Bio-Bilanz 2022
Bio-Landwirtschaft trotzt der Krise

Trotz der Krise ist die Stimmung in der steirischen Bio-Landwirtschaft gut. | Foto: Bio Austria
10Bilder
  • Trotz der Krise ist die Stimmung in der steirischen Bio-Landwirtschaft gut.
  • Foto: Bio Austria
  • hochgeladen von Marlene Mülleder

Inflation, Teuerung und explodierende Energiekosten: Trotz schwierigster Bedingungen trotzt die Bio-Landwirtschaft der Krise. Das Ziel ist klar formuliert: Die Steiermark ist ein Bio-Land. Das Lebensressort Steiermark, die Landwirtschaftskammer Steiermark und Bio Ernte Steiermark arbeiten gemeinsam an einer Weiterentwicklung des biologischen Landbaus. 

STEIERMARK. „Die Zeit spricht für biologische Landwirtschaft, denn das Thema Ernährung rückt zunehmend in den Fokus der Menschen“, betonte Agrarlandesrat Hans Seitinger heute bei einer Pressekonferenz in Graz. Der Landesrat brachte es treffend auf den Punkt: „Die Steiermark ist ein Bio-Land und wir wollen die Biolandwirtschaft konsequent weiterentwickeln. Klar ist aber auch, dass sich die hohen Standards unter denen produziert wird, auch in höheren Produktpreisen widerspiegeln müssen. Insbesondere im Supermarkt greifen die Kunden und Kundinnen im Regal immer noch häufig zu konventionellen Billigprodukten aus dem Ausland.“

Landesrat Johann Seitinger (2.v.r.) und Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher freuen sich riesig über die zufriedenstellenden Absätze der heimischen Bio-Betriebe. | Foto: © Johannes Pelleter
  • Landesrat Johann Seitinger (2.v.r.) und Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher freuen sich riesig über die zufriedenstellenden Absätze der heimischen Bio-Betriebe.
  • Foto: © Johannes Pelleter
  • hochgeladen von Waltraud Fischer

Du bist, was du isst

Die derzeitigen Krisen und insbesondere die Teuerung führen dazu, dass immer mehr Haushalte jeden Cent zweimal umdrehen müssen, aber, so Seitinger: „Wer bei der Qualität der Lebensmittel spart, spart am falschen Ort, denn: Du bist, was du isst.“

Die Botschaft ist klar und deutlich: Bio-Gemüse ist gefragt und ist eine Chance für kleinere landwirtschaftliche Betriebe, die damit ihre Höfe absichern können oder auch vom Nebenerwerb in den Vollerwerb umsteigen wollen.

"Der entscheidende Punkt in der Bio-Landwirtschaft ist mit Sicherheit, diese hohe Produktqualität den Konsumentinnen und Konsumenten auch bewusst zu machen. Wir haben das gerade in der Covid-Krise gesehen, wie bedeutend es für Menschen sein kann gesunde und biologische Produkte auch erwerben zu können."
Landesrat Johann Seitinger

Bio-Ackerflächen erweitern

„Landwirtschaftskammer und Bio Ernte Steiermark forcieren daher die gemeinsame Bio-Beratung für Bio-Gemüse, um interessierten Betrieben professionelle fachliche Unterstützungen zu geben“, unterstreicht Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher. Eine weitere Chance sieht der Präsident im Ausbau des Bio-Ackerbaus. Ziel ist es, in den nächsten fünf Jahren die Bio-Ackerfläche in der Steiermark um 5.000 Hektar zu erweitern. Rein rechnerisch könnten so jährlich 30 Bio-Ackerbauern hinzukommen.

Mehr als nur ein Schlagwort: Die Konsumentinnen und Konsumenten schätzen hochwertige Bio-Produkte. | Foto: pixabay
  • Mehr als nur ein Schlagwort: Die Konsumentinnen und Konsumenten schätzen hochwertige Bio-Produkte.
  • Foto: pixabay
  • hochgeladen von Waltraud Fischer

„Neben Getreide als Futtermittel sollen auf diesen Flächen allen voran auch der Anbau von Linsen, Kichererbsen und Dinkel, Weizen und Roggen für die Brotherstellung, weiters Sonnenblumen und Leinsamen für die Herstellung von Speiseöl forciert werden“, betont Titschenbacher. Die Biobäuerinnen und Biobäuern schaffen damit einen regionalen Markt für Zutaten der veganen Ernährung.

Um fachliche Synergien für die Bio-Ackerbauberatung zu nutzen, wird mit dem in der Bezirkskammer Südosteiermark (Feldbach) ansässigen Humus-Kompetenzzentrum der Landwirtschaftskammer eng zusammengearbeitet werden.

"Ein wichtiger Punkt liegt im Bereich der Ernährungsbildung. Hier braucht es auch in der Allgemeinbildung ein höheres Niveau in Bezug auf das Wissen rund um die Lebensmittelwirtschaft und die Veredelung sowie den Wert dieser Produkte. Darüberhinaus ist auch der Klimawandel mit Sicherheit einer der größten Herausforderungen für die Bio-Landwirtschaft. Nachdem hier der Druck Richtung Krankheiten immer mehr wird, braucht es hier entsprechende Antworten, um Resistenzen aufzubauen, um dieses Produkt auch in Zukunft biologisch auf allen Ebenen erzeugen zu können."
Landesrat Johann Seitinger

Deutliche Umfrageergebnisse

Aus einer Umfrage von Bio Ernte Steiermark geht hervor, dass dreiviertel der direktvermarktenden Bio-Betriebe zufrieden bis sehr zufrieden mit ihren derzeitigen Umsätzen sind. Dementsprechend sind nur ein Viertel der befragten Betriebe im Moment mit ihren Verkaufszahlen unzufrieden. Der Griff zu Bio-Lebensmittel ist weiterhin gegeben und trotzt der Inflation und der Teuerungswelle. Das bestätigen die Zahlen der Agragmarktanalyse RollAMA. Im Mai betrug der wertmäßige Bio-Anteil im Lebensmitteleinzelhandel 11,7 Prozent des Umsatzes. 2021 lag er bei 11,3 Prozent.

Direktvermarkterinnen und Direktvermarkter gesucht

Für die erste steirische Bio-Modellregion in Graz und Graz-Umgebung ist man auf der Suche nach 100 Direktvermarkterinnen und Direktvermarkter. Startschuss der Modellregion ist Anfang des Jahres 2023.

„Verschließen wir unsere Augen nicht vor der Realität, wir befinden uns in mehreren Krisen gleichzeitig, jedoch muss man sagen die Bio-Landwirtschaft arbeitet lösungs- und zukunftsorientiert. Durch den Verzicht auf chemisch-, synthetische Dünge- und Spritzmittel hat der Bio-Landbau den Vorteil unabhängiger durch die Ukraine Krise zu kommen“, so Thomas Gschier Obmann von Bio Ernte Steiermark. Russland ist weltweit ein wichtiger Erzeuger von Düngemitteln und übt dadurch Preisdruck auf der ganzen Welt aus.

Mehr als nur Tierwohl

„An diesem Beispiel sieht man ganz klar, Bio ist mehr als nur Tierwohl. Bio setzt auf geschlossene Kreisläufe, auf flächengebundene Tierhaltung und ist bei Düngern nicht auf fossile Brennstoffe angewiesen“, betont Gschier. Bio-Lebensmittel haben beim gegenwärtigen Ernährungsstil bei einem typischen Warenkorb ein sehr hohes Klimaschutzpotenzial. Die Umstellung auf Bio-Produkte würde rund 20 Prozent der Treibhausgas (THG)-emissionen einsparen. Ist das konsumierte Bio-Produkt aus der Region können sogar 31 Prozent der Treibhausgase eingespart werden.


Wissenswertes rund um Bio-Produkte

  • Wo es in der Steiermark überall Bio-Lebensmittel aus bäuerlicher Direktvermarktung zu kaufen gibt, ist in der brandaktuellen Neuauflage des Bio-Einkaufsführers von Bio Ernte Steiermark sowie online unter www.biomaps.at zu finden.
  • Bio Ernte Steiermark ist die Landesorganisation innerhalb des Verbandes BIO AUSTRIA. Mehr als 2.200 steirische Landwirte wirtschaften nach strengen Bio-Richtlinien von Bio Austria hinsichtlich Produktion und Kontrolle und fühlen sich sowohl der Natur als auch den Mitmenschen verpflichtet. Sie übernehmen Verantwortung gegenüber den Tieren und ihren Bedürfnissen. Oberstes Ziel ist der Erhalt der Lebensgrundlagen für alle.
  • Bio-Anteil in der Steiermark: 2021 lag er bei 11,3 Prozent. Für die erste steirische Bio-Modellregion in Graz und Graz-Umgebung sind wir auf der Suche nach 100 DirektvermarkterInnen. Startschuss der Modellregion ist Beginn 2023.
  • Aus einer Umfrage von Bio Ernte Steiermark geht hervor, dass 75 Prozent der direktvermarktenden Bio-Betriebe zufrieden bis sehr zufrieden mit ihren derzeitigen Umsätzen sind. Dementsprechend sind nur 25 Prozent der befragten Betriebe im Moment mit ihren Verkaufszahlen unzufrieden.

  • Ackerfrüchte für die Zukunft

    Die Ölmühle Fandler im steirischen Pöllau ist ein Familienbetrieb und stellt seit 96 Jahren kaltgepresste Öle her. Das umfangreiche Sortiment umfasst 20 verschiedene Bio-Öle, sowie Bio-Mehle aus Ölsaaten. Voraussetzung für die Herstellung feinster Öle ist eine enge Zusammenarbeit mit den Landwirtinnen und Landwirten. Im regen Austausch wurden Anbauprojekte für Hanfsamen, Raps oder Leindotter geschaffen. Partnerschaften im Bereich Kürbisanbau bestehen teilweise seit über 30 Jahren. Der Bio-Anteil ist dabei über die Jahre kontinuierlich gestiegen.

    „Für kaltgepresste Öle bester Qualität sind ausgewählte Rohstoffe höchster Güte unerlässlich. Außerdem ist es wichtig innovativ zu sein, denn auch aus Nebenprodukten können wertvolle Lebensmittel generiert werden", so Josef Spindler, Geschäftsführer der Ölmühle Fandler.

    So sieht es derzeit im steirischen Handel aus:

    Die Sieger und Verlierer im steirischen Handel

    Das könnte dich auch interessieren:

    Die besten Riedenweine der Steiermark
    Push-Nachrichten auf dein Handy
    MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
    Die Woche als ePaper durchblättern
    Newsletter deines Bezirks abonnieren

    Kommentare

    ?

    Du möchtest kommentieren?

    Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

    Anzeige

    Baureportage E.N.G.E.L. in Arnfels
    Elektro Lang setzt Meilenstein auf dem Weg in die Energieautarkie

    Nach knapp einem Jahr Bauzeit eröffnet Elektro Lang am 27. April den neuen Firmenstandort in Arnfels. Das Energiegebäude Lang - kurz E.N.G.E.L. - setzt einen neuen  Weg in die Energieautarkie. ARNFELS. Erst knapp vor einem Jahr erfolgte inmitten einer Gemeinschaft engagierter Gäste und Pioniere aus der Green-Tech-Branche in Arnfels die feierliche Grundsteinlegung für das neue Energiegebäude von Elektro Lang. Dieser Tag markierte nicht nur einen weiteren historischen Meilenstein in der bewegten...

    • Stmk
    • Leibnitz
    • Patricia Reiterer
    Anzeige
    Die Wallfahrtskirche in St. Veit am Vogau ist ein Wahrzeichen des Ortes und wird gerade saniert.  | Foto: Gemeinde
    7

    Orsreportage
    Wachstum und Begegnung in St. Veit in der Südsteiermark

    Die Marktgemeinde St. Veit in der Südsteiermark wächst und damit geht viel Potential für die Bevölkerung einher. ST. VEIT IN DER SÜDSTEIERMARK. Ein großes Bauprojekt ist die Erweiterung des Bauhofes in St. Veit und der zweiten Kinderkrippengruppe, die im Herbst eröffnet wird. "Es ist wichtig, ressourcenschonend zu arbeiten und achten darauf, dass keine zusätzliche Fläche verbaut wird. Für den Bau der Kinderkrippengruppe nutzen wir dafür die Synergien, um keine weiteren Flächen zu versiegeln",...

    • Stmk
    • Leibnitz
    • Kerstin Reinprecht
    Petra und Michael Watz haben in Heimschuh direkt am Firmenstandort eine kleine Wohlfühloase zum Energieladen geschaffen. | Foto: Tanja Adam
    26

    24 Stunden Selbstbedienung
    Neuer "Drive in" bei Holzbau Watz in Heimschuh

    Der neue "Drive in" bei Holzbau Watz in Heimschuh vereint Funktionalität und Flexibilität mit Gemütlichkeit. HEIMSCHUH. Die Firma Holzbau Watz in Heimschuh ist seit jeher offen, wenn es um die Umsetzung individueller Kundenwünsche geht. Mit der Errichtung eines neuen "Drive in"-Standortes direkt beim Firmensitz in Heimschuh an der Sulmtalstraße 4 wurde von der Unternehmerfamilie eine persönliche Idee umgesetzt, die in der Coronazeit entstand, als niemand außer Haus gehen und man sich nicht...

    • Stmk
    • Leibnitz
    • Waltraud Fischer

    Du möchtest selbst beitragen?

    Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.