130.000 Personen betroffen
Löhne bei Sozial-KV steigen um 9,2 Prozent

Die Löhne beim Sozial-KV steigen um 9,2 Prozent. | Foto: stock.adobe.com/Kzenon (Symbolbild)
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In der Nacht auf Dienstag erzielten die Verhandlungspartner für den Sozial-Kollektivvertrag nach 16 Stunden eine Einigung. Löhne, Gehälter, Zulagen und Zuschläge werden um 9,2 Prozent erhöht. Der neue Mindestlohn beträgt nun 2.067,40 Euro. Diese Erhöhung gilt sowohl für bestehende Einkommen als auch für Mindesteinkommen.

ÖSTERREICH. "Mit dem vorliegenden Abschluss werden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer finanziell entlastet. Eine Sozialarbeiterin mit 10 Dienstjahren verdient nun monatlich bei Vollzeit beispielsweise über 300 Euro mehr. Die Gehaltserhöhungen nehmen vielen Beschäftigten, die sich ihr Leben nur noch schwer leisten können, Sorgen und federn die Teuerung ab. Gerade im Vergleich mit anderen Branchen zeigt sich, dass eine Erhöhung über der Inflationsrate von 8,7 Prozent alles andere als selbstverständlich ist", zeigt sich Eva Scherz, Verhandlerin für die Gewerkschaft GPA, erfreut.

Michaela Guglberger, Verhandlerin für die Gewerkschaft vida, erklärte in einer Aussendung: "Dieser Abschluss war nur durch unseren Zusammenhalt machbar. Wir bedanken uns bei allen, die an den Betriebsversammlungen teilgenommen und so den Druck verstärkt haben. Gleichzeitig ist dieser Abschluss der Beweis, dass die Sozialpartnerschaft in unserer Branche funktioniert. Im Rahmen von respektvollen Verhandlungen haben wir ein Ergebnis zustande gebracht, das sich sehen lassen kann."

Arbeitgeber zufrieden 

Auch die Arbeitgeberseite zeigte sich zufrieden: "Mit diesem Abschluss konnten wir ein starkes Zeichen für die Beschäftigten im Sozial- und Gesundheitsbereich setzen, die im letzten Jahr mit hohen Kosten aufgrund der Teuerung belastet wurden", sagte der Verhandlungsführer der Sozialwirtschaft Österreich (SWÖ), Walter Marschitz, in einer Aussendung. Zur Entlastung der Teilzeit-Beschäftigten sei eine Senkung der so genannten Pufferstunden bei Teilzeit-Mehrarbeitsstunden vereinbart worden. Marschitz: "Wir haben mit der Arbeitnehmerseite eine Senkung von 16 auf 8 Stunden vereinbart, damit erreichen wir den Großteil der Beschäftigten." 64 Prozent der Beschäftigten in der Sozialwirtschaft arbeiten in Teilzeit. 

Neben dem finanziellen Abschluss wurden auch Verbesserungen im Rahmenrecht vereinbart. Beispielsweise wird die Bezahlung während der Nachtbereitschaft erhöht, der Zuschlag für Einspringen um 15 Prozent angehoben und die Anerkennung von Vordienstzeiten und ausländischen Ausbildungen verbessert. Die Änderungen im Kollektivvertrag treten mit Wirkung zum 1. Januar 2024 in Kraft. 

Zuvor gab es schwierige Verhandlungsrunden. Bereits vergangene Woche fanden erste Betriebsversammlungen in der Sozialwirtschaft statt, wobei im Zuge einer Betriebsrätekonferenz eine Resolution beschlossen wurde. Darin hielten die Betriebsräte fest, dass man sich für die 130.000 Beschäftigten im privaten Pflege-, Gesundheits- und Sozialbereich mehr Wertschätzung erwarte. Aus diesem Grund halte man an der Forderung nach einer Erhöhung der Gehälter von 15 Prozent – mit einem Minimum von 400 Euro – fest und sei bereit, alle "zu Gebote stehenden Maßnahmen einzusetzen", um dies zu erwirken. Die Gewerkschaften GPA und vida wurden damit beauftragt, eine Streikfreigabe beim Gewerkschaftsbund (ÖGB) einzuholen.

Nachdem die zweite Runde der Kollektivvertragsverhandlungen ergebnislos zu Ende gegangen sind, fand vergangene Woche eine landesweite Betriebsrätekonferenz statt.  | Foto: Gewerkschaft GPA
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Verhandlungen in Handel und Metallindustrie

Bereits am Dienstag stehen die nächsten Lohn- und Gehaltsverhandlungen im Handel an. Während die Arbeitgeber eine Erhöhung von fünf Prozent sowie eine Einmalzahlung von 800 Euro boten, forderte die Gewerkschaft zuletzt ein Plus von 9,5 Prozent sowie einen Fixbetrag von 40 Euro. Am Sonntag teilte die GPA bereits mit, dass man sich vom ÖGB eine Streikfreigabe eingeholt habe, da die Arbeitgeber "nicht zu einem Abschluss mit Dauerwirkung auf die Gehälter über der zugrunde liegenden rollierenden Inflationsrate bereit" seien. Sollte man am Dienstag zu keinem "akzeptablen und fairen Ergebnis" kommen, folge eine "erste Welle von Warnstreiks", so die Gewerkschaft. 

Besonders zäh laufen heuer auch die KV-Verhandlungen der Metaller, die sich aktuell in einer zweiten, ausgedehnten Warnstreikwelle befinden. Die Arbeitnehmervertreter von PRO-GE und GPA fordern auf dem Verhandlungstisch eine Erhöhung der Bruttolöhne und -gehälter um 10,6 Prozent, die Arbeitgeber haben hingegen laut eigenen Angaben ein durchschnittliches Plus von 8,2 Prozent geboten, wobei die Löhne und Gehälter in den unteren Beschäftigungsgruppen sogar bis zu zwölf Prozent ansteigen sollten. Am Donnerstag gehen die Verhandlungen nun in die nächste Runde.

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