Bio-Bilanz 2022
Bio-Landwirtschaft trotzt der Krise
Inflation, Teuerung und explodierende Energiekosten: Trotz schwierigster Bedingungen trotzt die Bio-Landwirtschaft der Krise. Das Ziel ist klar formuliert: Die Steiermark ist ein Bio-Land. Das Lebensressort Steiermark, die Landwirtschaftskammer Steiermark und Bio Ernte Steiermark arbeiten gemeinsam an einer Weiterentwicklung des biologischen Landbaus.
STEIERMARK. „Die Zeit spricht für biologische Landwirtschaft, denn das Thema Ernährung rückt zunehmend in den Fokus der Menschen“, betonte Agrarlandesrat Hans Seitinger heute bei einer Pressekonferenz in Graz. Der Landesrat brachte es treffend auf den Punkt: „Die Steiermark ist ein Bio-Land und wir wollen die Biolandwirtschaft konsequent weiterentwickeln. Klar ist aber auch, dass sich die hohen Standards unter denen produziert wird, auch in höheren Produktpreisen widerspiegeln müssen. Insbesondere im Supermarkt greifen die Kunden und Kundinnen im Regal immer noch häufig zu konventionellen Billigprodukten aus dem Ausland.“
Du bist, was du isst
Die derzeitigen Krisen und insbesondere die Teuerung führen dazu, dass immer mehr Haushalte jeden Cent zweimal umdrehen müssen, aber, so Seitinger: „Wer bei der Qualität der Lebensmittel spart, spart am falschen Ort, denn: Du bist, was du isst.“
Die Botschaft ist klar und deutlich: Bio-Gemüse ist gefragt und ist eine Chance für kleinere landwirtschaftliche Betriebe, die damit ihre Höfe absichern können oder auch vom Nebenerwerb in den Vollerwerb umsteigen wollen.
"Der entscheidende Punkt in der Bio-Landwirtschaft ist mit Sicherheit, diese hohe Produktqualität den Konsumentinnen und Konsumenten auch bewusst zu machen. Wir haben das gerade in der Covid-Krise gesehen, wie bedeutend es für Menschen sein kann gesunde und biologische Produkte auch erwerben zu können."
Landesrat Johann Seitinger
Bio-Ackerflächen erweitern
„Landwirtschaftskammer und Bio Ernte Steiermark forcieren daher die gemeinsame Bio-Beratung für Bio-Gemüse, um interessierten Betrieben professionelle fachliche Unterstützungen zu geben“, unterstreicht Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher. Eine weitere Chance sieht der Präsident im Ausbau des Bio-Ackerbaus. Ziel ist es, in den nächsten fünf Jahren die Bio-Ackerfläche in der Steiermark um 5.000 Hektar zu erweitern. Rein rechnerisch könnten so jährlich 30 Bio-Ackerbauern hinzukommen.
„Neben Getreide als Futtermittel sollen auf diesen Flächen allen voran auch der Anbau von Linsen, Kichererbsen und Dinkel, Weizen und Roggen für die Brotherstellung, weiters Sonnenblumen und Leinsamen für die Herstellung von Speiseöl forciert werden“, betont Titschenbacher. Die Biobäuerinnen und Biobäuern schaffen damit einen regionalen Markt für Zutaten der veganen Ernährung.
Um fachliche Synergien für die Bio-Ackerbauberatung zu nutzen, wird mit dem in der Bezirkskammer Südosteiermark (Feldbach) ansässigen Humus-Kompetenzzentrum der Landwirtschaftskammer eng zusammengearbeitet werden.
"Ein wichtiger Punkt liegt im Bereich der Ernährungsbildung. Hier braucht es auch in der Allgemeinbildung ein höheres Niveau in Bezug auf das Wissen rund um die Lebensmittelwirtschaft und die Veredelung sowie den Wert dieser Produkte. Darüberhinaus ist auch der Klimawandel mit Sicherheit einer der größten Herausforderungen für die Bio-Landwirtschaft. Nachdem hier der Druck Richtung Krankheiten immer mehr wird, braucht es hier entsprechende Antworten, um Resistenzen aufzubauen, um dieses Produkt auch in Zukunft biologisch auf allen Ebenen erzeugen zu können."
Landesrat Johann Seitinger
Deutliche Umfrageergebnisse
Aus einer Umfrage von Bio Ernte Steiermark geht hervor, dass dreiviertel der direktvermarktenden Bio-Betriebe zufrieden bis sehr zufrieden mit ihren derzeitigen Umsätzen sind. Dementsprechend sind nur ein Viertel der befragten Betriebe im Moment mit ihren Verkaufszahlen unzufrieden. Der Griff zu Bio-Lebensmittel ist weiterhin gegeben und trotzt der Inflation und der Teuerungswelle. Das bestätigen die Zahlen der Agragmarktanalyse RollAMA. Im Mai betrug der wertmäßige Bio-Anteil im Lebensmitteleinzelhandel 11,7 Prozent des Umsatzes. 2021 lag er bei 11,3 Prozent.
Direktvermarkterinnen und Direktvermarkter gesucht
Für die erste steirische Bio-Modellregion in Graz und Graz-Umgebung ist man auf der Suche nach 100 Direktvermarkterinnen und Direktvermarkter. Startschuss der Modellregion ist Anfang des Jahres 2023.
„Verschließen wir unsere Augen nicht vor der Realität, wir befinden uns in mehreren Krisen gleichzeitig, jedoch muss man sagen die Bio-Landwirtschaft arbeitet lösungs- und zukunftsorientiert. Durch den Verzicht auf chemisch-, synthetische Dünge- und Spritzmittel hat der Bio-Landbau den Vorteil unabhängiger durch die Ukraine Krise zu kommen“, so Thomas Gschier Obmann von Bio Ernte Steiermark. Russland ist weltweit ein wichtiger Erzeuger von Düngemitteln und übt dadurch Preisdruck auf der ganzen Welt aus.
Mehr als nur Tierwohl
„An diesem Beispiel sieht man ganz klar, Bio ist mehr als nur Tierwohl. Bio setzt auf geschlossene Kreisläufe, auf flächengebundene Tierhaltung und ist bei Düngern nicht auf fossile Brennstoffe angewiesen“, betont Gschier. Bio-Lebensmittel haben beim gegenwärtigen Ernährungsstil bei einem typischen Warenkorb ein sehr hohes Klimaschutzpotenzial. Die Umstellung auf Bio-Produkte würde rund 20 Prozent der Treibhausgas (THG)-emissionen einsparen. Ist das konsumierte Bio-Produkt aus der Region können sogar 31 Prozent der Treibhausgase eingespart werden.
Wissenswertes rund um Bio-Produkte
Ackerfrüchte für die Zukunft
Die Ölmühle Fandler im steirischen Pöllau ist ein Familienbetrieb und stellt seit 96 Jahren kaltgepresste Öle her. Das umfangreiche Sortiment umfasst 20 verschiedene Bio-Öle, sowie Bio-Mehle aus Ölsaaten. Voraussetzung für die Herstellung feinster Öle ist eine enge Zusammenarbeit mit den Landwirtinnen und Landwirten. Im regen Austausch wurden Anbauprojekte für Hanfsamen, Raps oder Leindotter geschaffen. Partnerschaften im Bereich Kürbisanbau bestehen teilweise seit über 30 Jahren. Der Bio-Anteil ist dabei über die Jahre kontinuierlich gestiegen.
„Für kaltgepresste Öle bester Qualität sind ausgewählte Rohstoffe höchster Güte unerlässlich. Außerdem ist es wichtig innovativ zu sein, denn auch aus Nebenprodukten können wertvolle Lebensmittel generiert werden", so Josef Spindler, Geschäftsführer der Ölmühle Fandler.
So sieht es derzeit im steirischen Handel aus:
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