Ina Mastnak von der TARA Frauenberatungsstelle: "Der Täter ist Frauen oft bekannt"
Ina Mastnak, Leiterin der TARA Frauenberatungsstelle, erklärt, wieso sexuelle Gewalt Thema sein muss.
"Ist Luisa hier?" – unser Artikel aus der vorletzten Ausgabe über dieses Codewort aus der deutschen Stadt Münster stößt nicht nur bei Polizei und Gastronomie auf positives Echo. Auch Ina Mastnak, Geschäftsführerin der TARA Frauenberatungsstelle, begrüßt die Idee, dass sich Frauen in bedrängten Situationen hilfesuchend an das Barpersonal wenden können. TARA bietet Beratung, Therapie und Prävention bei sexueller Gewalt gegen Mädchen und Frauen und ist die einzige Beratungsstelle in der Steiermark, die sich auf sexuelle Gewalt spezialisiert hat und schon seit 1984, aus dem Frauennotruf heraus, besteht. "Sexuelle Gewalt beginnt dort, wo die Integrität der Frau gestört wird", sagt Ina Mastnak und ergänzt: "Die Vielzahl der sexuellen Übergriffe auf Frauen kommt aber aus dem privaten Umfeld."
300 Klientinnen pro Jahr
Der eigene Partner, der Ex-Partner, Nachbar, Freund oder ein Bekannter – sowohl bei sexueller Belästigung als auch bei sexueller Gewalt sind die Täter ihren Opfern meist bekannt. "Es wird nur eine von zehn Vergewaltigungen angezeigt, weil sich viele Frauen nicht trauen, das öffentlich zu machen", weiß Mastnak. 300 Frauen als Opfer sexualisierter Gewalt betreut die TARA Frauenberatungsstelle pro Jahr und verzeichnet rund 80 Neuzugänge. "Wir fürchten uns vor Fremdtätern, aber tatsächlich sind Übergriffe durch bekannte Täter häufiger", erklärt Mastnak auch, warum es nötig ist, das Problem der sexuellen Gewalt im öffentlichen Raum zu thematisieren. Die Codewort-Aktion ist laut Mastnak eine gute Idee. "Alles, was das Sicherheitsgefühl der Frauen unterstützt und ihnen zeigt, dass sie Hilfe bekommen, ist begrüßenswert", betont sie.
Begleitung und Therapie
"Es geht darum, in der Gefahrensituation Schlimmeres zu verhindern", führt Mastnak weiter aus, dass sie und ihr Team für eine Kooperation mit der Polizei und Gastronomie für ein ähnliches Projekt wie in Münster offen sind. Wie schlimm es kommen kann, weiß Mastnak aus ihrer Beratungserfahrung bei TARA, denn dort werden pro Quartal 30 bis 35 Frauen zu Gerichtsprozessen begleitet. Diese juristische Prozessbegleitung ist neben der psychosozialen Betreuung eine große Stütze für die Frauen. "Wir bieten unsere Tätigkeiten kostenlos an, lediglich für die Psychotherapie gibt es einen Selbstbehalt, der aber verglichen mit dem freien Markt deutlich niedriger ist", erklärt Ina Mastnak die Notwendigkeit einer geschlechtshomogenen Beratung von Opfern in geschützten Räumen ohne Kostenrisiko. Info: www.taraweb.at
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