Clusteranalyse
Corona: Wo haben sich die meisten Österreicher angesteckt?

Häufungen von Fällen innerhalb eines bestimmten Zeitraums in einer bestimmten Region werden als Cluster bezeichnet. Grafisch dargestellt ergibt sich ein Bild ähnlich eines Baumes, bei dem vom Stamm ausgehende verschiedene Äste abzweigen. | Foto: AGES
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  • Häufungen von Fällen innerhalb eines bestimmten Zeitraums in einer bestimmten Region werden als Cluster bezeichnet. Grafisch dargestellt ergibt sich ein Bild ähnlich eines Baumes, bei dem vom Stamm ausgehende verschiedene Äste abzweigen.
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15.658 Infektionsfälle mit dem Coronavirus gibt es in Österreich, rund 3.800 davon hat die AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) untersucht und ausfindig gemacht, wo sie sich angesteckt haben. Diese zusammenhängenden Infektionsketten nennt man Cluster. 169 davon konnten ausfindig gemacht werden. Die meisten Fälle, etwa 35 Prozent aller Cluster , ließen sich dem Bereich von Senioren- und Pflegeheimen zuordnen. Besuche von Kindern werden daher in selbigen Einrichtungen untersagt.

ÖSTERREICH. Mit 5. Mai konnten 3.822 COVID-19-Fälle einem von 169 ermittelten Clustern zugeordnet werden, so die AGES.  Diese Cluster werden derzeit in fünf Cluster-Typen eingeteilt. In jedem Cluster-Typ gibt es so genannte Cluster-Settings: Das bedeutet, dass die Mehrzahl der Infektionen (= Clusterfall) auf bestimmte Settings, z.B. Freizeitaktivität, Familie, Arbeitsplatz oder Altersheim zurückgeführt werden können.

Es gibt aber auch Settings mit mehreren Ansteckungsorten. Beim Cluster-Typ „lokale Häufung“ (insgesamt 128 Cluster) etwa sind 15 Cluster ausschließlich auf Freizeitaktivitäten, sowie zwei Cluster auf Freizeitaktivität und Haushalt, und ein Cluster auf Freizeitaktivität und Senioren-, Alten- und Pflegeheim zurückzuführen.

„Import“ der Infektion

Fünf Cluster konnten von der AGES definiert werden: Erstens: Reisegruppen-Häufung, Reisegruppen-Häufung und lokale Verbreitung, Reise-assoziiert und lokale Verbreitung, Kontakt zu ausländischen Touristen und lokale Verbreitung, sowie lokale Häufung. Man erkennt daran recht deutlich, dass Reisen ins Ausland, von Individuen und Reisegruppen, sowie der Kontakt zu ausländischen Touristen in Österreich das Virus 'importiert' haben, wonach sich selbiges recht rasch lokal, vor allem im halb öffentlichen Bereich, verbreiten konnte. Erst nach dem 'Shut-down' konnten keine aus dem Ausland importierter Covid-19-Fälle mehr verzeichnet werden.

Cluster nach Typ und Setting: Gerade zu Beginn der Epidemie habe der „Import“ der Infektion die wichtigste Rolle gespielt. | Foto: AGES
  • Cluster nach Typ und Setting: Gerade zu Beginn der Epidemie habe der „Import“ der Infektion die wichtigste Rolle gespielt.
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Wo haben sich Österreicher mit Corona-Virus infiziert?

Laut AGES gibt es elf Settings, wo sich das Corona-Virus im Land am häufigsten verbreitet hat. Betrachtet man hier nun die Cluster-Anzahl, dann erkennt man, dass die meisten Ansteckungen in Senioren-, Alters- oder Pflegeheimen stattfanden (35,5 Prozent, etwa ein Drittel), sowie bei Freizeitaktivitäten, wie etwa beim Wintersport (Stichwort Ischgl), der Mitgliedschaft in Chor- und Musikvereinen, dem Besuch von Fitnessstudios oder im eigenen Haushalt, wobei hier auch WGs und Flüchtlingsheime dazuzählen.

Das Corona-Ansteckungs-Ranking

  1. Seniorenheime: 60 Cluster traten in Senioren, Alters- und Pflegeheimen auf und betrafen 1.127 Personen.
  2. Haushalte: 40 Cluster mit 280 Personen umfassten Haushalte, wobei hierzu auch WGs und Flüchtlingsheime zählen.
  3. Freizeitaktivitäten: 20 Cluster mit 370 Erkrankten lassen sich Freizeitaktivitäten zuordnen.
  4. Arbeitsplatz: 15 Cluster mit 92 Infizierten erfolgten beim Job.
  5. Krankenhaus: 13 Cluster und 149 Erkrankte zählte man in den Krankenhäusern.
  6. Reisegruppen-Häufung: 10 Cluster mit 43 Personen sind es hier.
Verteilung der Cluster nach Setting und Verteilung der Clusterfälle nach Setting: 60 Cluster  (35,5 Prozent) traten in Senioren, Alters- und Pflegeheimen auf, die insgesamt 1.127 Personen betrafen. 20 Cluster mit 370 Erkrankten ließen sich Freizeitaktivitäten wie Wintersport (Stichwort: Ischgl). | Foto: AGES
  • Verteilung der Cluster nach Setting und Verteilung der Clusterfälle nach Setting: 60 Cluster (35,5 Prozent) traten in Senioren, Alters- und Pflegeheimen auf, die insgesamt 1.127 Personen betrafen. 20 Cluster mit 370 Erkrankten ließen sich Freizeitaktivitäten wie Wintersport (Stichwort: Ischgl).
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Keine Ansteckung in Schulen und Öffis nachweisbar

Auffallend dabei ist: Kein einziger Cluster konnte dagegen in Schulen nachgewiesen werden, auch vor den Schulschließungen. Und: Auch im Bereich des öffentlichen Verkehrs und in Geschäften konnte keine Ansteckungen nachgewiesen werden. Wer sich nun aber in falscher Sicherheit wiegt, dass eine Ansteckung dort nicht stattfinden kann, muss auch beachten, dass Nachweise in diesen Bereichen fast unmöglich sind.

Ein Drittel der Ansteckungen in Altenheimen

Bei Betrachtung der Clusteranalyse ist ganz klar: Ansteckungs-Hotspots in Österreich erfolgten im Setting Senioren- oder Pflegeheim. Fast ein Drittel, immerhin 35.5 Prozent, der Infektionen erfolgte hier. Betroffen waren Heimbewohner genauso wie das Pflegepersonal, und weiters auch jene Personen, die im Haushalt der Primär-Erkrankten lebten.

Im internationalen Vergleich ist es Österreich aber ganz gut gelungen, die Todesrate gering zu halten. Laut Anschober sei in den meisten Ländern zwischen einem Drittel und 60 Prozent aller Sterbefälle in Verbindung mit dem Coronavirus in Heimen zu finden gewesen, während sich hierzulande laut Statistik Austria die Todesfälle in Pensionisten- und Pflegeeinrichtungen im ersten Quartal 2020 nicht signifikant gegenüber dem Vergleichszeitraum geändert hätten. „Es ist ganz gut gelungen, die ältere Bevölkerung in den Heimen zu schützen.“

Besuche in Altenheimen für Kinder nicht erlaubt

Um die Alters- und Pflegeheime weiterhin zu schützen, sollen die Besuche, die seit Montag wieder erlaubt sind, nur unter Schutzmaßnahmen erfolgen: Das bedeutet Terminvereinbarung, unter begrenzten Zeiten, immer mit Mund-Nasenschutz-Masken und nur einzeln, sowie idealerweise im Freien stattfinden. Besonders streng ist das Ministerium, was den Besuch der Enkel betrifft: Empfohlen sind daher keine Besuche von Kindern unter sechs Jahren.

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