Med Uni Graz
Superfood Muttermilch für Baby und Mikrobiom

Charlotte Neumann, Evelyn Jantscher-Krenn und Christine Moissl-Eichinger (v.l.) von der Med Uni Graz referierten über die Bedeutung des Mikrobioms in Schwangerschaft und früher Kindheit.  | Foto: C. Pendl
  • Charlotte Neumann, Evelyn Jantscher-Krenn und Christine Moissl-Eichinger (v.l.) von der Med Uni Graz referierten über die Bedeutung des Mikrobioms in Schwangerschaft und früher Kindheit.
  • Foto: C. Pendl
  • hochgeladen von Christian Pendl

Ein starkes Immunsystem, die Aufrechterhaltung der Darmbarriere, Verdauungsprozesse oder auch die Vitaminbildung: Alle diese Eckpfeiler der Gesundheit zählen zu den Aufgabenbereichen unseres Mikrobioms, also der Gesamtheit aller Mikroorganismen und Elemente der Aktivität im Körper. Aktuelle Forschungsergebnisse hinsichtlich des Mikrobioms in Schwangerschaft, Stillzeit und früher Kindheit wurden im Rahmen des 9. Theodor Escherich Symposiums an der MedUni Graz in Kooperation mit MeinMed präsentiert.

GRAZ. Im frei zugänglichen Teil des zweitägigen wissenschaftlichen Symposiums gaben die Grazer Forscherinnern Christine Moissl-Eichinger, Evelyn Jantscher-Krenn und Charlotte Neumann einen praxisorientierten Einblick in die Mikrobiom-Forschung, vor allem mit Blick auf das Mikrobiom von Mutter und Kind während der Schwangerschaft und Stillzeit. Bereits während einer vaginalen Geburt findet eine maximale Übertragung von Mikroorganismen von der Mutter auf das Kind statt. Im Vergleich zu Kaiserschnitt-Geburten bietet dies, laut Forschungsstand, einen besseren Schutz vor der Besiedelung mit Krankenhaus-Mikroorganismen und ermöglicht eine höhere Anzahl nützlicher Bakteroide im ersten Lebensjahr. Auch werden Assoziationen zu einem geringeren Asthmarisiko beobachtet. Zudem wird bei Kindern, die im ersten Lebensjahr am Bauernhof aufgewachsen sind, eine halbierte Wahrscheinlichkeit für Asthma und Allergien festgestellt. Dagegen erhöht fehlende Exposition gegenüber infektiösem Material, symbiotischen Mikroorganismen und Parasiten die Wahrscheinlichkeit an Allergien zu erkranken. In der Hygienehypothese wird angenommen, dass sich das Immunsystem deshalb nicht natürlich entwickeln kann. Man spricht hier von einer "unterbrochenen" Entwicklung. Auch zu häufiger Antibiotika-Einsatz stellt im Rahmen der Entwicklung einen zu berücksichtigenden Faktor dar.

Zentrale Rolle: Humanmilch-Oligosaccharide

Das Mikrobiom im Körper interagiert auch mit den menschlichen Zellen und dem Gehirn, und seine Bedeutung für die kindliche Entwicklung zeigt sich sehr eindrucksvoll im Rahmen von Untersuchungen der Muttermilch. Je nach Phase der Stillzeit verändert sich deren Zusammensetzung dynamisch, sie ist auch individuell abgestimmt auf die Bedürfnisse des Kindes und enthält eine Vielzahl an Nährstoffen, bioaktiven Stoffen (Hormone, Enzyme, Antikörper, komplexe Zucker, microRNAs, etc.) und lebenden Zellen (Laktozyten, Stammzellen, Phagozyten, Leukozyten, etc.).
Evelyn Jantscher-Krenn von der Klinischen Abteilung für Geburtshilfe unterstreicht dabei auch die Faktoren, welche etwa die Humanmilch-Oligosaccharide (HMO) – essentielle Bestandteile der Muttermilch – beeinflussen:

"Bewegung, Ernährung, Lifestyle, metabolischer Status oder auch Genetik und Umwelteinflüsse stellen Faktoren für die Zusammensetzung der HMO dar."

Diese wiederum hat auf das Baby zahlreiche unterstützende Effekte, beispielsweise antientzündliche (auto-immune u. kardiovaskuläre Erkrankungen) und antiinfektive (gastrointestinal, respiratorisch, urogenital). Auch das Mikrobiom im Darm, das Immunsystem (Allergien, Asthma) oder metabolische Prozesse (Fettstoffwechsel, Insulin, etc.) können von den Humanmilch-Oligosacchariden profitieren.

Studie in Graz, Leoben und Klagenfurt

Diese Erkenntnisse spiegeln sich zum Teil auch in einer kürzlich durchgeführten Studie an den Neugeborenen-Intensivstationen in Graz, Leoben und Klagenfurt, in der Längsschnittdaten über ein bis drei Wochen bei 54 Kindern (383 Proben) mit nekrotisierender Enterokolitis (NEC) erhoben wurden. Untersucht wurde hierbei die Mikrobiom-Profilierung, Metagenomik und Metabolomik (Stoffwechselprozesse) unter dem Aspekt des therapeutischen Einsatzes von Muttermilch, Formulamilch, Antibiotika und Probiotika.

"Österreichs Neugeborenen-Intensivstationen setzen auf ein sehr wirkungsvolles Protokoll gegen NEC, mit Probiotika, Antibiotika und Fütterung. Das Bifidobacterium zeigte sich hier als ein starker Motor für die Entwicklung eines gesunden Mikrobioms. Eine Supplementierung damit setzt jedoch die gleichzeitige Fütterung mit HMOs voraus",

fasst Christine Moissl-Eichinger vom Institut für Hygiene, Mikrobiologie und Umweltmedizin die Kernaussagen der Studie zusammen.

Weiterführende Informationen:

Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige
Das KosMedicS-Team um Karin Migglautsch (M.) berät zu Schönheitsfragen. | Foto: Konstantinov
3

Wohlfühlen in der eigenen Haut
KosMedicS als Ansprechpartner für ästhetische Medizin

KosMedicC ist ein innovatives Kosmetikstudio und Medical Beauty Clinics mit zehn Jahren Erfahrung zu Beauty-Themen. GRAZ. Wer Angebote rund um Schönheit und Gesundheit für Gesicht und Körper sucht, findet diese bei KosMedicS unter Karin Migglautsch und ihrem KosMedicS-Team. Ob reine Kosmetik, ärztliche Behandlung oder beides gemeinsam: Hier findet sich alles unter einem Dach, von der klassischen Gesichtsbehandlung bis zum minimalinvasiven medizinischen Eingriff. Hier werden mittels neuester...

  • Stmk
  • Graz
  • RegionalMedien Steiermark

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.