Fokus Frau
Die Kunst der Frauen: Kuratorin Gudrun Danzer im WOCHE-Gespräch

Frauen vor den Vorhang: Kuratorin Gudrun Danzer rückt 64 steirische Künstlerinnen in den Mittelpunkt. | Foto: Foto Jörgler
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"Ladies First!": Gudrun Danzer gibt steirischen Künstlerinnen in der Neuen Galerie ihre wohlverdiente Bühne.

Es ist eine bahnbrechende Ausstellung, die seit Ende September in der Neuen Galerie zu sehen ist: Unter dem Titel "Ladies First! Künstlerinnen in und aus der Steiermark 1850 bis 1950" werden weitgehend unbekannte Künstlerinnen mit Steiermark-Bezug vor den Vorhang geholt. Kuratorin Gudrun Danzer und ihr Kollege Günther Holler-Schuster schließen damit eine große Lücke in der kunstgeschichtlichen Forschung und laden zu einer interessanten Schau mit viel Frauenpower. Im WOCHE-Gespräch verrät Gudrun Danzer, wieso es weibliche Künstlerinnen in der Vergangenheit schwer hatten, warum Feminismus wichtig ist und wie man Mädchen ein Vorbild sein kann.

WOCHE: Wie kam es zu dieser Ausstellung und warum wurde diese gerade jetzt realisiert?
Gudrun Danzer:
Kunst und Kunstgeschichte sind männlich dominiert. Frauen hatten aufgrund der Gesellschaftsentwicklung oft nicht die Möglichkeit oder durften auch nicht als Künstlerinnen arbeiten. Daher war hier intensive Recherchearbeit notwendig, denn auch in Museen führen Frauen oft ein Schattendasein und ihre Werke wurden selten angekauft. Durch die Ausstellung "Ladies First!" ist es uns gelungen, 64 Künstlerinnen mit einer Beziehung zur Steiermark auszuforschen und ihre Biographien aufzuarbeiten.

Waren darunter auch besondere Entdeckungen?
Ja, wir konnten beispielsweise Therese Eissl ein riesiges Ölbild zuweisen. Eissl war sehr aktiv, korrespondierte mit Goethe und gründete in Graz eine eigene Malschule für Mädchen und Frauen. Ebenso war Marie von Auersperg eine Entdeckung. Als geborene von Attems war sie die Tochter des Landeshauptmannes und fertigte wunderschöne Blumenmalereien an. Auch die Biographie von Marianne Preindlsberger, beziehungsweise nach ihrer Heirat Marianne Stokes, ist beeindruckend: Sie machte in England und Paris Karriere, geriet in Österreich aber komplett in Vergessenheit.

Worin liegt der Fokus der Werke weiblicher Künstlerinnen?
Da die Künstlerinnen in der Zeit bis um 1920 keine Berechtigung hatten, an den Kunstakademien zu studieren, und oft als "höhere Töchter" Privatunterricht erhielten und sich nicht hauptberuflich mit Kunst beschäftigen durften, sind ihre Malereien von familiären Situationen, religiösen Motiven oder Stillleben geprägt. Durch den Zugang zu den Hochschulen haben sie sich emanzipiert und auch andere Themen gerieten in den Vordergrund.

Also war die Kunst für die weibliche Emanzipation wichtig?
In der Tat. Und hier gibt es noch sehr viel zu tun. Auch heute noch überwiegen die männlichen Künstler in internationalen Museen. Aber genau solche Ausstellungen wie "Ladies First!" sind ein wichtiger Baustein, um den Beitrag der Frauen in der Kunstgeschichte sichtbar zu machen.

Sind Sie auch ein Beitrag für die Vorbildwirkung von Mädchen in der heutigen Zeit?
Mädchen brauchen weibliche Vorbilder und wir müssen festgefahrene und traditionelle Rollenbilder durchbrechen. So können Mädchen voller Mut und Tatendrang in die Zukunft blicken und sehen, dass sie alles werden können, was sie möchten. Daher sind solche Ausstellungen auch gerade für junge Frauen wichtig. Dadurch können sie erfahren, wie sich andere Frauen ihre Rolle unter noch schwierigeren Bedingungen erkämpft haben. In diesem Zusammenhang ist es auch von großer Bedeutung, dass sich Männer mit Feminismus auseinandersetzen. Frauenthemen sollten nicht nur von Frauen behandelt werden. Hier bin ich meinem Kollegen Günther Holler-Schuster sehr dankbar, der das Ausstellungsprojekt mit seiner überzeugten Forderung nach Gleichberechtigung mitgetragen hat.

Sie sind Kuratorin an der Neuen Galerie des UMJ. Hat Ihr Geschlecht in der Berufswelt je eine Rolle gespielt?
Ich bin in Graz geboren und habe nach der Matura Kunstgeschichte und Französisch studiert. Ich hatte Glück, dass genau zu der Zeit, als ich einen Job suchte, eine Stelle als Sammlungskuratorin frei war. Seit 1997 arbeite ich nun an interessanten Ausstellungen und muss sagen, dass ich mich nie benachteiligt gefühlt habe. Ich bin aber auch in einem starken weiblichen Haus aufgewachsen: Ich habe vier Schwestern und meine Mutter und Großmutter haben dafür gesorgt, dass wir ein selbstbestimmtes Leben führen. Mein Vater musste berufsbedingt pendeln, daher waren die Frauen in unserer Familie immer dominant (lacht). Und genau das war mir bei der Erziehung meiner 25-jährigen Tochter wichtig: sie zu ermutigen, ihren Weg zu gehen, ihr Ziel mit Nachdruck zu verfolgen und ihre Arbeit mit Leidenschaft auszuüben.

Informationen
Die Ausstellung "Ladies First!" ist voraussichtlich bis Ende April 2021 in der Neuen Galerie im Joanneumsviertel zu sehen. Bitte beachten Sie die aktuellen Regelungen hinsichtlich der Öffnung von Museen.

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