Gemeindewohnungen werden gestürmt: Stadt Graz als Vermieter immer beliebter

Neubau-Gemeindewohnungen: In der Faunastraße wurde 2019 der erste stadteigene Wohnbau nach 50 Jahren eröffnet. | Foto: Stadt Graz/Fischer
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Zwei Drittel aller 2019er-Anträge auf Gemeindewohnungen wurden heuer bereits bis Ende Mai gestellt.

Österreich langsam wieder hochfahren – so lautet derzeit die Devise. Die Wirtschaft arbeitet – so gut es geht – daran, wieder zu alter Stärke zu finden, was aber wohl noch längere Zeit nicht der Fall sein wird. Kurzarbeit und die hohen Arbeitslosenzahlen zeichnen ein düsteres Bild. Die mangelnde Wirtschaftsleistung und die fehlenden Arbeitsplätze wirken sich nun auch auf den Wohnungsmarkt aus. Wohnen Graz, das für die Zuweisung der Gemeindewohnungen zuständig ist, verzeichnet einen starken Anstieg bei Anträgen auf Gemeindewohnungen. Auch die Forderung, die Einkommensgrenzen von Mietern in Gemeindewohnungen regelmäßig zu kontrollieren, flammt wieder auf. Wie es derzeit um die Gemeindewohnungen bestellt ist und ob eine Warteliste besteht, fragte die WOCHE bei Gerhard Uhlmann, Leiter von Wohnen Graz, und Vizebürgermeister Mario Eustacchio nach.

Enormer Anstieg bei Anträgen

"Bis Ende Mai gingen bei uns 542 Neuanträge auf städtische Wohnungen ein. Das entspricht zwei Drittel aller Anträge, die wir 2019 erhalten haben", erklärt Gerhard Uhlmann. Die meisten Anträge wurden in den letzten Monaten gestellt – viele auch online, da es keinen Parteienverkehr gab. "Nach den Informationen zum Coronavirus waren wir die meist aufgerufene Seite auf der Homepage der Stadt Graz", führt Uhlmann weiter aus. Monatlich sind es etwa 100 Anträge, die von den zuständigen Referenten bearbeitet werden. "Wir rechnen mit einem weiteren Anstieg, wenn Jobverlust nach der Kurzarbeit eintritt."
Die Stadt Graz hat etwa 11.000 Wohnungen zur Verfügung, rund 4.300 sind im Eigentum der Stadt Graz und über 6.700 Wohnungen wurden von gemeinnützigen Wohnbauträgern auf städtischen Grundstücken erbaut.

Keine Wartezeiten

Vizebürgermeister und Wohnungsstadtrat Mario Eustacchio hebt die Anpassung der Zuweisungsrichtlinien 2019 positiv hervor und betont, dass die Stadt Graz seit 40 Jahren wieder selbst Gemeindewohnungen errichtet. Bezugnehmend auf die Coronakrise meint er: "Grazern, die krisenbedingt Bedarf nach einem dauerhaften und günstigen Mietverhältnis sowie einem fairen Vermieter haben, können wir ohne Wartezeit moderne und leistbare Gemeindewohnungen zur Verfügung stellen."

Zivilcourage der Mieter gefragt

Die Einkommensgrenze wurde bei einer Person auf 40.800 Euro und bei zwei Personen auf 61.200 Euro Jahreseinkommen erhöht. Nach der Vergabe werden die Verdienstgrenzen nicht mehr kontrolliert. Nun wird der Ruf danach laut, es könne laut Kritikern demnach nicht sein, dass man auch mit einem sehr guten Gehalt eine Gemeindewohnung bezieht. Dem entgegnet Eustacchio: "Bei bestehenden Mietverträgen kann es zu einer Überschreitung der Verdienstgrenzen kommen, aber dies ist ein bundesweites Thema. Konkrete Fallzahlen dazu sind uns nicht bekannt und aus datenschutzrechtlichen Gründen auch schwer zu erheben." Eine Befristung, wie sie bei Starterwohnungen möglich ist, sei laut Eustacchio keine umsetzbare Lösung. "Gerade bei Gemeindewohnungen ist es wichtig, unbefristete Mietverträge anbieten zu können. Eine Überprüfung des Einkommens, das sich im Laufe des Mietverhältnisses ändern kann, ist rechtlich nicht gedeckt. Hier ist im Sinne eines fairen Miteinanders daher Zivilcourage des Betroffenen gefragt", appelliert Eustacchio an die Selbstverantwortung der Mieter.

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