Grazer Volksschule
Schulunterlage bezeichnet "Türken als Plage"

Ein Auszug aus dem Unterrichtsmaterial. Mustafa Durmus kritisiert die massive Entmenschlichung und fordert mehr Sensibilität bei der Aufbereitung der Geschichte.
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  • Ein Auszug aus dem Unterrichtsmaterial. Mustafa Durmus kritisiert die massive Entmenschlichung und fordert mehr Sensibilität bei der Aufbereitung der Geschichte.
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In der Menschenrechtsstadt Graz bekommen Volksschüler Unterrichtsmaterial, das "Türken als Plage" mit Heuschrecken und der Pest gleichsetzt. SPÖ-Politiker Mustafa Durmus fordert nun einen Stopp dieser Entmenschlichung und mehr Sensibilität in der Vermittlung historischer Fakten.

"Hier wird in offiziellen Schuldokumenten eine in Graz lebende Menschengruppe mit einer Heuschreckenplage und einer ansteckenden tödlichen Seuche gleichgesetzt", zeigt sich Mustafa Durmus, Landesvorsitzender der Jungen Generation der SPÖ Steiermark, entsetzt über einen Auszug, der ihm vergangene Woche von einer österreichischen Mutter zugespielt wurde. In einer Grazer Volksschule wurde diese Lernunterlage an die Drittklässler im Rahmen des regulären Unterrichts verteilt, berichtet wird über drei Plagen, die Graz heimgesucht haben: Heuschrecken, Pest und die Türken.

Kinder schützen 

"Bei der Vermittlung dieser Lerninhalte muss man im Jahr 2020 mehr Sensibilität an den Tag legen. Unvorstellbar, was diese Entmenschlichung in den Köpfen unserer Kinder auslöst. Solche Vergleiche sind in unserer heutigen Gesellschaft fehl am Platz", so Durmus, der eine dringende Aufklärung fordert.
Es gehe ihm dabei keinesfalls darum, die Schuld auf die Lehrperson zu schieben: "Nach meinem Posting haben sich auch Erwachsene gemeldet, die ebenfalls mit diesem Lernmaterial unterrichtet wurden und sich bedankt, dass endlich jemand dieses Thema aufgreift. Es handelt sich hier also um Unterrichtsmaterial, das seit Jahren verwendet wird und das in mehreren Schulen. Wenn sich nun Grazer nach all dieser Zeit bei mir melden, kann man sich vorstellen, wie das Menschen langfristig prägt", so Durmus, der betont: "Kinder müssen geschützt werden. Wie kommt ein Drittklässler dazu, derartiger Entmenschlichung ausgesetzt zu werden. Wenn eine Volksgruppe als Plage bezeichnet wird, verliert sie jeglichen Schutz. Wie fühlt sich ein türkischstämmiges Kind, wenn es hört, dass Türken wie Heuschrecken oder schlimmer als die Pest sind?"

Graz als Vorzeigestadt

Dem Steirer ist wichtig zu betonen, dass historische Fakten aufgearbeitet gehören, allerdings besonders bei Kindern müsse man sich überlegen, wie dies zeitgemäß funktioniere und vor allem ohne Feindbilder zu schüren. "Die Bildungsdirektion ist informiert. Mir geht es um unser Zusammenleben in Österreich, wie man mit Geschichte umgeht und was unsere heutige Verantwortung gegenüber den Jüngsten in unserer Gesellschaft ist. Egal von welcher Gruppe, eine derartig massive Entmenschlichung darf nicht stattfinden", so Durmus, der abschließend appelliert: "Als Menschrechtsstadt Graz könnte man hier ein Signal setzen und die erste Stadt sein, die derartiges Unterrichtsmaterial verbietet."

Wie die Bildungsdirektion und Schulpsychologie darauf reagierte, lesen Sie hier.

Ein Auszug aus dem Unterrichtsmaterial. Mustafa Durmus kritisiert die massive Entmenschlichung und fordert mehr Sensibilität bei der Aufbereitung der Geschichte.
Dieses Schuldokument ist anscheinend offizielles Unterrichtsmaterial in Graz. | Foto: KK
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