Grazer Pflegefamilie: "Jetzt sind wir als Familie komplett"

Sie sind Familie: Nicole und Christian Kickenweitz mit Paul, Leopold, Henry und Luisa*, die aus Schutzgründen unkenntlich gemacht wurden. | Foto: KK
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  • hochgeladen von Martina Maros-Goller

Familie Kickenweitz hat zwei Pflegekinder aufgenommen. Die Geschichte eines besonderen Familienbandes.

"Es war Liebe auf den ersten Blick", schwärmt Nicole Kickenweitz, als sie von ihrer zweijährigen Pflegetochter Luisa* berichtet. Eigentlich hatten sie und ihr Ehemann Christian mit zwei leiblichen Söhnen und einem Pflegesohn die Familienplanung bereits abgeschlossen, aber nach einem Anruf der Sozialarbeiterin entschlossen sie sich, Luisa kennenzulernen. "Und es war die beste Entscheidung unseres Lebens", erzählt sie.

Kinder blühen auf

Das Ehepaar Kickenweitz war bereits einige Jahre eine Krisenfamilie, was bedeutet, dass sie Kinder betreuten, die akut versorgt werden mussten. Bereits als Jugendliche ist Nicole Kickenweitz durch ihren Verwandten- und Bekanntenkreis auf dieses Modell aufmerksam geworden. "Es ist unglaublich, wie viel eine intakte Familie bei einem Kind ausrichten kann und wie es aufblühen kann, wenn es gut aufwächst", berichtet sie, dass dieser Schritt für sie und ihren Ehemann immer klar war. Auch durch ihre Ausbildung als Familienpädagogin kam sie dieser Thematik näher, jedoch wollten sie eine Pflegefamilie und nicht länger Krisenfamilie sein. "Mir ist es enorm schwergefallen, mich nach kurzer Zeit von den Kindern trennen zu müssen", sagt die Mutter, die in Summe 17 Kinder betreut hat.

Gefühl muss stimmen

Ihr erster leiblicher Sohn, Paul*, war eine Frühgeburt. "Da alles gut gegangen ist, wollten wir etwas zurückgeben." Ihren ersten Pflegesohn Leopold* nahmen sie auf, als er neun Jahre alt war. Der heute 18-Jährige hat die Familie "mitten ins Herz getroffen". "Er war völlig verwahrlost und hätte sonst in einem Heim aufwachsen müssen", erinnert sich seine Pflegemutter. 2016 kam der zweite leibliche Sohn Henry* zur Welt. "Wir hatten das Haus bereits auf unsere drei Jungs ausgerichtet, aber wir haben uns entschlossen, Luisa eine Chance zu geben." Die Entscheidung, ein Pflegekind aufzunehmen, ist immer eine Familienentscheidung, betont Kickenweitz. "Das Gefühl muss einfach stimmen und so war es bei unserer Luisa." Jetzt sind die drei Brüder mächtig stolz auf ihre kleine Schwester und Nicole Kickenweitz betont: "Jetzt sind wir als Familie wirklich komplett."

Bauchmama und Herzmama

In Graz werden dringend Pflegefamilien gesucht. Familie Kickenweitz kann die Sorgen von Interessierten verstehen. "Es gibt viele Informationsabende, an denen man Pflegefamilien mit allen Fragen löchern kann", will sie auch andere motivieren, diesen Schritt zu gehen. Auch die leiblichen Eltern werden, soweit möglich und erwünscht, eingebunden und der Kontakt ermöglicht. "Ich sage immer: Es gibt eine Bauchmama und eine Herzmama", berichtet die Mutter, dass es bisher keine schlechten Erfahrungen gab.
"Jeder wünscht sich ein Baby, aber so fallen ältere Kinder oft durch den Rost", möchte sie auf die größeren Kinder aufmerksam machen. "Sie entwickeln sich so gut und durch ihr Aufwachsen sieht man, wie viel Zuwendung und die Liebe einer Familie bewirken kann." 

* Die Kindernamen wurden aus Datenschutzgründen geändert.

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Pflegeeltern-Information

Interessierte Familien können sich an das Amt für Jugend und Familie, Pflegekinderdienst, Vinzenz-Muchitsch-Straße 6b, 8020 Graz, wenden. Unter graz.at/pfegeeltern gibt es unter Pflegeeltern in Graz und Pflegekinderdienst nähere Informationen. E-Mail-Adresse: pflegekinderdienst@stadt.graz.at, Telefon: 0316/872-3060

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