Start für Therapie-Einrichtung
Einzigartiges Tageszentrum für Menschen mit Essstörungen

Anorexia nervosa, auch Magersucht genannt, ist eine Essstörung, die durch das krankhafte Bedürfnis gekennzeichnet ist, Gewicht zu verlieren. Bei einem Drittel der Betroffenen führt die Krankheit zum Tod. | Foto: Panthermedia
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  • Anorexia nervosa, auch Magersucht genannt, ist eine Essstörung, die durch das krankhafte Bedürfnis gekennzeichnet ist, Gewicht zu verlieren. Bei einem Drittel der Betroffenen führt die Krankheit zum Tod.
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"Du bist eine gute Freundin, eine treue Freundin, meine beste Freundin ... aber in Wirklichkeit bist du mein größter Feind." Diese Worte stammen aus den Briefen eines jungen Frau, die unter Essstörungen leidet – gerichtet an ihre Magersucht. 
Sie ist eine von rund 200.000 Betroffenen österreichweit. Insgesamt ist die Zahl der an Essstörungen erkrankten Menschen innerhalb von 20 Jahren – von 1989 bis 2008 – stark gestiegen, die Spitalsaufenthalte haben sich verzehnfacht. Aktuelle Zahlen, auch solche die Corona berücksichtigen, liegen noch nicht vor. Es sei jedoch sicher, dass die Pandemie ein weiterer Treiber für diese und andere psychische Erkrankungen sei, erklären die Initiatoren des ersten österreichischen Tageszentrums für Menschen mit Essstörungen, das in Graz-Reininghaus eröffnet wurde.

Wieder Lebensliebe finden

Schon jetzt ist die Nachfrage groß: Fast 100 Personen haben sich bereits für das LeLi-Tageszentrum  angemeldet. "Uns ist es wichtig, dass es keine Warteliste gibt. Unser multimodales System ermöglicht es, dass wir allen Interessierten ein Angebot machen können", startet die LeLi-Leiterin Nina Baumgartner zuversichtlich in die neue Aufgabe. Sie war es auch, die gemeinsam mit Susanne Maurer-Aldrian von der Lebenshilfen Soziale Dienste GmbH, das Tageszentrum initiiert hat. "Die Teilnehmer*innen dürfen hier so sein, wie sie sind – mit all ihren Plänen und Zielen, Freuden und Ängsten. Die Tagesstruktur soll und kann Schritt für Schritt ermöglichen, dass das Essen nicht mehr Ausdruck der Emotionen ist und man wieder andere Lösungswege findet", sagt Maurer-Aldrian. "Hier wird wirklich eine Lücke geschlossen zwischen der stationären Versorgung und den herkömmlichen Tageskliniken", so die Verantwortlichen. Menschen mit Anorexie, Bulimie und anderen Essstörungen können neben einer intensiven, auf sie persönlich abgestimmten Behandlung ihren Alltag weiterleben. Unterstützer des neu geschaffenen Tageszentrums, das in dieser Form in Österreich bisher einzigartig ist, sind das Land Steiermark mit dem Gesundheits- und Sozialressort sowie die Stadt Graz.

"Du bist eine gute Freundin, eine treue Freundin, meine beste Freundin ... aber in Wirklichkeit bist du mein größter Feind."

Niederschwelliger "Eintritt"

"Die Anmeldung bei uns ist bewusst niederschwellig gehalten", erklärt Nina Baumgartner. Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren können sich einfach online oder über die Sozialen Medien wie Instagram anmelden. Von ein- bis fünfmal pro Woche in der Tagesstruktur bis zum Besuch einzelner Nachmittagsgruppen ist alles möglich. Ein Team aus Fachleuten wie Psychotherapeut:innen, Fachärzt:innen, Ergotherapeut:innen u.a. begleitet die Betroffenen dabei, aus dem quälenden Gedankenkreislauf von Essen und Nicht-Essen herauszufinden. Auch für die Angehörigen werden Hilfeleistungen angeboten. Denn eine Essstörung kann tödlich enden, "ein Drittel der an Anorexia nervosa Erkrankten verstirbt", führt Theresa Lahousen-Luxenberger, Fachärztin an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin der Meduni Graz drastisch vor Augen. "Ein Drittel kann geheilt werden und ein Drittel der Erkrankungen wird chronisch", so die Medizinerin. Nachsatz: "Und es dauert noch immer viel zu lange, bis die Krankheit erkannt wird."

Eröffneten das LeLi, das bisher einzige Tageszentrum für Menschen mit Essstörungen in Österreich: Theresa Lahousen-Luxenberger, Nina Baumgartner, Susanne Maurer-Aldrian, Siegfried Nagl, Juliane Bogner-Strauß und Doris Kampus | Foto: WOCHE
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Alarmsignale erkennen

Jugendliche, meist sind es Mädchen, die an Essstörungen erkranken, sind oft perfektionistisch und ehrgeizig. "Aufpassen heißt es, wenn sich die Verhaltensweisen ändern", schildert Lahousen-Luxenberger. "Wenn die Töchter zwar beim Essen dabeisitzen, aber selbst nichts essen, wenn x Schichten im Zwiebellook angezogen werden, um den Gewichtsverlust zu kaschieren." 

Anorexia nervosa, auch Magersucht genannt, ist eine Essstörung, die durch das krankhafte Bedürfnis gekennzeichnet ist, Gewicht zu vermindern.
Bulimia nervosa: Ess-Brechsucht zeigt sich in episodischen Essanfällen mit Kontrollverlust und Verhaltensweisen (exzessives Training), die einer Gewichtszunahme entgegensteuern. 
Binge- Eating-Störung: Episodische Essanfälle mit Kontrollverlust

Weitere Informationen gibt es hier.

Anorexia nervosa, auch Magersucht genannt, ist eine Essstörung, die durch das krankhafte Bedürfnis gekennzeichnet ist, Gewicht zu verlieren. Bei einem Drittel der Betroffenen führt die Krankheit zum Tod. | Foto: Panthermedia
Eröffneten das LeLi, das bisher einzige Tageszentrum für Menschen mit Essstörungen in Österreich: Theresa Lahousen-Luxenberger, Nina Baumgartner, Susanne Maurer-Aldrian, Siegfried Nagl, Juliane Bogner-Strauß und Doris Kampus | Foto: WOCHE
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