Hartberg-Fürstenfeld
Pflegekräfte schlagen Alarm: "Es ist 5 nach 12!" (+ Video)
Pflegenotstand erreicht den Bezirk Hartberg-Fürstenfeld: Pflegekräfte steigen mit bundesweiter Protestaktion auf die Barrikaden.
HARTBERG-FÜRSTENFELD. Pflegekräfte im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld schlagen Alarm. "Es braucht keine schönen Worte der Politik! Wir brauchen endlich Taten", bringt es Alois Lugitsch-Strasser, Betriebsratsvorsitzender des LKH Hartberg auf den Punkt. Unter dem Motto „5 nach 12 – Geh Raus und zeig‘ dein Gesicht“ stiegen Pflegekräfte aus ganz Österreich auf die Barrikaden, auch Mitarbeiter des LKH Hartberg und des Krankenhausverbundes LKH Feldbach-Fürstenfeld beteiligten sich an der österreichweiten Protestaktion.
Schon vor der Pandemie am Limit
"Schon vor der Pandemie haben wir laufend auf den Personalmangel und die Notwendigkeit von Reformen hingewiesen. Die Pandemie hat unsere Lage noch um ein Vielfaches verschärft", betonte Herbert Spirk, Betriebsratsvorsitzender des LKH Fürstenfeld. Österreich befände sich seit zwei Jahren in der größten Gesundheitskrise der letzten 100 Jahre. Von den insgesamt 360 Mitarbeitern am LKH Fürstenfeld arbeiten rund 280 in der Pflege, in Hartberg sind es von 560 Bediensteten 250.
"Es muss gehandelt werden!"
"Es muss gehandelt werden! Die Mitarbeiter sind am Limit, die psychische und physische Belastung ist enorm. "Überstunden können nicht abgebaut und Urlaube nicht genommen werden", so Lugitsch-Strasser.
Kernforderung der Protestaktion an die Politik: Mehr Personal für das österreichische Gesundheitswesen und die Umsetzung der versprochenen Pflegereform, um mehr Zeit für Patientinnen und Patienten zu haben, eine adäquate Entlohnung - ua. für Pflichtpraktika, verbesserte Arbeitsbedingungen, mehr Freizeit und eine rasche grundlegende bundesweite Ausbildungsreform.
Und wie ist die Situation in den Pflegeheimen des Bezirks?
Zustimmung findet die Aktion auch bei Gerald Maier. Zwar bezeichnet der Obmann des Sozialhilfeverbandes Hartberg-Fürstenfeld die Situationen in den beiden größten Pflegeheimen des Bezirks nicht als Pflegenotstand, wohl aber von einem enormen Fachkräftemangel. Während in Augustinerhof Fürstenfeld volle Bettenauslastung herrscht, wären im Menda - auch durch den neuen Zubau - noch 30 Betten belegbar - wenn man die nötigen Pflegekräfte hätte. "Weniger Personal, bedeutet weniger Bewohner. Fehlt Personal, kommt es unweigerlich zu einer Aufnahmesperre von Patientinnen und Patienten, um den Betreuungsstandarf aufrecht erhalten zu können. Bedeutet konkrekt: Auch Pflegeheimplätze werden knapp.
"In Hartberg-Fürstenfeld besser aufgestellt"
Zwar hätte man in der Pandemie auf Personal-Leasingfirmen gesetzt, aber "nur mit mäßigem Erfolg", wie Maier betont, denn auch dort gibt es kaum verfügbare Pflegekräfte. Lösungsansätze könnten laut Maier Alternativen zu Pflegeheimplätze sein, etwa durch Tageszentren und Betreutem Wohnen. Gegenüber anderen steirischen Bezirken, sei man in Hartberg-Fürstenfeld allerdings mit sechs Tageszentren besser aufgestellt, was die Situation im Bezirk etwas entschärfen würde.
Pflege-Ausbildungsstätte in Vorau angedacht
Neben finanziellen Anreizen, etwa durch Förderungen auch für Um- und Quereinsteiger, bedürfe es, laut Maier, einer Dezentralisierung der Ausbildung. Im Bezirk wird gerade eine Lösung erarbeitet, so ist eine Ausbildungsstätte für Pflegeberufe in Vorau angedacht. Auch der Lehrgang zur Pflegeassistenz in der Fachschule Hartberg-St. Martin erfreute sich im ersten Ausbildungsjahr 2020/21 großer Beliebtheit.
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