Ein Jahr modernste Bibliothek Österreichs

Neu an der Bibliothek: Obenauf sitzt ein gläserner Quader, der die Blicke auf sich zieht. An seiner Unterseite sorgt seit wenigen Wochen ein Kunstwerk in aufwändiger Renaissance-Technik für eine starke räumliche Wirkung. 
 | Foto: David Schreyer
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  • Neu an der Bibliothek: Obenauf sitzt ein gläserner Quader, der die Blicke auf sich zieht. An seiner Unterseite sorgt seit wenigen Wochen ein Kunstwerk in aufwändiger Renaissance-Technik für eine starke räumliche Wirkung.
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Die größte Wissenszentrale der Steiermark steht in Geidorf und blickt auf ein alles andere als verstaubtes Jahr zurück: Im Herbst 2019 wurde die Hauptbibliothek der Universität Graz nach dreijähriger Umbauphase an ihrem ursprünglichen Standort wiedereröffnet. Seitdem hat sich vieles verändert - auch abseits von Covid-19.

Ein Jahr in Betrieb und noch immer erstrahlt die Hauptbibliothek der Karl-Franzens-Universität Graz in neuem Glanz: Obenauf sitzt der auskragende gläserne Quader, der über dem historischen Lesesaal zu schweben scheint und die Blicke auf sich zieht. Dort, im dritten und vierten Stock arbeiten Wissbegiere an ihrem Studienerfolg.

„Modernste Bibliothek Österreichs“
So wird sie immer wieder bezeichnet, das Herzstück der Universitätsbibliothek der Karl-Franzens-Universität Graz. Quantifizierbar ist das zwar nicht direkt, die Bib verdiene sich diese Zuschreibung aufgrund des Gesamtpakets : „Kurz gesagt geht's um die Ausstattung eines Lernplatzes, der bei uns irgendwo zwischen superbequem und moderner Schreibtischsituation gelöst ist“, erklärt Ute Bergner von der Universitätsbibliothek (UB). Das Einrichtungskonzept: komplett neu, Benutzerarbeitsplätze mit Steckdosen und W-Lan top ausgestattet. Auch an eigene Räume, in denen Studierende mit technischem Equipment auf modernstem Stand für Präsentationen und Referate proben können, wurde gedacht.

Neu: Plätze buchen
Die Lernplätze in der Bibliothek sind gefragt, das zeigen die Zahlen. Die Nachfrage an Sitzplatz-Reservierungen reißt auch im zweiten Lockdown nicht ab. Will man aktuell in der UB lernen, so klappt das coronabedingt nur noch mit einem vorab online reservierten Lern-Platz.
Was man vor Corona nur aus Theater- und Kinobetrieb kannte, macht der „Karl-Franzens-Uni“-Studierende jetzt also auch beim Lernen: Sich mittels „Ticket“ vorab einen der limitierten Sitzplätze reservieren, bevor der Spaß beginnt. Am Eingang wird das kontrolliert: Am Scanner muss ein QR-Code am Handy vorgezeigt werden.
Aktuell bleiben jedoch viele Bibliotheks-LernerInnen freiwillig in ihren eigenen vier Wänden - insbesondere ab dem Nachmittag seien die aktuell geltenden abendlichen Ausgangssperren spürbar.

Entspannt lernen
Begehrt: Lernplätze auf der roten Sitzstiege. „Das ist für uns die größte Überraschung. Die Plätze dort sind die gefragtesten der ganzen Bibliothek. Gewöhnungsbedürftig war für uns, dass sich Studierende in Lernpausen dort mitunter hinlegten und ein Nickerchen machten - zumindest in Zeiten vor Corona", so Bergner, die darin das Ermöglichen eines gesunden Lern-Erholungsrhytmus anerkennt.
Coronabedingt aktuell zwar geschlossen, aber recht beliebt bei Nachteulen ist auch die 24/7-Zone, die noch jünger ist als die wiedereröffnete Bibliothek selbst. Studierende können hier nach Zutritt mit Studierendenkarte 24 Stunden am Tag einen Lernplatz an der Uni finden.

Kraftakt: Nicht-Entlehnbares entlehnbar machen
Im ersten Corona-Lockdown haben E-Books deutlich an Popularität gewonnen: 350.000 Online-Werke fasst das Angebot aktuell.
Einen gewaltigen Kraftakt hat der erste Lockdown von den MitarbeiterInnen abverlangt: Insgesamt 1,5 Millionen der verfügbaren Datensätze im Bibliothekssystem mussten in kurzer Zeit für Studierende und Lehrende zugänglich gemacht werden.

20.000 Euro Mahngebühren gespart
Das Geldbörserl von chronischen Rückgabefrist-VergesserInnen atmete in genau dieser Zeit des ersten Lockdowns auf. Vom Frühjahr bis Semesterstart wurden keine Mahngebühren bei zu spät erfolgter Medien-Rückgabe verhängt. Gespart haben sich all jene, die ansonsten abgemahnt werden würden, damit insgesamt rund € 20.000. Geld, das normalerweise direkt in die Neuanschaffung von Studienliteratur fließen würde.

Kritikpunkt: Barrierefreiheit

Bei all den barrierefreien Lösungen, um die sich die Uni Graz ansonsten bemüht, sorgte im vergangenen Jahr eines für Kritik: Der Haupteingang im Norden ist für Rollstuhlfahrer nur in einem dreikurvigen Zickzack-Kurs zu erreichen. Beim Südeingang fehlt gar eine Rampe, wodurch Gehbehinderte das gesamte Gebäude umrunden müssen.
Mit den vielen Stufen etwas anzufangen wissen jedenfalls SkaterInnen, die am Aufgangsbereich zur UB gerade am Wochenende und abends gerne auf ihren Boards unterwegs sind.

Neu: Kunst zweihundertzwanzigfach vergrößert
Der Eingangsbereich wurde erst vor wenigen Wochen komplettiert: Ein Kunstwerk auf 500 Quadratmetern Fläche prangt dort von der Decke. Es zeigt ein zweihundertzwanzigfach vergrößertes Renaissance-Werk, das in den Putz eingekratzt wurde. Es ließe sich mitunter so interpretieren, dass es das Wissen sei, welches neue Perspektiven auf die Welt eröffne. Dem Bibliothekseigentümer, der Bundesimmobiliengesellschaft, sei es ein besonderes Anliegen, bei Bildungsbauten wie Universitätsgebäuden Kunst in der Mitte der Gesellschaft stattfinden zu lassen.

Was die Zukunft bringen soll
Wer die Zügel der Bibliothek in Zukunft in die Hand nimmt, steht noch nicht fest. Auf das Ergebnis der Nachfolge des in Ruhestand gegangenen Leiters Werner Schlacher warte man nach einem internationalen Hearing derzeit gespannt.
Was man sich durch die Corona-Einschnitte für die Zeit danach auf jeden Fall mitnehmen möchte: Auf eine hohe Zahl an E-Books zu setzen. Auch das Platz-Buchungssystem soll bleiben.

Kostenlose Nutzung für Externe
Rund 5.000 Externe nutzen die Medien der Bibliothek aktuell. Denn die Bibliothek ist auch für all jene zugänglich, die nicht an der Universität studieren, arbeiten oder lehren. Meldezettel, Passfoto und Lichtbildausweis reichen, um sich bei der Ausleihe am Universitätsplatz 3a einen Bibliotheksausweis ausstellen zu lassen.

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