Wetterkapriolen in Graz
Steigt uns im Sommer das Wasser bis zum Hals?
Derzeit sorgen Wetterkapriolen für Verunsicherung und Graz rüstet sich für den Sommer. Aber steigt uns in den kommenden Monaten das Wasser wieder bis zum Hals?
GRAZ. "Bei den Temperaturen sind die Tendenzen eindeutig", sagt Christian Pehsl von der Außenstelle der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in der Grazer Klusemannstraße. Laut aktuellen Prognosen wird der Sommer in ganz Europa überdurchschnittlich warm. "Die Signale deuten darauf hin, dass im Juni, Juli und August das Mittel um ein bis zwei Grad überschritten wird", so der Meteorologe, "an einzelnen Tagen wäre das nicht auffällig, über mehrere Monate betrachtet allerdings schon."
Zwar gehören höhere Temperaturen zu den ausschlaggebenden Faktoren, die Schwergewitterlagen begünstigen, ob diesen Sommer wieder mit Wassermassen wie im Juli 2021, als sich binnen kurzer Zeit sich vom Tummelplatz durch die Hans-Sachs-Gasse ein reißender Bach ergoss, zu rechnen ist, kann Pehsl nicht sagen: "Langfristige Prognosen, wie sich Niederschlag verteilen wird, sind nahezu unmöglich."
Dennoch hält der Fachmann fest: "Es ist ein physikalischer Fakt, dass sich bei höheren Temperaturen mehr Wasserdampf in der Luft halten kann, so dass es zu verstärkten Niederschlägen kommen kann." Das heiße aber nicht automatisch, dass mit hohen Temperaturen immer schwere Gewitter einhergehen.
Problematisches Hangwasser
Wasser, das bei Starkregen zwangsläufig an der Oberfläche bleibt, ist nicht nur ein Problem stark verbauter Gebiete, weiß Doris Jurschitsch, Leiterin der städtischen Bau- und Anlagenbehörde. Sogar Wälder seien betroffen. Die mehr als 50 Grazer Bäche, die in den vergangenen Jahren im Sinne des Hochwasserschutzes sukzessive ausgebaut wurden und weiterhin werden, bereiten ihr hingegen weniger Sorgen.
Häufiger seien es Hangwasserabflüsse, die zunehmend Schwierigkeiten bereiten: "Bei Baubewilligungen schauen wir anhand der sogenannten Fließpfadkarten, dass für Bauwerber eine verträgliche Lösung gefunden wird." Dennoch sei es Fakt, dass heute gebaut werde, wo es vor Jahrzehnten nie zur Debatte gestanden hätte. Jurschitsch: "Auf natürliche Abflussverhältnisse wird leider nicht mehr so geachtet. Da könnte man viel verhindern, wenn man nicht in einen Fließpfad hineinbaut."
Aktuell erarbeite man Lösungsansätze für die Oberflächenwasser-Problematik, allerdings sei das Thema sehr komplex, wie die Behördenleiterin betont: "Man darf dabei die historische Entwicklung in Graz nicht außer Acht lassen – die Gesetze in diesem Bereich haben sich oft geändert." Zudem seien die Grundverhältnisse im Stadtgebiet sehr unterschiedlich. "In den nördlichen Bezirken gibt tendenziell schlecht sickerfähige Böden, die sehr lehmig sind", so Jurschitsch.
Feuerwehr vorbereitet
Bei der Grazer Berufsfeuerwehr sieht man die Sache pragmatisch und stellt die Vorbereitung auf Ernstfälle in den Mittelpunkt. Wird eine Unwetterwarnung ausgegeben, wird das Personal in der Brandmeldezentrale verstärkt, um die Notrufannahme sicherzustellen. Zudem erfolgt eine bedarfsgerechte Fahrzeugzuteilung. Dabei werden vermehrt Kleinfahrzeuge mit Pump- und Baumschneide-Equipment ausgestattet. Zudem findet eine enge Abstimmung mit der Freiwilligen Feuerwehr Graz statt, um zusätzliche Einsatztrupps zur Verfügung zu haben.
"Großschadenslagen stellen auch die Berufsfeuerwehr vor besondere Herausforderungen. Der hohe Ausbildungsgrad, die große Einsatzerfahrung und die Motivation der Kameraden können in diesen Lagen die Dynamik kompensieren. Die Zusammenarbeit mit Freiwilligen Feuerwehren ist von großer Bedeutung", so Brandrat Gerald Wonner, Offizier der Berufsfeuerwehr.
Bei Einsätzen selbst wird zunächst eine technische Einsatzleitung auf der Zentralfeuerwache (am Lendplatz) eingerichtet. In Zusammenarbeit mit dem Sicherheitsmanagement der Stadt, der Holding Graz und Fachabteilungen des Landes erfolgt bei Notrufen eine Priorisierung nach Dringlichkeit. Außerdem sorgt man für die notwendige Reservenbildung für dringliche Menschen- und Tierrettungen. Dabei stehen 23 Mann mit fünf Fahrzeugen bereit, um beispielsweise Brände parallel zu Hochwassereinsätzen bekämpfen zu können.
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