Gas- und Strompreise steigen
Heizen wird diesen Winter teurer

Laut Karina Knaus von der Energieagentur habe Gas im Großhandel die letzten Jahre im Schnitt zwischen 15 und 30 Euro je Megawattstunde gekostet, nun lägen die Kosten bei über 70 Euro. | Foto: Pixabay
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  • Laut Karina Knaus von der Energieagentur habe Gas im Großhandel die letzten Jahre im Schnitt zwischen 15 und 30 Euro je Megawattstunde gekostet, nun lägen die Kosten bei über 70 Euro.
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Die Meldungen sprechen eine deutliche Sprache: "Strom im Großhandel kostet im September um 39 Prozent mehr als vor einem Jahr", meldet die Österreichische Energieagentur am 5. August diesen Jahres. Wenige Tage später, am 31. August: "Gas-Großhandelspreise fünf Mal so hoch wie vor einem Jahr". Was ist da los? Die heurige Heizsaison könnte sehr teuer werden.

ÖSTERREICH. Hauptgrund für die höheren Kosten sind die stockenden Lieferungen aus Russland, dadurch sind die Speicher leerer als üblich. Gemeinsam mit dem wirtschaftlichen Aufschwung und der daraus resultierenden weltweit höheren Nachfragen steigt auch der Preis. Laut Karina Knaus von der Energieagentur habe Gas im Großhandel die letzten Jahre im Schnitt zwischen 15 und 30 Euro je Megawattstunde gekostet, nun lägen die Kosten bei über 70 Euro.

"Preissteigerung im zweiten Teil der Heizsaison" 

Müssen sich die Österreicher nun sorgen? Das ist relativ, denn in Österreich sei für eine „relative Preisstabilität“ gesorgt. 

"Generell sind die Haushaltsgaspreise in Österreich eher träge, so werden vorübergehende und kurzfristige Bewegungen am Großhandelsmarkt – weder Preisausschläge nach unten oder nach oben – in der Regel nicht sofort an die Haushalte weitergegeben, da auch die Beschaffung in diesem Segment längerfristig erfolgt“,

so Knaus im ORF.
Carola Millgramm, Leiterin der Gasabteilung in der E-Control, rechnet damit, dass „eine Preissteigerung im zweiten Teil der Heizsaison schlagend wird“. Der Tarifkalkulator der E-Control könne jedenfalls einen Überblick schaffen, ob sich ein Lieferantenwechsel derzeit lohne. 

Entwarnung bei Preisen nicht in Sicht

Laufen wir auf eine der größeren „Gaspreiswelle“ im Herbst und Winter zu? Entwarnung sei bei den Preisen jedenfalls nicht in Sicht. „In Österreich wurden Preiserhöhungen bei den Standardtarifen aktuell noch nicht öffentlich angekündigt“, so Knaus:

„Nachdem die Preisbewegungen der letzten Monate sehr ausgeprägt und ungewöhnlich waren und aktuell keine Trendumkehr in Sicht ist, ist davon auszugehen, dass es in den nächsten Wochen und Monaten auch hier zu Preiserhöhungen kommen kann.“

Russland liefert weniger Gas

Russland spielt dabei bei der Gasverknappung eine wesentliche Rolle: Laut Meldungen würde Moskau mehr Gas nach China exportieren als in die EU. Grund dafür sei auch, Druck für eine Genehmigung der neuen Gaspipeline Nord Stream 2 aufzubauen. Knaus:

„Das verminderte Angebot entspringt dem Ausfall einzelner Produktions- und Transportkapazitäten in Norwegen und Lieferengpässen aus Russland. Über die Gründe für Letzteres gibt es Spekulationen: Russland will selbst seine Speicher auffüllen, kämpft mit dem Ausfall einer wichtigen Kompressorstation, liefert viel Gas in die Türkei und nach China und – so eine weitere mögliche Erklärung – schränkt Exporte nach Europa absichtlich ein, um den politischen Druck zur Genehmigung der fertigen Pipeline Nord Stream 2 zu erhöhen. Aussagen eines Kreml-Sprechers zuletzt deuten in diese Richtung: Er spricht davon, dass ‚eine rasche Genehmigung von Nord Stream 2 die Gaspreise in Europa stabilisieren würde‘.“

Speicher sind halb leer

Laut Knaus weichen die aktuellen Speicherfüllstände „durchaus von denen der letzten Jahre ab.“ Üblicherweise würde die Füllstände österreichischer Gasspeicher in dieser Jahreszeit zwischen 70 und 90 Prozent liegen, aktuell liegen sie allerdings bei lediglich 50 Prozent. Doch: „Österreich hat im Vergleich zu anderen EU-Ländern aber sehr hohe Speicherkapazitäten.“

Auch Strom wird teurer

Da Gaskraftwerke ebenfalls zur Stromerzeugung genutzt werden, verteuerte sich auch Elektrizität im Großhandel, aktuell um satte 130 Prozent zum August 2020. Wie werden sich die Strompreise weiter entwicklen? 

"Ich kann jetzt schon prognostizieren, dass auch der Strom teurer wird"

, sagte Energiehandelsobmann der Wirtschaftskammer Österreich Jürgen Roth gegenüber RMA-Redakteurin Anna Richter in einem Interview (Link dazu hier):

"Denn im Moment „verstromen“ wir alles, wir wollen die Mobilität verstromen, die Industrie und den Handel - logisch, dass wenn alle Strom haben wollen, und zwar erneuerbaren Strom, dann wird der teurer. In Europa haben wir erst 38 Prozent Strom aus erneuerbaren Quellen, man muss mal den Stand auf 100 Prozent bringen. Das heißt, es wird nicht billiger werden!"

Laut Experte sei die Lösung in der Herstellung von  synthetischen Flüssigkraftstoffen zu finden. Dadurch hätte auch die Ölheizung langfristig eine klimaneutrale Perspektive. Schon 2030 soll laut Roth  das klimafreundliche Heizöl in Österreich am Markt sein. 

Raus aus Floater-Tarifen

Was jetzt zu tun ist? Raus aus einem sogenannten Floater-Tarife. Denn Kunden mit Standardtarifen der Landesversorger haben bislang davon noch nichts gemerkt. Brisant wurde es bisher für Haushalte mit Floater-Tarifen, wobei sich der Preis laufend, z.B. an den Gaspreisindex, anpasst. Empfehlenswert sei, nun auf Verträge mit Preisgarantie umzusteigen.

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Carola Millgramm, Leiterin der Gasabteilung in der E-Control, rechnet damit, dass „eine Preissteigerung im zweiten Teil der Heizsaison schlagend wird“ | Foto: privat

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