WOCHE Exklusiv-Interview
Spitzenwechsel in der Fürstenfelder Stadtpolitik

Bürgermeister Werner Gutzwar und Vizebürgermeister Franz Jost im WOCHE-Interview über die baldige Personal-Rochade an der Spitze der Fürstenfelder Kommunalpolitik. | Foto: KK
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  • Bürgermeister Werner Gutzwar und Vizebürgermeister Franz Jost im WOCHE-Interview über die baldige Personal-Rochade an der Spitze der Fürstenfelder Kommunalpolitik.
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Am 31. Oktober 2018 übergibt Werner Gutzwar das Amt des Bürgermeisters von Fürstenfeld an seinen Nachfolger Franz Jost. Die WOCHE traf die beiden zum exklusiven Interview.

WOCHE: Herr Bürgermeister und Herr Vizebürgermeister, wie geht es Ihnen so kurz vor der Amtsübergabe?

WERNER GUTZWAR: Mir geht es sehr gut, da ich den Schritt wohlweislich überlegt habe. Wenn man die letzten Wochen Revue passieren lässt, dann ist auch ein gewisser Stolz damit verbunden, wenn man am Höhepunkt seiner politischen Laufbahn abtreten kann. Und wenn man dann durch die Gassen geht und die Menschen begegnen einem sehr freundlich und auch mit einer gewissen Traurigkeit, dann ist das das größte Lob, das man am Ende einer Laufbahn haben darf.
FRANZ JOST: Ich habe ein weinendes und ein lachendes Auge. Wir alle und auch ich müssen uns von einem ausgezeichneten Bürgermeister und Parteifreund verabschieden. Das lachende Auge schaut auf die große Aufgabe, die auf mich wartet. Ich denke, wenn ich an der Entwicklung von Fürstenfeld arbeite, werde ich sicher das eine oder andere Mal auf die Unterstützung von Werner Gutzwar zählen können.

Sie würden bei Fragen unterstützend weiter wirken, Herr Bürgermeister?
GUTZWAR: Wenn mein Rat gebraucht wird, stehe ich selbstverständlich gerne zur Verfügung. Ich möchte jedoch nicht mit meiner Präsenz die Dinge überlagern. Also Rat gerne, aber an sich habe ich meine Tätigkeit mit 31. Oktober abgeschlossen.

Herr Vizebürgermeister, was war Ihre Motivation als Bürgermeister zu kandidieren?

JOST: Fürstenfeld ist eine ganz besondere Stadt. Ich möchte an der Gestaltung und an der positiven Weiterentwicklung ganz vorne mitwirken. Wenn man das mit dem Fußball vergleicht: Ich habe einen starken Zug zum Tor und ich traue mir klare und nachhaltige Entscheidungen zu.

Sind das auch Eigenschaften, die ein Bürgermeister von Fürstenfeld mitbringen sollte?
GUTZWAR: Natürlich. Für ein gutes Gelingen sind außerdem Menschlichkeit im Umgang mit der Bevölkerung, aber auch Ausdauer bei der Umsetzung von Projekten Grundvoraussetzungen. Und beides traue ich Franz Jost zu.

Apropos Projekte. Gibt es welche, die Sie vor der Amtsübergabe noch unbedingt abschließen wollten?
GUTZWAR: Zwei wichtige Projekte, die mich die ganze Zeit begleitet haben, sind die S7, weil einfach die wirtschaftliche Bedeutung und Weiterentwicklung der Region untrennbar damit verbunden ist, und die Weiternutzung des ATW Geländes. Das dritte Lieblingsprojekt, das leider noch nicht realisiert wurde, ist das Kino. Aber ich würde es Franz Jost sehr gönnen, dass er es zur Umsetzung bringt.

Herr Vizebürgermeister, was werden Ihre ersten Amtshandlungen als Bürgermeister sein?
JOST: Vor uns liegt das Budget 2019. Da möchten wir gezielt Schwerpunkte setzen. Zum einen im Straßenbau, der Vereins- und Kulturförderung und der Jugendarbeit. Auch die Familienfreundlichkeit ist etwas, das unsere Stadt auszeichnet. Wir haben einen tollen Ausschuss und auch hier will ich den einen oder anderen Akzent setzen. Auch gibt es Ideen für die Veranstaltungs- und die Festkultur in Fürstenfeld. Für die S7 stehen Gespräche für Betriebsansiedelungen an. Ein kleines Steckenpferd von mir ist die Fürstenfeld-App, bei der wir gegenüber anderen Städten ebenfalls eine Vorreiterrolle einnehmen wollen.

Mit dem Amt wachsen Aufgaben und Terminkalender, worin suchen Sie Ihren Ausgleich?
JOST: Am Ende des Tages ist die Familie und dort kann ich auch die nötige Energie schöpfen, die ich für das Amt als Bürgermeister brauche. Sollte Zeit bleiben, möchte ich auch dem Sportklub Fürstenfeld, wo ich in den letzten Jahren sehr aktiv mitgearbeitet habe, meine Tätigkeit anbieten.

14 Jahre Bürgermeister, 5 Jahre Stadtrat, gibt es da für Sie konkrete Highlights?
GUTZWAR: Für mich waren immer zwei Bereiche von hoher Wichtigkeit. Einerseits die Stadtentwicklung in Fürstenfeld voranzutreiben und andererseits die vielen Begegnungen mit den Menschen. Ich habe die Kraft für diese Funktion aus diesen Begegnungen geschöpft. Denn die Vielfalt ist mein Lebenselixier. Mir war wichtig, nicht nur in eine Richtung zu agieren, sondern allen Menschen mit unterschiedlichen Begabungen, Ausrichtungen – auch politisch – auf Augenhöhe zu begegnen, ihnen zuzuhören und ihre Wünsche umzusetzen, wenn sie im Bereich des Möglichen waren. Und das hat mich fasziniert, denn diese Gespräche haben fast nie geendet. Sie fangen quasi beim Aufstehen an, wenn das Telefon klingelt und enden beim Schlafen gehen.

War das nie eine Belastung für Sie, suchten Sie nie einen Ausgleich?
GUTZWAR: Nein, es war keine Belastung. Diese ad hoc Situationen wenn sie an einen herangetragen werden, sind für mich eine Lebensphilosophie und auch die Begeisterung und Freude, die damit verbunden ist. Mir hat es einfach Freude gemacht, und das Tag für Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr.
Und wenn einem etwas Freude bereitet, dann braucht man keinen Ausgleich. Natürlich wenn man diesen Ausgleich nicht zwingend braucht, dann kommt unweigerlich der Lebenspartner oder die Familie zu kurz. Weil ja doch am Wochenende die Belastung von hoher Intensität ist und genau diese Sache möchte ich jetzt dann anders anlegen.

Worin investieren Sie künftig mehr Zeit?
GUTZWAR: Ich möchte mehr Zeit mit meiner Lebensgefährtin verbringen, denn das ist mir oft abgegangen, vor allem an den Wochenenden. Ab 1. November werde ich bei der Polizei wieder 100 Prozent arbeiten. Und ich möchte auch mehr Zeit in den Sport und meine Gesundheit investieren, das ist in den letzten Jahren zu kurz gekommen. Und darüber hinaus: Ich bin ja bei sehr vielen Vereinen Mitglied, bei manchen auch im Vorstand, da möchte ich mich durchaus einbringen. Allerdings nicht als Obmann. (lacht)

Was passiert jetzt genau am 30. und 31. Oktober 2018?
GUTZWAR: Am 30. Oktober findet im Rahmen der Gemeinderatssitzung um 19 Uhr die Neuwahl des Bürgermeisters statt. Und am 31. Oktober laden wir die Bevölkerung im Zuge eines Tages der offenen Tür von 8 bis 18 Uhr ins Rathaus ein. Es wird für jeden eine Gulaschsuppe und ein Getränk geben und die Möglichkeit zum Smalltalk mit uns. Der Übergang an diesem Tag soll fließend sein, das heißt den Vormittag werden wir gemeinsam - Franz Jost und ich - in den Räumlichkeiten beginnen und am Abend wird Franz Jost dann das Kommando tatsächlich übernehmen. Dann ist es die Party „Franz Jost!“ (lacht)

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