Polizei als Vorreiter: Deutschlandsberg will demenzfreundlicher Bezirk werden

Die Deutschlandsberger Inspektionskommandanten mit Bezirkspolizeikommandant Helmut Zöhrer (4.v.r.) und Innenminister Herbert Kickl (4.v.l.) bei der Überreichung des Zertifikates „Demenzfreundliche Dienstellen“. | Foto: KK
  • Die Deutschlandsberger Inspektionskommandanten mit Bezirkspolizeikommandant Helmut Zöhrer (4.v.r.) und Innenminister Herbert Kickl (4.v.l.) bei der Überreichung des Zertifikates „Demenzfreundliche Dienstellen“.
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  • hochgeladen von Simon Michl

Derzeit leiden rund 130.000 Menschen in Österreich an einer Form von Demenz, etwa an Alzheimer. In den nächsten Jahrzehnten wird sich diese Zahl noch verdoppeln. In der Südweststeiermark arbeitet der Sozialverein schon seit 2011 mit der ersten steirischen Demenzservicestelle in diesem Bereich. Die Non-Profit-Organisation der 15 Gemeinden aus dem Bezirk Deutschlandsberg ist aber nicht der einzige Vorreiter.

Zusammenarbeit mit Sozialverein

Im November 2016 suchten zahlreiche Einsatzkräfte im Bezirk nach einer vermissten Person, die an Demenz litt. Die Polizei konnte die Person nur mehr tot auffinden. „Da ging mir das Thema Demenz zum ersten Mal richtig unter die Haut“, erinnert sich Helmut Zöhrer. Der Deutschlandsberger Bezirkspolizeikommandant führte daraufhin viele Gespräche mit Kollegen und den Blaulichtorganisationen. Dabei merkte er, dass die tückische Erkrankung immer öfter zum Problem wird. Zöhrer tat sich mit dem Sozialverein Deutschlandsberg zusammen, dieser schulte Polizeibedienstete für den Umgang mit an Demenz erkrankten Menschen. Darauf wurde bald auch das Innenministerium aufmerksam.

Acht "Demenzfreundliche Dienststellen"

Seit Mai 2017 vergibt die Donau-Universität Krems das Gütesiegel „Demenzfreundliche Dienststelle“. In Zusammenarbeit mit der Sicherheitsakademie des Innenministeriums entwickelte die Uni das E-Learning-Tool "Einsatz Demenz" speziell für Polizistinnen und Polizisten. „Darin werden medizinische Hintergründe, Kommunikation und Umgang in Praxisbeispielen dargestellt und geprüft“, so Zöhrer. Nicht nur das Bezirkspolizeikommando, auch alle sieben Inspektionen im Bezirk (Deutschlandsberg, Eibiswald, Groß St. Florian, Lannach, Schwanberg, Stainz, Wies) beteiligten sich mit mindestens 70 Prozent ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter daran. Dafür wurden sie im März als „Demenzfreundliche Dienstellen“ zertifiziert. Sie sind die ersten in der Steiermark und Teil von 60 Polizeidienststellen österreichweit.

Netzwerk im ganzen Bezirk

Ein weiteres Kriterium für das Gütesiegel ist die enge Vernetzung mit sozialen Einrichtungen im Streifenbereich. Die Deutschlandsberger Polizeidienststellen gingen noch einen Schritt weiter. „Wir haben eine Steuerungsgruppe mit verschiedenen Interessenvertretern gebildet“, erzählt Zöhrer. Zu dieser gehören nicht nur Polizei, Sozialverein, Sozialhilfeverband und Pflegeeinrichtungen, auch die Bezirkshauptmannschaft, das Bezirksgericht, Feuerwehren, Rotes und Grünes Kreuz, das LKH Weststeiermark, Bezirksärzte und die Wirtschaftskammer wurden eingebunden. „Wir werden in allen Bereichen mit Demenz konfrontiert und wollen daher Hilfe in allen Lebensbereichen anbieten“, so Zöhrer. Man möchte die Öffentlichkeit für die Erkrankung sensibilisieren und mit hilfreichen Informationen versorgen: wie erkennt man frühzeitig Demenz, wie geht man damit um und wo wird einem geholfen. Es sind etwa Kompetenzteams in Gemeinden angedacht, um vor Ort Experten anbieten zu können. Das Ziel ist, Deutschlandsberg zum demenzfreundlichen Bezirk zu machen. „Alle Beteiligten sind sehr erfreut, dass hier etwas passiert. Es gibt viele Experten bei uns im Bezirk, die darauf spezialisiert sind und Erfahrung haben“, ist Zöhrer guter Dinge.

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