Interview
ÖOC-Teamfotograf: Backstage aus dem Olympischen Dorf
Der ÖOC-Teamfotograf gewährt der WOCHE einen Einblick hinter die Kulissen der Spiele in Tokio.
Gold, Silber, Bronze: Österreichs Athleten dürfen sich bei den Olympischen Spielen in Tokio über Siege freuen. Da die Spiele aufgrund der Pandemie hauptsächlich ohne Zuschauer auskommen müssen, sind Journalisten und Fotografen vor Ort wichtiger denn je.
Einer davon ist Markus Oberländer, ehemaliger Leiter der PTS Deutschfeistritz und gebürtiger Leobner, der für das Österreichische Olympische Comité knipst.
WOCHE: Medaillenregen für Österreich: Wie ist die Stimmung unter den Sportlern?
Markus Oberländer: Die Stimmung im Olympic Team Austria ist wirklich hervorragend. Die Goldmedaille von Anna Kiesenhofer bereits am zweiten Wettkampftag hat zu einer wirklich gelösten Stimmung geführt. Die Athleten fühlen sich sehr wohl im olympischen Dorf in Tokio.
Die Spiele finden ohne Publikum statt – wie empfinden Sie die Situation?
Olympische Spiele erzählen Geschichten. Diese Geschichten müssen erzählt werden. Guter und seriöser Journalismus ist wichtig. Gerade auch, weil es in Zeiten von Instagram, Facebook und Co. eine Fülle an Nachrichten und Postings gibt, wird es immer wichtiger, sich auf eine seriöse Berichterstattung verlassen zu können.
Denken Sie, dass Sport und Stadion ohne Zuschauer Zukunft hat?
Nein, Sport lebt von Emotionen und davon, dass Menschen in den Stadien Erfolge und Misserfolge gemeinsam mit den Athleten feiern. Auch ÖOC-Präsident und IOC-Mitglied Karl Stoss plädierte bereits dafür, die Stadien hier in Japan zumindest zu 50 Prozent füllen zu können. Wir haben es beim Bewerb der Radfahrer gesehen, die Straßen waren gesäumt von Menschen, die den Athleten zugejubelt haben. Der Ausschluss der Fans von den Olympischen Spielen zählt übrigens nur für Bewerbe in der Stadt Tokio – außerhalb sind Fans bei den Bewerben zugelassen.
Was sind Ihre Hauptaufgaben?
Ich bin als Teamfotograf des ÖOC im olympischen Dorf und begleite die österreichischen Athleten. Fotoshootings, Pressekonferenzen, Medaillenfeiern, Behind-the-Scenes – also ich dokumentiere österreichische Sportgeschichte, und das aus dem Inneren der Olympischen Spiele. Die meisten Fotos von mir werden nie veröffentlicht, sie dienen als Dokumentation der außergewöhnlichen Olympischen Spiele von Tokio aus österreichischer Sicht.
Wie sieht Ihr Tagesablauf aus?
Der Tag beginnt circa um 8 Uhr im Olympischen Dorf mit ersten Fotoshootings, ab dem frühen Nachmittag beginnen dann die Pressekonferenzen für die österreichischen Journalisten (Zeitverschiebung gut sieben Stunden plus) und die Abende sind gut gefüllt mit weiteren Fotoshootings bei Medaillenfeiern etc. Der Arbeitstag endet um circa Mitternacht, oder bei einer gewonnenen Medaille auch später. Und ja, jeder Tag macht unglaublichen Spaß.
Stichwort Corona-Maßnahmen: Welche Regeln müssen Sie befolgen?
Die Maßnahmen sind zwar streng, aber halten sich für die Athleten in einem nachvollziehbaren Rahmen. Wir dürfen das olympische Dorf nicht verlassen – aber das ist bei 44 Hektar keine allzu große Einschränkung. Maskenpflicht besteht auf dem gesamten Gelände – auch im Fitnessstudio und im Freien. Wir werden jeden Tag getestet, und das mit einem für uns ungewöhnlichen Spucktest. Zwei Apps müssen auf dem Smartphone ständig aktiviert sein: eine, die den Gesundheitszustand überprüft, und eine ähnlich der uns bekannten „Stopp-Corona“-App. Körpertemperatur-Messungen finden bei den Eingangskontrollen zu jeder Sportstätte statt.
Was nehmen Sie persönlich vom Abenteuer „Olympische Spiele“ mit?
Es sind nach Rio 2016 meine zweiten Olympischen Spiele, aber meine ersten als Team-Fotograf, bei dem ich gemeinsam mit 11.000 Athleten im olympischen Dorf wohne. Für mich ist es eine unglaublich außergewöhnliche Reise. Diese Stimmung und das Flair ist schwer erklärbar. Gemeinsam mit den besten Athleten der Welt im Fitnessstudio zu trainieren, zu essen und in einer eigenen Kleinstadt zu wohnen. Athleten aus mehr als 200 Nationen wohnen friedlich zusammen und haben alle ein Ziel: sportliche Wettkämpfe erfolgreich zu absolvieren. Alle Athleten haben auf diese Tage die letzten Jahre hintraininiert.
Markus Oberländer fotografierte ...
- 2 Olympische Spiele
- 10 F1-Rennen
- rund 100 Ski-Alpin-Rennen
- rund 500 Fußballspiele im In- und Ausland
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.