Hier funkeln große und kleine Augen – Business Lunch mit Martin Auer für "Ferdinand Haller"

Von Martin zu Martina: Auer (r.) und Maros-Goller bei "Martin Auer" | Foto: Jorj Konstantinov
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Nicht vom Brot allein lebt Martin Auer – er betreibt mit "Ferdinand Haller" auch das meistfotografierte Geschäft.

Wenn "Ferdinand Haller", das kleine, aber sehr feine Geschäft neben der Stadtpfarrkirche seine Auslage weihnachtlich geschmückt hat, dann, ja dann ist Advent in Graz. Im WOCHE-Interview erzählt Unternehmer Martin Auer, der das Geschäft gemeinsam mit seiner Frau Barbara führt, wie es in Familienbesitz kam, was es ausmacht und wieso es Bestand haben wird.

WOCHE: Viele wissen nicht, dass Sie hinter "Ferdinand Haller" stecken. Wie kam es dazu?
Martin Auer: 1977 kaufte mein Großvater meiner Mutter dieses Geschäft, da der Schwiegersohn ja Bäcker war und er wollte, dass auch seine Tochter einen eigenen Betrieb hat. Sie hat es mit viel Liebe und Sorgfalt geleitet und 2003 haben es meine Frau Barbara und ich übernommen. Vielen Kunden ist unsere langjährige Mitarbeiterin Christine Jevnisek ein vertrautes Gesicht und wir freuen uns, dass sie auch in ihrer Pension noch geringfügig bei uns tätig ist.

Was macht den Haller aus?
Es ist ein Geschäft, wo jedes Produkt behutsam ausgesucht wurde und besonders ist. Zunächst war es für Wachszieherei und Lebzelterei bekannt. Meine Mutter hat es durch feine Bonbons und kleine, spezielle Geschenkartikel erweitert. Schließlich kam, durch viel Recherche, der Christbaumschmuck hinzu.

Und dabei überraschen Sie mit außergewöhnlichen Motiven ...
Ja, der Uhrturm ist unser Topseller, aber eine Vielzahl der Kugeln wird eigens von uns entworfen und von ausgewählten Produzenten hergestellt. Der Großteil wird in Polen händisch gefertigt und dadurch können wir eine ausgezeichnete Qualität bieten.

In der Herrengasse sind kleine Traditionsbetriebe die Ausnahme. Wie gelingt es, sich gegen Riesen zu behaupten?

Wenn man etwas Spezielles anbietet, wird man immer Bestand haben. Wenn ich austauschbar bin, habe ich gegen die Großen keine Chance. Viele sagen, dass es die meistfotografierte Auslage in Graz ist und sie beim Haller in eine andere, nostalgische Welt eintauchen. Das geht aber nur, wenn man ein grandioses Team hat, das dafür brennt. Der persönliche Kontakt der Mitarbeiter, der Standort, der eine Kapelle ist, die Holzvertäfelung, das von meiner Frau und dem Haller-Team liebevoll ausgesuchte Sortiment – das alles macht den Haller aus und ist nicht multiplizierbar.

Und solche Geschäfte tragen zur Atmosphäre einer Stadt bei ...
Korrekt, daher bin ich für jedes einzelne, kleine und persönliche Geschäft dankbar. Bewohner und Touristen wollen ja das Flair einer Stadt und Emotionen spüren. Denn unsere Welt ist nicht logisch, sondern psychologisch.

Worauf legen Sie als Chef von rund 400 Mitarbeitern Wert?
Mein Credo ist: Der wichtigste Kunde ist der Mitarbeiter. Wenn du den Mitarbeiter gewonnen hast, dann gibt er das an den Kunden weiter. Wir wollen ein Umfeld schaffen, das Arbeit positiv macht. Ich bin kein Fan der "work-life-balance"-Diskussion, denn work ist ein Teil von life.

Sie unterstützen seit Jahren die WOCHE-Benefizaktion von "Mensch zu Mensch"mit Altbürgermeister Alfred Stingl ...
Wenn es uns gut geht, ist es unsere Aufgabe, anderen zu helfen. Und ich kenne niemanden, der so umsichtig und fürsorglich ist wie Alfred Stingl. Außerdem mache ich es nicht aus reinem Altruismus. Es geht auch mir besser, wenn ich helfe. Wie gesagt: Nicht logisch, sondern psychologisch ist unsere Welt.

Das ist 
Martin Auer

Martin Auer wurde als Martin Auer VI geboren.
Er ist verheiratet mit Barbara und hat drei Söhne.
Diese heißen Tim, Severin und Theo. ("Mein Vater konnte es zuerst nicht glauben.")
Er studierte BWL und machte sich im In- und Ausland selbstständig.
Als sein Vater in Pension ging, kaufte er ihm das Unternehmen ab und übernahm dieses in dritter Generation.
Ungewöhnlich, aber wahr: Er hat eine Roggenmehlallergie.
In einer sauberen Backstube übte er mit einem befreundeten Bäcker für die Meisterprüfung.
Auer krempelte das Unternehmen komplett um und macht jetzt doppelt so viel Umsatz.
Er ist Chef von knapp 400 Mitarbeitern.
Für ihn müssen Produkt, Qualität und Marke stimmen.
Er sieht sich nicht als der beste Bäcker, aber er will es werden. Deshalb will er auch die besten Mitarbeiter.
Der innovative Unternehmer wollte eigentlich Architekt oder Philosoph werden. ("Das größte Kompliment war, als man sagte, dass ich jetzt beides sei.")
Seine Schwäche ist, dass er keinen Mut zur Lücke hat.
Daher ist ihm Kundenfeedback besonders wichtig.
Auer ist karitativ tätig und hat den Verein "Pane" gegründet.
Sein Lieblingsbrot: bio Franciscus.
Er reist gerne und entspannt beim Lesen oder Sport.

Informationen zu "Ferdinand Haller"

Das Geschäft wurde 1683 von Sebastian Haller gegründet.
Es ist in der ehemaligen Hauskapelle des Dominikanerklosters beheimatet und war ursprünglich ein Lebzelterei- und Wachskerzengeschäft.
1977 kam es in Eigentum der Familie Auer, die das Angebot durch Zuckerl und kleine Präsente erweiterte.
Seit 2003 wird es von Barbara und Martin Auer geführt.
Feine Süßwaren, Pralinen, Ohrringe, Schals, Tücher und der besondere Christbaumschmuck gehören zum Sortiment.
Das Angebot wird individuell von Barbara Auer gemeinsam mit dem Haller-Team ausgesucht.
Fünf Mitarbeiter hat das Unternehmen, in der Weihnachtszeit sind es acht.
Standort: Herrengasse 23, 8010 Graz
Telefon: 0316/83 83 50
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 9 bis 18.30 Uhr, samstags von 9 bis 17 Uhr

Gast & Wirtschaft

Martin Auer am Hauptplatz

Hauptplatz 12, 8010 Graz
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 06.30 bis 19 Uhr und samstags von 7 bis 18 Uhr
Web:www.martinauer.at
Telefon: 0316/80 40 80
Beschreibung: Mit Martin Auer zu "Martin Auer" zu gehen bedeutet, dass der Chef von allen Mitarbeitern herzlich begrüßt wird und dieser gleich selbst hinter die Theke geht und spontan mithilft. In der Filiale am Hauptplatz geben einander die Kunden die Klinke in die Hand und stellen sich, egal ob beim Brot, den Snacks oder dem Kaffee, diszipliniert an. Die Schaubackstube ist ein Highlight und bringt das Bäckerhandwerk näher.
Das Essen: Martin Auer entschied sich für eine vegetarische Quiche und WOCHE-Redakteurin Martina Maros-Goller konnte ihrem absoluten Lieblingsweckerl, dem Prosciutto-Parmesan-Rucola-Baguette nicht widerstehen. Dazu gabs Café Latte und Cappuccino.
Die WOCHE meint: Der Kundenansturm gibt Martin Auer Recht: Das Brot und zahlreiche weitere Angebote überzeugen durch Qualität und Geschmack. Darüber hinaus machen die freundlichen Mitarbeiter den Besuch zu einem Wohlfühlaufenthalt.

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