"Das Virus wird bleiben"
Rauch schließt neue Corona-Maßnahmen aus

Obwohl Österreich zuletzt die bisher höchste Corona-Welle erlebt hat, schloss Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) Maßnahmen wie eine generelle Maskenpflicht oder anderweitige Verordnungen der Bundesregierung abermals aus. Diese werde es "Stand heute" nicht mehr geben. | Foto: pixabay.com
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Obwohl Österreich zuletzt die bisher höchste Corona-Welle erlebt hat, schloss Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) Maßnahmen wie eine generelle Maskenpflicht oder anderweitige Verordnungen der Bundesregierung abermals aus. Diese werde es "Stand heute" nicht mehr geben, da Einschränkungen von Freiheitsrechten nur gerechtfertigt seien, wenn eine Überlastung des Gesundheitssystems drohe. Die Bundesregierung setze im Umgang mit der Erkrankung und den gesundheitlichen Folgen hingegen auf Forschung und Weiterentwicklung der Behandlungsmöglichkeiten.

ÖSTERREICH. "Ich habe immer gesagt, die Pandemie wird verschwinden oder sich verändern oder weniger werden - aber das Virus wird bleiben. Also es wird einfach jede Saison da sein, so wie die Grippe auch", erklärte Rauch in einem Interview gegenüber der APA. Es mache daher in gewissen Situationen durchaus Sinn, Vorkehrungen zu treffen und etwa eine Maske zu tragen. Generelle Maßnahmen oder Verordnungen der Regierung werde es aber "Stand heute" keine mehr geben. 

Das CoV-Abwassermonitoring zeigt zuletzt steil nach oben. | Foto: https://abwassermonitoring.at/dashboard/
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Einschränkungen nur bei Überlastung des Systems

Wie der Minister betonte, seien Einschränkungen von Freiheitsrechten, wie sie von der Regierung in der Vergangenheit beschlossen wurden, nur gerechtfertigt, wenn eine Überlastung des Gesundheitssystems droht. Österreich sei davon aktuell – trotz rund 1.200 COVID-19-Patientinnen und -Patienten in den Spitälern – weit entfernt. Man habe gute Instrumente wie etwa das Abwasser-Monitoring und das SARI-Dashboard, um die Lage abschätzen zu können: "Wir wissen, was sich in den Spitälern abspielt", so Rauch. Der Minister betonte jedoch, dass es jeder Gesundheitseinrichtung im Rahmen der Hausordnung selbst überlassen bleibe, Maßnahmen wie beispielsweise eine Maskenpflicht zu erlassen. 

Long-Covid bei bis zu 40 Prozent der Erkrankten

Auch auf mögliche Langzeitfolgen einer Covid-Infektion sei die Regierung gut vorbereitet, wie Rauch betont. So habe man bereits Maßnahmen gesetzt und erwarte weitere Forschungsergebnisse. Die vom Obersten Sanitätsrat empfohlenen Schritte werde man laut dem Gesundheitsminister umsetzen. Hierzu zähle etwa das geplante Referenzzentrum für postvirale Erkrankungen an (wie etwa Long/Post Covid oder ME/CFS). Auch im niedergelassenen Bereich sei Österreich für die Behandlung der Langzeiterkrankten gerüstet. Er verwies auf ein entwickeltes Tool für die Ärzteschaft, mit dem man "online sozusagen Symptomatiken abchecken kann". Und es gebe auch "Fort- und Weiterbildung" auf Kongressen. Die Vorwürfe, dass in diesem Zusammenhang nicht passiere, seien daher unzutreffend. 

Trägst du wieder häufiger eine Maske?

Noch wisse man allerdings zu wenig über die Langzeitwirkung der Erkrankungen – hier sei die Forschung "einfach offen". So differieren die Zahlen der Long-Covid-Betroffenen von fünf bis 40 Prozent, "wobei ich die fünf Prozent für zu niedrig halte, die 40 für zu hoch, aber das ist meine Meinung", erklärte Rauch. Man müsse weiter abwarten, wo die wissenschaftliche Evidenz schlussendlich landet. 

"Impfen schützt und die Impfung wirkt" 

Der Gesundheitsminister räumte zudem ein, dass die Überführung des Impfprogramms – auch bei Influenza – in den niedergelassenen Bereich "nur bedingt funktioniert" habe. So waren etwa die Kontingente für die Gratis-Impfung teils rasch vergriffen. Um für die kommende Impfsaison besser vorbereitet zu sein, habe Rauch mit den Gesundheitslandesräten in der jüngsten Sitzung der Bundeszielsteuerungskommission vereinbart, im Jänner die Lehren zu ziehen.

Der Minister empfahl den Österreicherinnen und Österreichern jedoch gleichzeitig, die zur Verfügung stehenden Angebote wahrzunehmen, denn "Impfen schützt und die Impfung wirkt". Dies müsse man gerade in Hinsicht auf anderslautenden Verschwörungstheorien klar betonen: "Natürlich ist die Corona-Impfung sinnvoll und schützt vor schwerwiegenden Verläufen. Natürlich ist die Influenza-Impfung sinnvoll". Aber auch andere Impfungen, wie etwa gegen HPV, "die wir jetzt gratis gemacht haben bis 21 Jahre", schützen die Gesundheit. 

Rauch sieht keinen Nutzen einer weiteren großen Impfkampagne. | Foto: APA Picturedesk
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"Kampf gegen die Wissenschaftsfeindlichkeit"

Eine weitere große Impfkampagne werde es jedoch nicht mehr geben. "Das ist schlicht der Erfahrung geschuldet, dass große Kampagnen nicht wirklich etwas bewegen", erklärte Rauch. Vielmehr müsse man auf "Bewusstseinsbildung" setzen, um der geringen Impffreudigkeit entgegenzuwirken. Hierfür benötige es einen "Kampf gegen die Wissenschaftsfeindlichkeit" in Österreich. "Das sehe ich schon, weil ja manche der Meinung sind, die Erde ist eine Scheibe und Impfen nützt nichts", sagte er - auch mit Blick auf die FPÖ. "Mit dem Unfug muss man aufräumen, dem muss man entgegenstehen und das tun wir auch."

In diesem Zusammenhang warnte Rauch auch vor der internationalen sowie nationalen Entwicklung, was das Wahlverhalten und den Aufstieg von rechten Parteien angeht. Rechte Parteien wie die FPÖ würden "eine komplette Illusion erzählen", nämlich, dass man "nur eine Festung bauen" müsse, um Probleme zu lösen. Das Gegenteil sei laut dem Gesundheitsminister aber der Fall. Die im Juni stattfindende EU-Wahl bezeichnete er als "die wichtigsten Wahlen meines politischen Lebens", weshalb er nicht bereits sei, kampflos hinzunehmen, "dass die ganze politische Lage sich nach rechts bis rechtsextrem verschiebt und wir statt einem Orban oder einem Kaczynski viele kleine Orbans oder Kaczynskis bekommen - dann werden wir dieses Europa nicht wiedererkennen", betonte Rauch. 

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