Interview
Gini: "Jetzt ist unsere Zeit, wo wir gehört werden"

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Mit viel Pop, noch viel mehr Frauenpower und neuer Single rüttelt die Deutschlandsberger Sängerin Gini an alten Rollenbildern.

Gini steht für Selbstliebe, Diversität und Frauenpower – mit dieser selbstbewussten und durchaus lauten Einstellung will eine junge Deutschlandsbergerin spätestens heuer die heimische Musikszene aufmischen. Derzeit arbeitet Gini an ihrer ersten EP, die aktuelle Single daraus heißt „Be Around“: eine lautstarke Deklaration und gleichzeitig Aufforderung an Frauen, mutig und authentisch zu sein – alles auf Pop.

WOCHE: Warum ist deine Musik so stark mit einer Botschaft verknüpft?
GINI:
Akzeptanz und Gleichberechtigung sind so meine Botschaften, weil das von klein auf so war. Man weiß eh, wie das am Land ist: Teilweise gibt es immer noch alte Rollenbilder. Das war mir schon immer wichtig, dass Frauen die gleichen Rechte haben, gleich viel dürfen, gleich viel können. Und vielleicht auch Männer gleich viel dürfen. Feminismus ist ja nicht die Exklusion des Mannes, sondern die Inklusion der Frau. Es geht nur darum, dass man gleich behandelt wird.

Ist dir das schon als junges Mädchen bewusst geworden?
Ja, voll. In meinem Freundeskreis ist mir schon aufgefallen: Die Papas waren immer im Wirtshaus, die Mamas waren immer daheim und haben auf die Kinder geschaut. Und haben sich über die Papas aufgeregt. Später als Teenie habe ich mich gefragt: Warum verhüten immer nur die Mädchen? Das hat mich alles immer beschäftigt.

Du lebst in Wien – merkst du Unterschiede zwischen Stadt und Land?
Die Stadt ist gleichzeitig viel offener und viel konservativer. In der Stadt kommen einfach alle Leute zusammen, so ein großes Spektrum hast du am Land gar nicht. Die Stadt ist offen, aber auch Leute mit konservativer Meinung hauen dir offen ihre sehr konservative Meinung ins Gesicht – viel mehr als am Land. Ich glaube, am Land redet man eher hintenrum. In der Stadt sind die Leute schon offener, vor allem in Wien. Da sind sie auch grantig.

Aber grantig können wir Steirer auch sein.
Ja, schon. Aber ich finde, wir sind irgendwie schon herzlicher. Wir haben ein wärmeres Gemüt.

Gini im WOCHE-Podcast SteirerStimmen:

SteirerStimmen – Folge 50: Sängerin und Schauspielerin Gini (Teil 1)

Du hast das letzte Jahr mit Schreiben und Produzieren verbracht. Wie kommt man als Künstler finanziell durch die Krise?
Im Moment kriege ich den Härtefallfonds für Selbstständige und schaue immer wieder mal, ob Schauspiel-, Werbe- oder Filmjobs reinkommen. Live und Merchandising sind halt die wirklichen Einnahmequellen. Was verdienst du schon mit Streams? Mit 0,004 Cent pro Stream bei Spotify?

In der Kunst- und Kulturbranche ist ja wenig Hoffnung auf baldige Besserung zu sehen.
Es ist schwierig, aber ich sehe es sogar als Chance. Der Fokus war immer nur auf den großen Acts. Die Konzerte, die jetzt stattfinden können, sind die kleineren. Jetzt ist unsere Zeit, wo wir gehört werden, wo auch Radiostationen offener sind. Als kleinere oder mittelgroße Acts kriegen wir mehr Aufmerksamkeit. Das ist schon cool, weil auch wir gesehen werden.

Auch von der Politik?
Ich verstehe es nicht. Die Gigs, die ich im Freien hatte, sind so gut organisiert, mit Abständen und Sicherheitsmaßnahmen. Da war’s gefährlicher, einkaufen zu gehen, wenn bei der gleichen Stange noch fünf andere stehen, auf engstem Raum. Mit richtigen Bestimmungen könnte man die Kunstszene schon wieder ein bisserl beleben.

Zur Person

  • geboren als Regina Lampl in Deutschlandsberg
  • wohnt in Wien
  • Sängerin, Schauspielerin, Sprecherin und Moderatorin
  • Ausbildung: HS Wies, HLW Deutschlandsberg, Studium Gesang und Schauspiel am Wiener Konservatorium
  • sechs Medaillen bei den World Championships of Performing Arts 2019 (3x Gold, 1x Silber, 2x Bronze)
  • 85.000 Follower und 2 Millionen Likes auf TikTok (@billiesteirisch)
  • 10.000 monatliche HörerInnen auf Spotify
  • aktuelle Single: „Be Around“
  • Debüt-EP „Gini Tonic“ im Juni

Ein bisserl provokant, ein bisserl polarisierend – trotzdem will Gini authentisch bleiben: "Es ist besser, Hater zu haben, als sich zu verstellen." | Foto: Flora Huebl
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