Transfusionsmedizin
Vor Operationen ist viel Teamarbeit gefragt
Als "Saft des Lebens" und "Quelle für Energie und Vitalität" wird das menschliche Blut oft beschrieben, auch als Teil der persönlichen Identität. Mit diesen philosophischen Aspekten eröffnete Peter Schlenke von der Uni-Klinik für Blutgruppenserologie und Transfusionsmedizin den ersten Abend der MeinMed-Vortragsreihe im Frühjahr an der Med Uni Graz, welche in Kooperation mit den Regionalmedien Austria, der Österreichischen Gesundheitskasse sowie Partnern aus Medizin und Forschung, wie etwa der Med Uni Graz, für Interessierte frei zugänglich angeboten wird.
GRAZ. "Kein Mensch soll verbluten", betont der Mediziner – das sei der Anspruch, nicht nur jener der Transfusionsmedizin. In Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz und "enorm viel organisatorischem sowie medizinischem Qualitätsmanagement" gelinge das in Österreich sehr gut. Der Bedarf in Österreich pro Jahr liegt bei in etwa 300.000 Erythrozytenkonzentraten, 30.000 Thrombozytenkonzentraten sowie 50.000 Plasmaprodukten. Als sogenannte "spendefähige" Personen gelten Menschen zwischen 18 und 65 Jahren, das wären in etwa sechs Millionen, wobei die Vollblutspenden von weniger als 200.000 Personen zur Verfügung gestellt werden. Wenngleich das Ziel der modernen Transfusionsmedizin ist, möglichst wenig Bluttransfusionen durchführen zu müssen – vor allem durch optimiertes präoperatives Anämiemanagement – so appelliert der Mediziner dennoch zu mehr Motivation fürs Blutspenden.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit
Ein weitere Aufgabe der Transfusionsmedizin sei zudem, in interdisziplinärer Zusammenarbeit die Patienten in den bestmöglichen Gesundheitszustand vor einer Operation zu bringen, um den Blutbedarf zu minimieren beziehungsweise eine Transfusion zu vermeiden. Hier seien alle beteiligten Fachrichtungen gefragt.
"Der Tag vor der Operation ist zu spät, man muss rechtzeitig planen",
unterstreicht Schlenke. Durch hohen Blutverlust bei Operationen oder Unfällen verliert der Körper mit der Blutflüssigkeit (Plasma) auch Nährstoffe, Stoffwechselprodukte sowie feste Blutbestandteile (Zellen). Allerdings bedeutet mehr Blutgabe nicht immer automatisch mehr Behandlungserfolg, wie dem Experten zufolge aktuelle randomisierte Studien zeigen, denn je nach Gesundheitszustand der Patienten stellen Transfusionen auch eine Herausforderung für den Organismus dar – hier gelte es die Mengen sowie Vor- und Nachteile sorgfältig abzuwägen. Die Sicherheit bei Bluttransfusionen in Hinblick auf mögliche Infektionen hat sich jedenfalls im Vergleich zu von vor einigen Jahrzehnten auf beinahe nullprozentiges Risiko vermindert, man spricht somit heute von höchster Infektionssicherheit. Weitere Informationen und Termine: meinmed.at
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