Lockdown
Grazer Händler appellieren: Ohne Geschäfte stirbt die Grazer Innenstadt
Lockdown, der zweite: Warum die Grazer gerade jetzt heimischen Betrieben die Treue halten müssen.
Normalerweise wird um diese Zeit die Weihnachtsbeleuchtung in der Stadt eingeschaltet, die Adventmärkte öffnen und "Glühwein-Dates" werden koordiniert. Nachdem 2020 aber alles anders ist, ist auch unser Programm für die kommenden drei Wochen ein anderes. Österreich befindet sich seit gestern im zweiten harten Lockdown und nach der Gastronomie muss nun auch der Handel bis 6. Dezember seine Pforten geschlossen halten. Obwohl alle die Gesundheit als wichtigstes Gut erachten und diese geschützt werden muss, trifft dieser Schritt die Branche in der so wichtigen Vorweihnachtszeit sehr hart.
Vier Grazer Wirtschaftstreibende aus der Innenstadt erklären, wieso die Grazerinnen und Grazer aber gerade jetzt gegenüber ihren Grazer Betrieben loyal sein sollten – fernab von Zahlen, Umsatz und Bilanzen, sondern der eigenen Stadt zuliebe.
Einer für alle, alle für einen
"Es geht um das Überleben der einzelnen Unternehmen und um das Sichern der Arbeitsplätze", sagt Klammerth-Geschäftsführerin Martina Weinhandl und spricht damit auch ihren Kollegen aus der Seele. "Wir hoffen sehr, dass die Grazer unser Team unterstützen, denn jeder kann einen Beitrag leisten, um die Regionalität zu sichern", appelliert sie und erklärt, dass die Grazer Händler schneller und verlässlicher als Amazon sind. "Wenn bei uns bis 12 Uhr online oder telefonisch bestellt wird, liefern wir das noch am gleichen Tag kontaktlos an die Wunschadresse", betont Weinhandl und führt aus, dass die lokalen Händler derzeit alle an einem Strang ziehen.
Ihrer Meinung schließt sich Christine Beikircher, Chefin von Tausendschön und Tausendschön Kindertraum in der Stubenberggasse, an. "Wir haben unseren Online-Shop reich bestückt und sind per Mail immer erreichbar und erfüllen alle Kundenwünsche, die uns möglich sind." Auch sie bittet die Grazer, beim Online-Shopping lokale Betriebe zu wählen. "Bei Amazon-Bestellungen bleibt die Wertschöpfung nicht in Österreich. Wir müssen aber alles daran setzen, unsere Wirtschaft anzukurbeln und Arbeitsplätze zu sichern, denn alle sind von allen abhängig", führt sie aus und äußert die Befürchtung, dass Innenstadtgeschäfte verloren gehen könnten.
Charakter geht verloren
Noch deutlicher formuliert es Bäckerei-Unternehmer und "Echt Graz"-Sprecher Martin Auer: "Wenn es zum Geschäftesterben kommt, verschwindet auch die Innenstadt." Jeder Unternehmer versuche gerade, das Beste aus der Situation herauszuholen, aber falls lokale Händler nicht unterstützt werden, drohe ein Kollateralschaden. "Die Stadt ohne Geschäfte wäre eine andere Stadt. Der Charakter würde verloren gehen, das Erlebnis wäre ein anderes, wenn es keine Geschäfte mehr gäbe."
So appelliert auch Ulrike Schriebl-Hiris vom Honigparadies in der Hamerlinggasse. "Wir haben für unsere Kunden geöffnet und auch unser Onlineshop ist aktiv."
Daher lautet die Bitte der Unternehmer: Entweder die heimischen Betriebe unterstützen oder drei Wochen mit dem Kauf warten. Der eigenen Stadt zuliebe.
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