(+ Video) Frohnleiten
Hochwasserschutz: "Das teuerste im Land sind die Gummistiefel"
Frohnleiten und Fladnitz a.d.T. machen mit Spatenstich beim Hochwasserschutz gemeinsame Sache.
Neben Deutschfeistritz und Peggau zählt Frohnleiten zu den Hochwasserrisikogebieten in Graz-Umgebung Nord. Das spürte die Stadtgemeinde zuletzt massiv 2016, als der Regen Keller, die Sporthalle und das Volkshaus überflutete, Straßen gesperrt werden mussten und der Ratlosgraben im wahrsten Sinne des Wortes unterging – laut Meteorologen wurde hier ein österreichweit trauriger Rekordwert erreicht. Um in Zukunft dem Hochwasser Herr zu werden und Siedlungsgebiete vor Überflutungen zu bewahren, erfolgte vorige Woche der Spatenstich für eine groß angelegte Schutzmaßnahme. Bereits 2015 bat Frohnleiten um Hilfe, drei Jahre danach beantragte die Gemeinde Fladnitz an der Teichalm den Schutz. Jetzt wird gemeinsame Sache gemacht.
Start für erstes Teilprojekt
Durch die Auswirkungen des Klimawandels nimmt die Zahl der Unwetter und Starkregenereignisse zu. Entsprechend wichtig ist deshalb ein effizienter Schutz vor Hochwasser. "Die Steiermark investiert jedes Jahr rund 50 Millionen Euro in den Hochwasserschutz. Alleine im Jahr 2020 wurden in der Steiermark Schäden in der Höhe von mehr als 100 Millionen Euro verhindert, und allein die im vergangenen Jahr fertiggestellten Hochwasserschutz-Projekte schützen weitere 1.200 Gebäude", sagt der zuständige Landesrat Johann Seitinger. In Frohnleiten geplant ist nun der Schutz der gefährdeten Mündungsbereiche des Tyrnauerbaches und die Zubringerbäche. Dieses erste Teilprojekt – weitere im gesamten Gebiet folgen in den kommenden 20 Jahren – soll bis 2024 fertiggestellt sein. Gut 3,9 Millionen Euro werden für Gerinneverbauung, Sanierung, Instandhaltung sowie Errichtung einer Flutmulde im Überlastungsfall oder Erosionssicherung und Gewässerpflege investiert.
Hier geht's zum Videobeitrag am Tag des Spatenstichs:
Schutz für alle Bürger
Davon betroffen sind auch gefährdete öffentliche Infrastrukturen wie das Einzugsgebiet der ÖBB oder die Energieversorgung. Eine Menge Geld, aber: "Hochwasserschutzprojekte sind nicht einfach in der Diskussion mit Nachbarn, die sagen: ‚Seit 70, 80 Jahren wohnen wir hier, hier hat es nie etwas gegeben.‘ Das hatten wir in den letzten Jahren. Deshalb gilt der Dank auch den Grundstückseigentümern, die dies hier zur Verfügung stellen. Denn das Teuerste im Land sind die Gummistiefel", sagt Frohnleitens Bürgermeister Johannes Wagner beim Spatenstich. Was wie ein Scherz klingt, ist bittere Realität: Es geht dem Ortschef um notwendige Maßnahmen vor Umweltschäden, die nachhaltig wirken müssen, auch wenn aktuell und unmittelbar kein Unwetter droht.
"Wir dürfen ebenfalls an diesem Projekt teilhaben. Für unsere, unter Anführungszeichen, kleine Gemeinde ein beträchtlicher Betrag, den wir in die Hand nehmen. Aber auf lange Sicht ist der Schutz unserer Bürger wichtig", ergänzt Peter Raith, Bürgermeister von Fladnitz an der Teichalm.
Für die Planung und Umsetzung ist der Forsttechnische Dienst für Wildbach- und Lawinenverbauung zuständig. 58 Prozent des Budgets liefert der Bund bei, 14 kommen vom Land, 16 übernimmt die Stadtgemeinde, fünf die Gemeinde Fladnitz a.d.T.
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