GU
Bauboom sorgt für Bodenverluste

- Mitten im Grünen von Frohnleiten steht eine Papierfabrik, die seit 2013 stillgelegt und nicht mehr nachgenutzt worden ist. Hier trafen sich die Grünen und präsentierten ihr Programm.
- Foto: WOCHE
- hochgeladen von Nina Schemmerl
Der Boden im Bezirk wird immer knapper, die niedrigen Grundstückspreise verleiten zum Bauboom. Die Grünen starten eine Intensiv-Aktion und fordern konkrete Maßnahmen, um den Boden zu erhalten. Kürzlich war die Grüne Klubobfrau Sandra Krautwaschl deshalb in Frohnleiten.
Wie die WOCHE in der letzten Ausgabe berichtete (siehe alle Infos hier), hat sich der Gemeinderat St. Radegund einstimmig für Bodenschutz ausgesprochen. Konkret fordert der Kurort aufgrund des hohen Siedlungsdrucks und immer mehr verbauten Flächen Umwelt- und Klimaschutz in der Raumordnung oder die Stärkung des Ortskerns. Damit hat St. Radegund vorgegriffen, denn geht es nach den Grünen, sollen weitere Gemeinden mit diesem Anliegen folgen.
Sinnvolle Nachnutzung
Graz-Umgebung hat eine Gesamtfläche von rund 1.085 Quadratkilometern – mehr als die Hälfte davon, und zwar 56 Prozent, nehmen Wälder ein, weitere 31 Prozent Äcker, Wiesen oder Weiden (s. Info unten). Im Vergleich dazu macht das Bauland, nämlich 4,5 Prozent, scheinbar nur einen geringen Anteil aus und trotzdem ist Bauland im Bezirk gefragter denn je. Vergleicht man die Grundstückspreise von Graz, wo der teuerste bei 520 Euro liegt, ist dies auch kein Wunder, immerhin liegt der niedrigste in GU-Nord bei 35, der teuerste bei 246 (Richtwert, unabhängig von der Nutzung/Quelle: immowert123.at). Weil pro Tag knapp sechs Fußballfelder in der Steiermark verbaut werden, sehen die Grünen einen notwendigen Handlungsbedarf, um die Lebensgrundlage Boden zu retten. Ziel ist eine sinnvolle Nachnutzung von bereits bestehenden Gebäuden und Rückbauten, um freie Flächen der Natur zu überlassen.
Sinnbild für den Kampf
Darüber sprachen die Grünen auch in Frohnleiten. Der Ort des Zusammenkommens, die aufgelassene Prinzhorn-Papierfabrik, war nicht zufällig gewählt. Diese wurde 2013 stillgelegt, seither ist das Gelände auch nicht nachgenutzt worden. Der allgemeine Ton: Die Anlage könnte neues Leben gebrauchen, etwa für Photovoltaik. Und es gäbe weitere Beispiele in Graz-Umgebung, wie Boden Lebensqualität raubt: "Seiersberg ist das Sinnbild für den Kampf um den Boden. Und in Lieboch wanderte dasselbe Lebensmittelgeschäft von einem zum anderen Standort", sagt Klubobfrau Sandra Krautwaschl. Aktuell sei auch die Debatte um die Stiftswiese in Gratwein-Straßengel für ein geplantes Demenzzentrum überdenkenswert. In ihrer Heimatgemeinde, Krautwaschl kommt aus Rein, zeige auch der Ortskern Gratwein, der von Einkaufszentren rundherum vom Aussterben bedroht ist, was passiert, wenn Ortszentren nicht mehr belebt werden. Und weiter: "In Gratkorn haben wir Rodungsinseln, kleine artenreiche Biotope. Und es ist schon passiert, dass hier Siedlungsgebiete erlaubt wurden. Was mich erstaunt: Auch Bauern in anderen Fraktionen, wo es darum geht, Grund und Boden für die Landwirtschaft zu schützen, haben dafür gestimmt, dass diese Flächen verbaut werden", sagt Gemeinderat Hans Preitler mit besorgtem Blick auf die Bausituation in seiner Marktgemeinde.
Flächenaufteilung in Graz-Umgebung*
- Wälder: 55,84 %
- Äcker, Wiesen und Weiden: 30,62 %
- Bauland/Gärten: 4,51 %
- Gebäude: 1,24 %
- Fließende Gewässer: 0,37 %
- Stehende Gewässer: 0,26 %
- Betriebsflächen: 0,71 %
- Freizeitflächen: 0,28 %
- Öffentl. Parkplätze: 0,04 %
- Friedhöfe: 0,01 %
- Schienenverkehrsanlagen: 2,71 %
- Halden/Deponien: 0,24 %
(* Quelle: BEV)



Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.