Wo das Steuergeld an der Mur hinfließt
Pensionen kosten den Grazer Steuerzahlern mehr als 100 Millionen Euro pro Jahr.
Mehr als 70.000 kg feinster Beluga-Kaviar, über 4.000 nagelneue Porsche Carrera oder 1.500 Stück Rolex: Das alles könnte man sich mit den Steuereinnahmen der Stadt Graz aus dem Vorjahr leisten. Mit 440 Millionen an steuerlichen Erträgen der Landeshauptstadt könnte auch das Team von Sturm Graz aufgekauft werden – und zwar satte 36 Mal. „Ein großer Brocken des Geldes fließt aber in den Bereich ‚Verwaltung und Politik“, macht Michael Kicker, der Verantwortliche für das städtische Budget, seinem Nachnamen keine Ehre und zerschlägt die Hoffnungen, wonach die Stadt Graz künftig die heimische Bundesliga mit Teams ausstatten könnte.
Ein Brocken namens Pensionen
Konkret umfasst „Verwaltung und Politik“ die Gehälter der Bezirksräte, der Stadtsenatsmitglieder und die Hoheitsverwaltung, sprich Magistrate und Stadtplanung. „Den größten Teil machen aber sämtliche Pensionen der ehemaligen Mitarbeiter der Stadt Graz aus“, erklärt Kicker. Natürlich nur jene mit Beamtenstatus – also pragmatisierte Mitarbeiter: Denn bei diesen wird die Pension von der Stadt Graz und nicht von der Pensionsversicherungsanstalt ausbezahlt.
„Vor 20 bis 30 Jahren betrug der Pragmatisierungsgrad mehr als 95 Prozent“, weiß der Budgetverantwortliche die Gründe für die hohen Pensionskosten. In der nahen Zukunft werden diese Aufwände kaum sinken, da die Stadt Graz erst 1997 mit der Abschaffung von Pragmatisierungen begann. „Ab dem Jahr 2025 werden wir das aber auch im Budget deutlich merken“, ist sich Kicker sicher, dass die Pensionsaufwände von derzeit 113 Millionen Euro niederiger werden.
Von dieser Summe entfallen zwei Millionen auf Politikerpensionen, 13 Millionen auf einstige Mitarbeiter der Holding Graz und knapp 99 Millionen Euro auf sonstige ehemalige Mitarbeiter der Stadt.
Übrigens: Sollte dieser Betrag auch eines Tages durch den Wegfall der Pragmatisierungen offen bleiben, könnte sich die Stadt Graz einen „halben“ Lionel Messi kaufen – der Weltfußballer von 2012 hat eine Ausstiegsklausel um kolportierte 250 Millionen Euro...
DATEN UND FAKTEN
Woher kommen diese Daten?
www.offenerhaushalt.at
Wer stellt diese Daten zur Verfügung?
Die Onlineplattform ist ein kostenloses Service des KDZ, dem Zentrum für Verwaltungsforschung. Gemeindefinanzen aller österreichischen Gemeinden werden übersichtlich präsentiert.
Gibt es Infos zu weiteren Gemeinden online?
Ja. Zurzeit sind allerdings noch nicht sämtliche Daten aller Gemeinden freigeschaltet.
Wissen die Städte und Gemeinden davon?
Die Freischaltung der Finanzdaten auf dem Onlineportal oblegt den Gemeinden bzw. Städten. Sie haben Zugang zu ihren Finanzen und können diese öffentlich zugänglich machen.
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