Katharina Turza
Durch Zufall zur Triathlon-Weltmeisterschaft
Einmal bei einer Weltmeisterschaft dabei sein, davon träumt wohl jeder Sportler. Bei Katharina Turza läuft aber alles ein bisserl anders – im wahrsten Sinne des Wortes. Denn eigentlich dürfte die Stainzerin gar nicht mehr laufen.
"Müsste eine künstliche Hüfte haben"
Im Jahr 2009 stürzte die damals 29-Jährige schwer mit dem Mountainbike: Hüfte luxiert, Oberschenkelkopf gebrochen. Für die sportliche, junge Frau eine mittlere Katastrophe. „Der Arzt meinte, ich muss mir ein neues Hobby suchen, denn Laufen wird nicht mehr gehen“, erzählt Turza. Das wollte sie aber nicht auf sich sitzen lassen. Turza begann noch mehr und noch regelmäßiger Sport zu betreiben. Zwei, drei Jahre unter Schmerzen, aber mit Erfolg: U.a. ist Turza schon neun Marathons, 29 Halbmarathons und zehn Triathlons gelaufen. „Obwohl ich laut Ärzten ein künstliches Hüftgelenk haben müsste.“ Wenn sie heute zur Kontrolle geht, sagen sie, sie soll weitermachen. „Deswegen mache ich seit neun Jahren regelmäßig Sport.“
Ironman als Motivation
Allerdings ganz ohne Trainingspläne oder ähnliches. „Da verliert man irgendwann die Freude. Ich trainiere lieber nach Gefühl, je nachdem, worauf ich gerade Lust hab“, sagt die 38-Jährige. „Wichtig ist nicht, wie viel man macht, sondern dass man regelmäßig was macht.“ Seit ihrer schweren Verletzung ist Turza einfach nur dankbar, dass sie sich „bewegen darf und nicht muss“. Große Ziele gibt es bei ihr daher auch nicht – auch wenn fünf Starts beim Ironman in Klagenfurt so klingen. Ihr Erfolgsgeheimnis klingt ganz einfach: „Die Anmeldung zum Ironman war für mich immer ein Grund, mich über das Jahr hinweg fit zu bleiben.“ Entscheidend war für sie gar nicht den Ironman selbst zu schaffen, sondern der Bewerb als Motivation für körperliche Fitness unter dem Jahr. „Ein Marathon war mir da zu wenig“, sagt Turza ganz locker.
Erfolg beim Graz Marathon
Mittlerweile ist aber auch schon der Ironman zu wenig. „Wenn du weißt, dass du das schaffst, gibt dir das nix mehr“, meint die Stainzerin. „Du hast kein Ziel mehr, in das du dich reinbeißen kannst.“ Ihr Weg von der Verletzung zur Dauerläuferin machte Turza vor allem mental stärker. „Man glaubt dann ja an viel mehr, das vorher unmöglich erschien. Du wirst sehr kopfstark.“ Das war heuer beim Graz Marathon entscheidend: „Da ging’s nicht ums Durchkommen, da hab ich 42 Kilometer Spannung halten und Gas geben müssen.“ Der Lohn war Platz fünf unter allen Frauen, die beste Steirerin und eine neue persönliche Bestzeit. „Das Ergebnis macht mich heuer sicher am stolzesten“, sagt Turza.
Zufällige WM-Qualifikation
Dabei gab es noch einen – unverhofften – Grund zur Freude. Im August nahm Turza am Triathlon über die Olympische Distanz in Fürstenfeld teil und wurde Dritte in ihrer Altersklasse. „Rund zwei Monate später hab ich ein E-Mail gekriegt: Ich hab für mich die Triathlon-WM qualifiziert“, lacht die 38-Jährige. 20 Startplätze pro Altersklasse werden vom Österreichischen Triathlonverband in Qualifikationsrennen vergeben, Turza wusste gar nicht, dass das Rennen in Fürstenfeld ein solches war. „Das war Zufall. Aber für das österreichische Nationalteam zu starten und alleine dort dabei zu sein, ist eine große Ehre.“
Neues Ziel – mit Plan
Am 1. September 2019 geht die WM in Lausanne (Schweiz) über die Bühne. Dafür hat die Stainzerin erstmals einen Trainingsplan – vorerst. „Damit hab ich jetzt angefangen, keine Ahnung, wie lange mich das freut“, lacht Turza. Auf jeden Fall hat sie damit wieder ein Ziel, wofür sie gerne trainiert. Denn: „Es ist schon ein Geschenk, wenn man zu schätzen weiß, wie schön es ist körperlich gesund zu sein.“
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