Werden Fußballfunktionäre zu Sklaven der Spieler?

Eibiswalder Führungsduo: Präsident Hannes Fuchshofer (l.) und Obmann Alfred Jauk wollen die letzte Unterligasaison hinter sich lassen. | Foto: Franz Krainer
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Die letzte Übertrittszeit hat es wieder gezeigt: Es gibt nicht genug einheimische Spieler. Etwa 400 Kicker wären notwendig, um allein die Kader der Vereine im Bezirk zu decken. Das führt bereits bei durchschnittlich begabten Spielern zu einer finanziellen Spirale, weil Vereine mehr bezahlen müssen, um einen konkurrenzfähigen Kader aufzustellen. Fußballfans kritisieren oft den hohen Ausländeranteil bei (fast) allen Klubs, doch ohne die Fülle an slowenischen Spielern wäre der Spielbetrieb bei vielen Vereinen nicht mehr möglich. Wo sind also die vielen „guten jungen eigenen Leute“, von denen immer wieder gesprochen wird?

Wies: Mit Jugend in der 1. Klasse

In Wies hat Ex-Obmann Harald Loibner einen Radikalschnitt gemacht. Nach dem Abstieg aus der Gebietsliga hat man sich ausschließlich auf den eigenen Nachwuchs besonnen. „Wir alle wissen allerdings, dass diese Maßnahme selbst in der 1. Klasse für einen Traditionsklub ein hohes Risiko darstellt“, meint Loibner. „Die Jungs brauchen Zeit für die Entwicklung, denn Talent ist nicht gleichzusetzen mit Leistung.“ Trotzdem gibt der erfahrene Fußballfunktionär die Richtung vor: „Funktionäre rennen jede freie Stunde, um die finanzielle Basis für den Spielbetrieb zu schaffen, müssen sich dabei noch beflegeln lassen, wenn ein Spieler nicht die erwartete Leistung bringt.“ Ein unhaltbarer Zustand: Wenn Funktionäre kaum vorhandenes Geld aufstellen müssen, um teilweise unverschämte Forderungen der Kicker zu erfüllen, werden sie zum Sklaven des Systems. „Die Zuschauer erwarten gute Kicker, wissen allerdings wenig über die Umstände“, weiß Loibner.

Eibiswald als Familie

Auch Eibiswalds Präsident Hannes Fuchshofer bläst ins gleiche Horn: „Wir haben für unsere Spieler wirklich alles getan, auch das hat manchen nicht gepasst“, blickt er auf die letzte Saison zurück, als der SVE aus der Unterliga absteigen musste. „Das ist Vergangenheit, die Zukunft bei uns gehört der Jugend, egal in welcher Klasse wir spielen.“ Fuchshofer setzt auf ein generelles Teambuilding, das Zusammenwachen von Jugendspielern, Eltern, Frauenteam sowie der Kampfmannschaft mit den Fans. In der Jugendabteilung gibt es 120 Spielerinnen und Spieler, das Eibiswalder Frauenteam hat 25 Spielerinnen im Kader. „Sie haben sich mit großartigen Leistungen in die Landesliga gespielt, Eltern und Fans gehen hier auch begeistert mit“, ist Fuchshofer stolz auf die SVE-Familie. Den Kickern der letzten Saison weint er keine Träne nach. Zur Bindung der Eibiswalder Fußballfreunde an den SVE hat er bereits mehrere Aktivitäten gesetzt. „Es gibt für die Mannschaften immer wieder gesellige Abende mit einem Essen, für September ist eine Einladung zum Nudelessen für alle Fußballfans, Eltern der Jugendspieler und natürlich Funktionäre am Sportplatz geplant“, kündigt der Präsident an.

Fußballerische Heimat

„Back to the roots“ könnte man also sagen, denn genau diese Aktivitäten sind Grundlagen eines Fußballvereins: Mitglieder und Freunde mit gemeinsamen Interessen zusammenzuführen, ihnen eine sportliche Heimat zu geben und nicht zu Sklaven für eine Handvoll sich selbst überschätzender Kicker zu werden.

von Franz Krainer

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