Grazer Handel denkt um: Papier und Pfand statt Plastik
Kastner & Öhler hat Plastiksackerl verbannt und verrechnet Papiersackerl. Der Mitbewerb reagiert ähnlich.
Das Plastiksackerlverbot im Handel gilt seit 1. Jänner 2020, den Betrieben ist es jedoch gestattet, Restbestände an die Kunden zu bringen. Dass sich diese Vorräte dem Ende zuneigen, zeigt die Tatsache, dass einige Grazer Innenstadtgeschäfte und Handelsbetriebe nun komplett auf Papiersackerl umstellen. So gibt es seit 1. September beim Traditionsunternehmen Kastner & Öhler nur mehr Papiersackerl. Für diese werden 30 Cent verlangt, die wiederum gespendet werden. Die WOCHE fragte nach den Hauptbeweggründen und hörte sich um, wie der Mitbewerb in die plastikfreie Zeit geht.
Oberstes Credo: Umweltschutz
"Der Umweltfaktor und das Feedback unserer Kunden waren unsere Motivation für diesen Schritt", erklärt Clint Böttcher, Hausleiter von Kastner & Öhler in der Sackstraße. Seinen Erzählungen nach begrüßen die Kunden die Umstellung zu 99 Prozent. "Auch die Kunden wollen Ressourcen schonen und daher ist der Zuspruch sehr groß", freut sich Böttcher. Auch 30 Cent für die Papiersackerl zahlen die Kunden gerne. "Wir werden nachhaltige Umweltprojekte mit einem jährlichen Beitrag unterstützen. Wer aber kein Sackerl möchte, kann gerne auch seine eigene Tragetasche mitnehmen", führt der Experte aus.
Auch die Suche nach einem geeigneten Material war nicht einfach und bedurfte viel Vorlaufzeit. "Wir haben verschiedene Tests durchgeführt. Das Papier darf nicht zu schwer, nicht zu leicht, aber auch nicht zu feuchtigkeitsdurchlässig sein oder abfärben." Und das Grübeln geht bei Kastner und Öhler weiter. "Auch eine Mehrwegtragetasche ist ein Thema, das in Bearbeitung ist", so Böttcher.
"Kult-Bag" kommt
Auf Mehrweg setzt man auch bei Klammerth in der Herrengasse, wo heuer das 180. Jubiläum gefeiert wird. "Wir werden ein Pfandsackerl anbieten, das nachhaltig in Europa hergestellt wird", verrät Klammerth-Chefin Martina Weinhandl. Genauer gesagt werde man eine "Kult-Bag" auf den Markt bringen.
Bei Klammerth müssen Kunden nicht fürs Sackerl zahlen. "Wir sind uns sicher, dass Kunden den Mehrwert der Kult-Bag erkennen werden", zeigt sich Weinhandl optimistisch und wendet sich mit einer Bitte an die Kunden: "Die Plastiksackerl, die bisher produziert wurden, sollten dennoch verwendet werden. Uns schicken die Hersteller noch einige, die wir anbieten. Daher wäre es sinnvoll, wenn diese angenommen und öfter verwendet werden würden."
Auch das Haushaltswarengeschäft Rauch in der Grazbachgasse hat bereits auf Papier umgestellt und verrechnet 20 Cent pro Sackerl, wenn der Einkauf unter zehn Euro liegt. "Da das aber selten der Fall ist, gibt es keine Diskussionen", heißt es seitens der Firma Rauch.
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