Personalmangel
Lehrervertreter kritisieren "Chaos" zum Schulstart

Das neue Schuljahr ist erst ein paar Tage alt, dennoch machen sich bereits jetzt chaotische Zustände aufgrund des akuten Lehrermangels bemerkbar, wie die Lehrervertretung kritisiert.  | Foto: Taylor Flowe/Unsplash
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  • Das neue Schuljahr ist erst ein paar Tage alt, dennoch machen sich bereits jetzt chaotische Zustände aufgrund des akuten Lehrermangels bemerkbar, wie die Lehrervertretung kritisiert.
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Im Osten des Landes ist das neue Schuljahr knapp zwei Wochen alt, im Westen erst ein paar Tage und dennoch machen sich bereits jetzt chaotische Zustände aufgrund des akuten Lehrermangels bemerkbar, wie die Lehrervertretung kritisiert. Neben Problemen in der Verwaltung müssen sich viele Schulen demnach mit Notlösungen behelfen, um die Stundenzahl zu sichern. Dadurch würden etwa Angebote wie Sprachförderung oder andere Förderunterrichte ausfallen müssen. Verschärft werde die Lage zudem aufgrund von Problemen in der Verwaltung. Die erste Grippewelle im Herbst könnte die Situation weiter verschlimmern.

ÖSTERREICH. In der vergangenen Woche kündigte Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) noch an, dass heuer trotz des Personalmangels jede Stunde an den österreichischen Schulen gehalten werden könne; Wiens oberster Lehrervertreter Thomas Krebs (FCG) empfindet diese Aussage als Hohn und ortete "Chaos", wie er in einem Gespräch mit der APA klarstellt. So führe der Mangel an Lehrkräften bereits jetzt dazu, dass viele Schulen sich mit Provisorien behelfen müssten. Viele Standorte würden sich nur über Wasser halten, indem teilweise zwei bis drei Lehramtsstudierende damit beauftragt werden, sich die Führung einer Klasse aufzuteilen. Nebenbei müssten sie jedoch auch ihre akademische Ausbildung weitermachen.

Wie Krebs ausführte, würde in Wien das System ohne die vielen Kolleginnen und Kollegen mit Sondervertrag, die keine vollwertige Ausbildung haben und mit schlechter bezahlten Sonderverträgen angestellt sind, "längst kollabieren". Seiner Schätzung nach könne ein Drittel der Schulen nicht alle Stunden besetzten, weshalb Angebote wie Sprachförderungen oder andere Förderunterrichte ausfallen müssten. "Von Entwarnung kann also keine Rede sein", so Wiens oberster Lehrervertreter.

Wiens Schulen müssen zunehmend auf Lehramtsstudierende zurückgreifen. | Foto: Zsolnai Gergely_Fotolia.com
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Grippewelle könnte Schulen vor Probleme stellen

Wie der Vorsitzende der ARGE Lehrer in der GÖD, Paul Kimberger, der APA berichtete, würden sich ähnliche Probleme auch in den anderen Bundesländern abzeichnen. So sei der Schulstart "sehr holprig" verlaufen. Kimberger rechne sogar mit einer Verschärfung der Lage im Laufe des Schuljahres, da den Schulen nicht wie in den vergangenen Jahren auf Personalreserven zurückgreifen können. Heuer brauche man besonders an den Pflichtschulen (v.a. Volks- und Mittelschulen) bereits das gesamte Personal, um eine Minimalbesetzung sicherzustellen. "Das wird spätestens bei der ersten Grippewelle im Herbst ein Problem", warnte Kimberger.

Verwaltungsaufwand verschärft angespannte Lage

Hinzu kämen auch Probleme mit der Lehrerverwaltung. Wie Krebs berichtet, würden in Wien etwa Stunden falsch verrechnet werden und teilweise Lehrende schon seit dem vergangenen Herbst ohne Dienstvertrag arbeiten. Zudem seien rund 800 Kolleginnen und Kollegen mit befristeten Verträgen nicht rechtzeitig zur Weiterverwendung zugewiesen worden. Dies zur Konsequenz gehabt, dass die Schulleitenden diese Lehrenden aus rechtlichen Gründen auch nicht einsetzen konnten. Kimberger bestätigte, dass dieses Problem nicht nur in Wien, sondern in sämtlichen Bundesländern auftrete. Generell würden Verwaltungsprozesse viel zu lange dauern, wodurch man Interessenten an die Privatwirtschaft verliere. 

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Lehrervertretung fordert Maßnahmen

Krebs forderte von der Politik endlich eine ehrliche Bestandsaufnahme dessen, wie viel des Personalbedarfs abgedeckt sei und was die Schule unter den aktuellen Bedingungen leisten könne. "Wir müssen alles dafür tun, um ein flächendeckendes pädagogisches Angebot sicherzustellen", betont auch Kimberger. Zudem könne man sich in der aktuellen Lage den "Luxus" extrem aufwendiger Schulverwaltungsprogramme nicht mehr leisten. Krebs fordert zudem, Maßnahmen beim Schulqualitätsmanagement oder auch pädagogische Projekte wie alternative Leistungsbeurteilungen oder das Kind-Eltern-Lehrergespräch entweder auszusetzen oder zumindest deutlich zu verschlanken.

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