Amtsärztin Maria Jöbstl informiert
Anstieg an Hantavirus-Infektionen in Deutschlandsberg

Um sich vor einer Hantavirus-Erkrankung zu schützen, rät die Deutschlandsberger Amtsärztin Maria Jöbstl beim Putzen von länger unbenutzten Dachböden zu Handschuhen und Atemschutzmaske.  | Foto: privat
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  • Um sich vor einer Hantavirus-Erkrankung zu schützen, rät die Deutschlandsberger Amtsärztin Maria Jöbstl beim Putzen von länger unbenutzten Dachböden zu Handschuhen und Atemschutzmaske.
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Im Bezirk Deutschlandsberg sind im Vorjahr zehn Menschen an Hantaviren erkrankt - um acht mehr als im Vorjahr.  Amtsärztin Maria Jöbstl erklärt, worauf dieser Anstieg an Fallzahlen zurückzuführen ist, woran man die meldepflichtige Infektionskrankheit erkennt und wie man sich am besten davor schützt. 

BEZIRK DEUTSCHLANDSBERG. Kopfschmerzen, Schüttelfrost, Fieber - nicht nur das Corona-Virus kann Symptome wie diese hervorrufen, sondern auch die durch Nagetiere auf den Menschen übertragbare Hantavirus-Infektion bringt mitunter unspezifische grippeähnliche Symptome mit sich - schwere Verläufe können sogar einen tödlichen Ausgang nehmen.

"Im Bezirk Deutschlandsberg sind im vergangenen Jahr zehn Menschen an Hantaviren erkrankt", informiert Amtsärztin Maria Jöbstl. Im Vergleich: Im Jahr 2020 wurden der Bezirkshauptmannschaft Deutschlandsberg zwei Fälle gemeldet.

Die Rötelmaus überträgt das Hantavirus.  | Foto: Archiv
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Steiermarkweiter Anstieg an Hantavirus-Infektionen

Und die Zahlen des Bezirks entsprechen der Entwicklung der Fallzahlen in ganz Österreich, wo sich diese im Jahr 2021 im Vergleich zu den Vorjahren mehr als verfünffacht haben - die Steiermark war von dieser Zunahme an Infektionen in besonderem Maße betroffen. 

"Zurückzuführen ist der Anstieg der Fallzahlen vor allem auf regionale und jährliche Schwankungen der Rötelmauspopulation", erklärt Jöbstl. In Hinblick auf die wachsende Population der Nagetiere bringen Experten wiederum die milden Winter der vergangenen Jahre ins Spiel - ebenso wie die Tatsache, dass viele Menschen Pandemie-bedingt mehr Zeit zum Aufräumen von Dachböden und Garagen gefunden haben. 

Hast du schon einmal vom Hantavirus gehört?

Handschuhe und Maske als Schutzmaßnahmen

"Deshalb ist die wichtigste Maßnahme, Kontakt zum infektiösen Material zu vermeiden und Hygienemaßnahmen einhalten", rät Jöbstl dazu, sowohl Handschuhe als auch Atemschutzmasken zu tragen, wenn man beim Kehren oder Durchforsten alter Dachböden Staub aufwirbelt. Außerdem sollten im Umfeld menschlicher Wohnbereiche, wie z.B. im Keller, Mäuse und Ratten intensiv bekämpft werden.

Ansteckung, Symptome, Prävention - 3 Fragen zum Hantavirus

  • Woran erkenne ich eine Hantavirus-Infektion? 

MARIA JÖBSTL: Ein großer Teil der Hantavirus-Infektionen verläuft asymptomatisch, bzw. mit unspezifischen Symptomen, sodass häufig keine diagnostische Abklärung veranlasst wird. Somit ist eine hohe Dunkelziffer anzunehmen. Je nach verursachendem Virustyp können Hantaviren verschiedene schwere Krankheitsbilder hervorrufen. In Mitteleuropa findet man das Puumalavirus (PUUV) und das Dobravavirus (DOBV), die eine eher mildere Verlaufsform des Hämorrhagischen Fiebers mit renalem Syndrom verursachen (=Neuropathia epidemica NE).

Die Erkrankung beginnt meist mit abrupt einsetzendem Fieber, das über drei bis vier Tage anhält. Begleitend treten unspezifische grippeähnliche Symptome wie Kopfschmerzen und Muskelschmerzen auf. Eine überstandene Infektion führt wahrscheinlich zu einer Virus-typ-spezifischen Immunität. Asiatische und europäische Hantavirus-Stämme sind Auslöser des Hämorrhagischen Fiebers mit renalem Syndrom (HFRS). Diese Erkrankung kann einen schweren Verlauf mit tödlichem Ausgang nehmen, tritt in Österreich aber sehr selten auf. Die Zeit zwischen Ansteckung bis zum Ausbruch der ersten Symptome beträgt meist zwischen zwei bis vier Wochen, in Ausnahmefällen auch 5 bis 60 Tage.

  • Wie kann man sich mit dem Hantavirus anstecken? 

Hantaviren werden über Tierausscheidungen von infizierten Nagetieren (vor allem Mäuse und Ratten) auf den Menschen übertragen. Die Viren befinden sich in Speichel, Urin und Kot der infizierten Nagetiere und werden auf den Menschen durch Inhalation virushaltiger Aerosole (z.B. Rauch, Nebel), durch den Kontakt der verletzten Haut mit Staub oder durch Bisse übertragen. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch wurde bisher nur bei einem sehr selten vorkommenden Hantavirus-Typ beschrieben.

  • Wie schütze ich mich am besten vor dem Hantavirus?

Derzeit stehen weder eine Impfung, noch eine spezifische Therapie gegen den Erreger zur Verfügung. Deshalb ist die wichtigste Maßnahme Kontakt zum infektiösen Material zu vermeiden und Hygienemaßnahmen einhalten. Im Umfeld menschlicher Wohnbereiche (Keller, Dachböden, Schuppen etc.) sollten Mäuse und Ratten intensiv bekämpft werden.
Wichtig ist die sichere Aufbewahrung von Lebensmitteln, damit Nagetiere sich nicht im Umfeld von Häusern oder Wohnungen aufhalten. 

Beim Aufenthalt in von Mäusen verunreinigten Räumen, kann eine Staubentwicklung durch Befeuchten vermieden werden. Bei zu erwartender Staubentwicklung sollen Atemschutzmasken und Handschuhe verwendet werden. Mäusekadaver und Exkremente sollten vor der Entsorgung mit Desinfektionsmittel benetzt werden. Infektionsgefährdet sind insbesondere Personen, deren Lebens- und Arbeitsbedingungen einen Kontakt zu infizierten Nagern und deren Exkrementen begünstigen oder die in direktem Kontakt mit dem Virus stehen, z.B. Waldarbeiter, Beschäftigte in der Landwirtschaft und Laborpersonal.

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