Kampf gegen AIDS
Medikamentöse HIV-Prävention wird ab Sommer kostenfrei

Die Bundesregierung gab am Freitag bekannt, dass die sogenannte HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP) noch vor dem Sommer kostenlos werden soll. Damit "kommen wir unserem gemeinsamen Ziel einen großen Schritt näher: AIDS soll bis 2030 verschwinden", betonte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) bei einer Pressekonferenz. | Foto: Roobcio/Shutterstock.com
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Die Bundesregierung gab am Freitag bekannt, dass die sogenannte HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP) noch vor dem Sommer kostenlos werden soll. Das Risiko einer HIV-Infektion sinkt bei einer korrekten Einnahme der vorbeugenden Präparate um mindestens 75 Prozent. "Mit dem kostenlosen Zugang zu HIV-PrEP kommen wir unserem gemeinsamen Ziel einen großen Schritt näher: AIDS soll bis 2030 verschwinden", betonte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) bei einer Pressekonferenz. Ein entsprechender Initiativantrag soll von den Regierungsparteien noch am Freitag im Nationalrat eingebracht werden. 

ÖSTERREICH. Hierzulande werden jährlich rund 400 HIV-Infektionen neu diagnostiziert. Die Infektion ist derzeit zwar nicht heilbar, wenn sie aber rechtzeitig diagnostiziert und behandelt wird, haben HIV-positive Menschen die gleiche Lebenserwartung wie die Gesamtbevölkerung. Eine Möglichkeit, sich vor einer Infektion zu schützen, ist die HIV-Präexpositionsprophylaxe. Diese wird grundsätzlich allen Menschen mit erhöhtem Infektionsrisiko – unter anderem Männern, die Sex mit Männern haben oder Partnerinnen und Partnern von HIV-positiven Menschen – empfohlen. Die Medikamente sind mit ärztlicher Verschreibung erhältlich, die monatlichen Kosten belaufen sich aber auf bis zu mehreren hundert Euro. Denn Präventionsmaßnahmen wie PrEP gehören nicht zum klassischen Leistungsspektrum der allgemeinen Krankenversicherungen.

Zwischen 8.000 und 9.000 Menschen leben hierzulande mit dem HI-Virus.  | Foto: APA / Quelle: Med-Uni Wien
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PrEP werden bis zum Sommer kostenlos

Bereits zum Welt-AIDS-Tag vor zwei Wochen haben die vier Parlamentsparteien ÖVP, SPÖ, Grüne und NEOS im Nationalrat einen Entschließungsantrag zum kostenlosen Zugang der Präparate eingebracht. Nun sollen die PrEP in Österreich auch tatsächlich für alle leistbar gemacht werden. "Das ist ein großer Schritt im Kampf gegen AIDS!", verkündete Rauch. Bis zum Sommer sollen die Medikamente kostenlos erhältlich sein, wobei regelmäßige medizinische Tests sowie eine ärztliche Verschreibung weiterhin verpflichtend bleiben. Insgesamt stelle die Bundesregierung der Sozialversicherung bis 2027 hierfür jährlich fünf Millionen Euro zur Verfügung. 

Rauch zeigte sich optimistisch, dass man AIDS auch in Österreich ausrotten könne: 

"Die vorbeugende Einnahme von PrEP senkt das Risiko einer HIV-Infektion ganz wesentlich. Dass sich viele Menschen die Präparate bisher nicht oder nur schwer leisten konnten, ist untragbar. Gesundheit darf keine Frage des Einkommens sein. Nach unserer Schätzung werden mehr als 3.000 Personen in Österreich von der Neuregelung profitieren. Mit dem kostenlosen Zugang zu HIV-PrEP kommen wir unserem gemeinsamen Ziel einen großen Schritt näher: AIDS soll bis 2030 verschwinden - auch hier in Österreich."

Die Präparate senkten das HIV-Infektionsrisiko bei gewissen Gruppen um mindestens 75 Prozent.  | Foto: stokkete
  • Die Präparate senkten das HIV-Infektionsrisiko bei gewissen Gruppen um mindestens 75 Prozent.
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Verringert Infektionsrisiko um mindestens 75 Prozent 

Das Gesundheitsministerium folgt mit dem kostenlosen Zugang zu den Präparaten den Empfehlungen des Austrian Institute for Health Technology Assessment (AIHTA). Dieses hatte im Auftrag des Ministeriums insgesamt 17 internationale, randomisierte und kontrollierte Studien ausgewertet und war zu dem Schluss gekommen, dass PrEP eine hohe Wirksamkeit bei bestimmten Personengruppen haben. Dies gelte vor allem bei Männern, die Sex mit Männern haben sowie bei Personen, die selbst HIV-negativ sind, aber in einer Partnerschaft mit einer HIV-positiven Person leben.

Insgesamt konnte die tägliche Einnahme von PrEP die HIV-Infektionsrate bei diesen Zielgruppen jeweils um mindestens 75 Prozent reduzieren. Als Voraussetzung für diesen Erfolg gilt die Einhaltung der Therapie, die auch medizinisch begleitet wird. "Ein Anstieg der Diagnosen von anderen sexuell übertragbaren Infektionen oder eine Änderung des Sexualverhaltens wegen der Einnahme von PrEP konnte in den ausgewerteten Studien nicht beobachtet werden", so das Gesundheitsministerium. 

Die rote Schleife steht als Zeichen der Solidarität mit HIV-Infizierten.  | Foto: DenisNata/panthermedia
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Konkrete Umsetzung soll im Frühjahr vorliegen

Auch Andrea Brunner, Geschäftsführerin der Aids Hilfe Wien, zeigte sich von dem Schritt der Bundesregierung erfreut: "Mit dieser Maßnahme werden wir in Österreich dem Ziel einen Riesenschritt näherkommen, die HIV-Neuansteckungen in Österreich bis 2030 zu beenden. Wirksame HIV-Prävention wird damit auch für vulnerable Gruppen zugänglich. Und Österreich geht damit den Weg der europäischen Vorbilder, die hier schon wichtige Erfolge im Kampf gegen HIV erzielen". So habe sich gezeigt, dass die PrEP wirkungsvoll und bei korrekter Einnahme bezogen auf HIV ebenso zuverlässig wie das Kondom oder auch TasP (Treatment as Prevention) ist. 

Das Gesundheitsministerium will die Details der Regelung in den kommenden Wochen gemeinsam mit der Sozialversicherung erarbeiten. Dazu zähle auch ein Ausbau der Möglichkeiten für Tests und Beratungen. Starten soll die kostenlose Abgabe von HIV-PrEP dann noch vor dem Sommer. 

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