Eine Illusion
Perfektion

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„Ich will den Text noch nicht veröffentlichen. Lieber warte ich ein paar Tage und überarbeite ihn noch dreimal. Schließlich soll er perfekt werden.“, habe ich mir häufig einzureden versucht. „Ich kann das Bewerbungsschreiben noch nicht abschicken. Erst muss es mir jemand auf grammatikalische und formale Fehler untersuchen.“ Am Ende bekam ich weder die Stelle noch habe ich meinen Text jemals veröffentlicht.
Die Angst davor, Fehler zu machen oder nicht zu genüge vorbereitet zu sein, hat mir und wahrscheinlich auch dir bereits so manche Chancen im Leben gekostet. Falscher Perfektionismus ist ein Extrem, das tödlich für die eigene Entwicklung sein kann. Meist hält er uns davon ab, Dinge zu tun, die wir eigentlich gut können. Perfektionismus verdammt uns in weiterer Folge dazu, ein Leben in Unscheinbarkeit zu führen, statt der Welt unsere Ideen und Talente zu offenbaren.



Wenn du Namen wie Mark Zuckerberg, Jeff Bezos oder Bill Gates hörst, dann verbindest du damit, insofern du nicht den Menschen angehörst, die im Glauben sind, letztgenannter habe aufgrund von Herrschsucht das gefährliche Corona Virus auf die Erde losgelassen, wohl eine bestimmte Sache: Erfolg.



Diese Herren haben mit ihrem jeweiligen Tun Marken erschaffen, die ihre eigenen Lebenszeiten wohl weit überdauern werden. Kaum zu glauben, dass Jeff Bezos Amazon 1994 als einfachen Versanddienstleister für Bücher gegründet hat, bevor er es nach und nach zum heutigen Giganten erweitert hat. Mittlerweile gehört es mit seinem Jahresumsatz von fast 400 Milliarden US-Dollar zu den mächtigsten und wohlhabendsten Unternehmen der Erde und es scheint noch lange kein Halt des Erfolgs in Sicht.



Auch Mark Zuckerberg hat die Internetplattform Facebook anfangs nur mit der Intention gegründet, Studenten auf Harvard eine Austauschplattform zu bieten. Diese sollte es ihnen erleichtern, den richtigen Lebenspartner zu finden. Die Idee, die gesamte Welt zu vernetzen, formte er erst im Laufe der Programmierung der Seite. Heute zählt Facebook mit seinen insgesamt 2,6 Milliarden täglichen Nutzern weltweit zum mächtigsten sozialen Netzwerk weltweit und baut seine Vormachtstellung mit Plattformen wie Instagram noch weiter aus.



Was unterscheidet diese Männer nun von anderen Menschen, die ähnliche, vielleicht sogar bessere Ideen haben? Der zentralste Unterschied ist wohl folgender: Sowohl Jeff Bezos als auch Mark Zuckerberg haben nicht damit gewartet, bis ihre Ideen perfekt waren, bevor sie damit an die Öffentlichkeit gegangen sind. Stattdessen haben sie ihre Visionen relativ früh umgesetzt und Fehler erst nachträglich ausgemerzt. Auch heute noch wird bei den Unternehmen stetig experimentiert, um den jeweiligen Nutzern und Kunden am Ende des Tages die besten Erlebnisse mit den Plattformen zu bieten. Das Stichwort lautet Adaption und nicht Perfektion.



Denn Perfektion existiert nicht. Perfektion wird als ein Zustand definiert, dem man zwar immer näherkommen kann, ihn aber letztendlich nie zu erreichen vermag. Die Erlangung von diesem Zustand ist mit dem Schleifvorgang an einem Messer vergleichbar: Du kanns das Messer zwar immer schärfer schleifen, jedoch wirst du irgendwann der Punkt erreichen, an dem der Stahl gänzlich abgetragen ist und nur noch Späne davon übrigbleiben. Mit anderen Worten: Wenn du mit der Umsetzung einer Idee so lange wartest, bis sie perfekt ist, wirst du sie nie umsetzen und am Ende verwerfen. Perfektion ist eine reale Täuschung.



Gehen wir zurück zu Microsoft. Wer das Vergnügen hatte, mit dem ersten Betriebssystem von Windows zu arbeiten (Ich gehöre nicht dazu), der wird uns über so einige Fehler bei der Umsetzung des Rechenprozesses berichten können. Die Leistung der ersten Gates’schen Rechner entsprach dabei ungefähr der eines V-Tech Lerncomputers für Kinder. Es war kaum möglich, mehr als zwei Programme gleichzeitig darauf laufen zu lassen, ohne einen Absturz zu generieren. Trotzdem hat das Team von Microsoft an Bill Gates Vision festgehalten und sich mit unzähligen Updates an die Gegebenheiten des Marktes angepasst und zum drittwertvollsten Unternehmen der Erde etabliert. Was ist es also konkret, das dich davon abhält, mit deiner Idee an die Öffentlichkeit zu gehen?



Noch einmal: Perfektion ist eine Illusion. Sie ist vergleichbar mit einer Asymptote bei einer Funktion in der Mathematik. Auch dieser Linie kann sich der Graph einer Kurve zwar unendlich annähern, berühren wird er diese jedoch nie. Es bleibt, bei dementsprechendem Vergrößerungsfaktor, immer ein kleiner Abstand sichtbar. Perfektion ist unerreichbar. Der Wunsch nach Perfektion resultiert oft aus der Angst, etwas nicht gleich beim ersten Versuch zu hundert Prozent richtig zu machen. Gib nicht auf, weil etwas nicht gleich zu Beginn einwandfrei funktioniert und experimentiere mit unterschiedlichen Möglichkeiten zur Umsetzung.



Es ist definitiv möglich, mit genügend Praxis Meisterstatus in einer gegebenen Tätigkeit zu erlangen. Denken wir zum Beispiel an Ikonen wie Michael Jackson: Wie oft denkst du, hat dieser seinen Moonwalk praktiziert, bis er zu einem Leitsymbol der Pop Geschichte geworden ist? Fang einfach an! Du wirst dich wundern, welche Destinationen du im Stande bist zu erreichen, wenn du dein Herzblut in die Sache steckst. Lege die Angst ab, beim ersten Versuch keine Punktlandung zu schaffen.



Wie du anhand von meinen Argumentationen also mitverfolgen kannst, ist Perfektion eine Illusion. Perfektionismus kommt in den meisten Fällen von unserer tief verwurzelten Angst vor Kritik jeglicher Art. Sie resultiert darin, dass wir bestimmte gute Ideen verwerfen, ohne ihnen auch nur eine Chance gegeben zu haben.
Löse dich von dieser Angst. Erfolgreich wirst du dann, wenn du den Mut aufbringst, deine weltverändernden Ideen umzusetzen.
Definiere deine Ziele. Konstruiere einen Plan. Werde aktiv und beginne damit, diesen nach und nach umzusetzen. Überprüfe und justiere ihn immer wieder. Bleib flexibel. Verbessere dich mit fortschreitender Zeit und lerne aus deinen Fehlern. Gib niemals auf. Mache das, was dich glücklich macht ohne Angst vor negativer Kritik zu haben. Nichts und niemand ist perfekt. Nichts und niemand wird jemals perfekt sein.

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