zu bedenken gibt: "14,1 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft – das ist fast das Dreifache des empfohlenen Grenzwerts von fünf Mikrogramm und liegt damit nur knapp unter der Grenze zur Einstufung als schlechte Luftqualität."
Das Problem: "Feinstaubpartikel sind so klein, dass sie bis in die Gasaustauschbereiche unserer Lungen vordringen und sogar in den Blutkreislauf gelangen können." Auf diese Weise können Verbindungen zwischen benachbarten Zellen geschädigt und die innere Barriere gegen andere Partikel und Mikroben geschwächt werden.
"Außerdem können Feinstaubpartikel unser Immunsystem aktivieren, was zur Entwicklung chronischer Lungen- und Atemwegserkrankungen beitragen kann", erklärt der Brite, der seit 2011 in Graz lebt. Er sagt weiter: "Sowohl kurz- als auch langfristig Luftschadstoffen ausgesetzt zu sein, steht in engem Zusammenhang mit Atemwegserkrankungen wie Asthma und COPD (Chronisch obstruktive Lungenerkrankung)."
Risiko von Kindheit an
Frühkindlicher Kontakt mit Feinstaub werde mit dem Auftreten und dem Fortschreiten von Asthma in der Kindheit sowie mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von Asthma im späteren Leben in Verbindung gebracht, so der Forscher. "Bei älteren Menschen ist der Zusammenhang zwischen Langzeitbelastung durch Feinstaub und der Sterblichkeit gut dokumentiert, was besonders wichtig ist, da COPD hauptsächlich Erwachsene mittleren Alters und ältere Menschen betrifft."
Zudem können sich bestehende Krankheiten – etwa durch die höhere Anfälligkeit für Atemwegsinfektionen – akut verschlimmern. Marsh: "Es gibt Ähnlichkeiten zwischen Feinstaub in der Luftverschmutzung und im Passivrauchen, aber die Konzentrationen im Rauch sind höher und schädlicher als in der Grazer Luft."
Ob man deshalb so oft wie möglich raus aus Graz sollte? "Ich bin der festen Überzeugung, dass regelmäßige Ausflüge in die Berge zahlreiche gesundheitliche Vorteile mit sich bringen, angefangen beim Atmen der sauberen Bergluft bis hin zum Abbau von Stress im täglichen Leben."
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