Ein gutes Leben für alle

Der Judendorfer Wilhelm Gürtler ist Philosoph und Gemeinwohlreferent. Sein Credo ist ein gutes Leben für alle.  | Foto: Edith Ertl
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„Lerne, leiste schaffe was, dann hast du, kannst du, bist du was“. Dieser Satz seines Vaters hat Wilhelm Gürtler von Kindheit an geprägt. Später kam die Einsicht, dass dieser Aussage etwas ganz Wesentliches fehlt. Heute setzt sich der Judendorfer für das Gemeinwohl ein. Werte wie Menschenwürde, Zufriedenheit, Solidarität, gelingende Beziehungen, Schonung der Umwelt dürfen demnach dem Run auf wirtschaftlichen Erfolg nicht unterliegen.

„Ich komme aus der Wirtschaft“, sagt der 79jährige. Viele Jahre war er als Trainer und Berater in Wirtschaftsfragen in Österreich und Deutschland tätig. „Ich habe jungen Unternehmern geholfen, groß zu werden. Bilanzen lesen, Kosten senken, Gewinn maximieren, Personal einsparen, Marketingstrategien entwickeln, im Verkauf erfolgreich sein – ich habe Startups gesagt, wie man reich wird“.

Wilhelm Gürtler wurde am 29. Februar 1940 im Sudetenland geboren, wuchs in Troppau/Österreich-Schlesien auf und 1945 aus der Heimat vertrieben. „Ich habe als Kind den Krieg, die Not, den Hunger und die Ohnmacht erlebt, ich kann das, was wir heute haben, schätzen“. Zum wirtschaftlich Erreichten fehlte ihm aber etwas. „Die Gewinnoptimierung ist nicht alles. Ich habe gesehen, wie dadurch Beziehungen zu Bruch gingen, Lebenskrisen entstanden, die Sinnhaftigkeit zu kurz kam, ich habe gespürt, dass den Menschen etwas fehlt“, sagt Gürtler. „Ich habe dann konzentriert mein Interesse zu den Gesetzen des Lebens und der emotionalen Intelligenz hingelenkt und diese Themen weiter entwickelt. Ich war vorher ein erfolgreicher Manager, der gesagt hat, wie man reich wird. Dann konnte ich den Menschen sagen, wie man zufrieden und glücklich lebt. Nur mit dem Streben nach wirtschaftlichem Erfolg und Geld ist man unvollkommen“. Zu diesem Zeitpunkt befasste sich Gürtler noch nicht mit dem Gemeinwohl, suchte aber in seiner Lebensgestaltung nach Alternativen. Beim Grazer Tauschverein, dessen Obmann er zehn Jahre lang war, lernte er aktive Nachbarschaftshilfe sowie teilen und schenken kennen. Als er nach einer Plattform suchte, wurde er bei der Gemeinwohl-Ökonomie Steiermark fündig, die sich einem guten Leben für alle verschrieben hat.

„Gemeinwohl ist eine Bewegung, kein Verein oder System“, erklärt Gürtler. Das Fundament beruht im Bemühen um alternative Wirtschaftssysteme, wie sie der Ökonom Christian Felber beschreibt, Ethik-Banken, die nach sozialen und ökologischen Regeln arbeiten und alternativen Modellen für die Gesellschaft. „Letzteres ist meine Säule, die ich innerhalb der Gesamtorganisation mitverantworte und die Menschen in ihrem Privatbereich anspricht“, sagt Gürtler. „Es gibt Werte, die jeder Mensch in seinem Alltag umsetzen kann. Das beginnt damit, wie man sich gegenüber Mitmenschen verhält“. Vor vier Jahren begann Gürtler mit Hilfe Gleichgesinnter und Unterstützung der Gemeinde in Gratwein-Straßengel ein Repaircafe (Kleingeräte reparieren, statt wegwerfen) und einen Kostnix-Laden (nichts wegwerfen, was jemand anderer brauchen kann) aufzubauen. Gürtler organisiert dazu Themenabende und Stammtischgespräche. Infos gemeinwohl.gratwein@gmx.at, www.gwoe-steiermark.at oder Telefon 0650-2236001.

Der Judendorfer Wilhelm Gürtler ist Philosoph und Gemeinwohlreferent. Sein Credo ist ein gutes Leben für alle.  | Foto: Edith Ertl
Für Willi Gürtler tragen Repaircafe, Kostnixladen und Ethikbank zum Gemeinwohl bei.  | Foto: Edith Ertl
Willi Gürtler | Foto: Edith Ertl
Der Kostnix-Laden in Gratwein-Straßengel hat das Ziel, nichts wegzuwerfen, was jemand  | Foto: Edith Ertl
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