Blackout
Wie gut sind wir darauf vorbereitet?

Katastrophenhilfedienst-Übung der Bereiche Judenburg, Murau und Knittelfeld im Jahr 2019.  | Foto: Freigaßner
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  • Katastrophenhilfedienst-Übung der Bereiche Judenburg, Murau und Knittelfeld im Jahr 2019.
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Ein Blackout ist nicht nur ein Stromausfall. Die Telekommunikation fällt aus und die Versorgungsstruktur kann nicht gewährleistet werden. Ein solches Szenario ist nicht abwegig. 

MURTAL/MURAU. Das Licht fällt aus. Der Herd, der Kühlschrank, die Heizung und das Telekommunikationsnetz funktionieren über regional nicht mehr. Die Infrastruktur bricht zusammen. Ein sogenannter „Blackout“ kann bei uns jederzeit passieren. Laut dem Zivilschutzverband handelt es sich dabei „nicht nur um einen (europaweiten) Stromausfall, sondern um den Kollaps fast aller Versorgungsinfrastrukturen. Telekommunikation, Verkehr und Logistik, Treibstoffversorgung, Wasserversorgung sowie Abwasserentsorgung, Finanzwesen, Produktion etc. sind davon betroffen.“

Wie realistisch ist ein Blackout?

Das europäische Verbundsystem ist ein engmaschiges Stromnetz aus Hoch- und Höchstspannungs-Leitungen zur Verteilung von elektrischer Energie, an der auch Österreich und das Aichfeld angeschlossen sind. Ein überregionaler Blackout sei laut Jakob Führer, Feuerwehr-Kommandant von Weißkirchen, somit nicht abwegig. "Wir waren schon ein paar Mal knapp davor. Es ist zum Beispiel jederzeit durch einen technischen Defekt möglich. Es brauchen nur beispielsweise die Computer durch einen Kurzschluss nicht mehr funktionieren. Es ist alles in einem Kreislauf zusammengeschlossen." Ein weiteres Problem sind die Wind- und Sonnenenergie, da sie schwer regelbar sind. Brechen diese weg, kann es zu Schwierigkeiten kommen. Dafür gibt es Pump- und Gaskraftwerke in der Region, die in Sekundenschnelle Strom wieder nachproduzieren können. Andere Ursachen könnten auch noch Naturkatastrophen, höhere Gewalten, Terrorismus oder Cyberangriffe sein. "Vor allem der Schnee kann gewaltige Schäden verursachen. Meistens betrifft es nur einige Ortschaften. Das kann schnell, aber auch überregional werden, wenn es das Stromnetz zerstört," erklärt Führer.

Stromausfall im Aichfeld

Gibt es allerdings einen großen Blackout, kann dies ganz Mittel- und Südeuropa betreffen. Laut dem Zivilschutzverband heißt es, dass im Fall eines Blackouts die Gemeinden beinahe auf sich alleine gestellt sind. Der Grund: "Wenn das Telekommunikationsnetz und die Computer ausfallen, kann man keine Hilfe mehr weitergeben. Darum haben wir das Szenario im Aichfeld schon durchgespielt. Wenn wir keinen Strom mehr haben, müssen wir Beleuchtungen aufbauen. Welche Ressourcen haben wir, welche benötigen wir? Wie müssen wir im Ernstfall reagieren, wenn kein Funkverkehr mehr zur Verfügung steht. Wie kann ich der Bevölkerung helfen, beziehungsweise wie können wir sie informieren? Das alles haben wir schon geübt", erklärt Kommandant Jakob Führer.

Notfallversorgung

Dabei sei es wichtig, dass ein Notstromaggregat bei der Gemeinde eingerichtet wird, um sie zu einer Anlaufstelle für die Bevölkerung machen zu können. Im Notfall sollte hier auch eine Versorgungsstation aufgebaut werden. Dabei sind der Bürgerservice und die Zusammenarbeit der Einsatzkräfte wichtig. Darum hat sich die Freiwillige Feuerwehr Weißkirchen 2010 ein Notstromaggregat angeschafft. „Bei Stromausfällen im Katastrophenfall ist dann das Rüsthaus autark und kann selbst mit Strom versorgt werden. Es ist dann möglich, die Einsatzleitung aufrechtzuerhalten sowie die Sirene zu betreiben“, so Feuerwehr-Sprecher Gerhard Freigaßner. Ein wichtiger Punkt, wenn man bedenkt, dass bei einem Blackout auch die Kommunikation der Einsatzkräfte ausfällt. Heuer hat sich beispielsweise auch die Gemeinde Weißkirchen für das Amtsgebäude ein Notstromaggregat angeschafft.

Richtiges Verhalten

Vor allem darf in keiner Situation, egal ob Blackout oder eine andere Naturkatastrophe, Panik erzeugt werden. Denn wenn jeder eine gewisse Vorsorge trifft, sind diese Szenarien zu bewältigen. Dabei spielt das richtige Verhalten eine wichtige Rolle. "Wenn eine Notsituation eintrifft und man kennt sich nicht mehr aus, sollte man, wenn es geht, den Radio einschalten. Eine andere Möglichkeit wäre das Autoradio. Somit kann man in Erfahrung bringen, um was es sich gerade handelt. Informationen sammeln und keine Panik verbreiten, steht dabei im Vordergrund. Gezielt handeln - und wenn es noch geht Wasser und Lebensmittel besorgen. Man sollte sein Leben reduzieren und Kerzen und Taschenlampen vorbereiten. Oft kann man sich an Nachbarn oder Gemeinden wenden und zusammenarbeiten. Aber vor allem sollte man ruhig bleiben," fügt Kommandant Jakob Führer noch hinzu.

Selbstvorsorgung als wichtiger Lösungsansatz

Bei einem Blackout ist die Wiederherstellung der Stromversorgung relativ rasch behoben. Erheblich länger dauern würde der Wiederanlauf der Versorgung der Bevölkerung. Laut einer österreichischen Studie rechnen etwa 3 Millionen Österreicher damit, dass sie sich spätestens am vierten Tag nach einem Blackout nicht mehr selbst versorgen können. Dabei spielt die persönliche Vorsorge eine wichtige Rolle um ein Extremereignis gut überstehen zu können. Denn wenn jeder Bürger eine Woche autark leben könnte, ohne einkaufen zu müssen, wäre Österreich für den Ernstfall gerüstet. "Jeder sollte sich Wasser und Essen für eine längere Zeit anschaffen. Man sollte sich überlegen, was man alles braucht und wie viele Leute im Haushalt sind. Alternativ ist auch ein Campingkocher für Suppen empfehlenswert. Auch mit Nachbarn und Verwandten sollte man sich bewusst ausreden, was man in so einem Szenario machen kann," erklärt Jakob Führer, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Weißkirchen.


Vorrat für eine Woche

Jeder sollte für den Ernstfall nicht nur Klopapier bunkern. Laut dem Zivilschutzverband sollen weitere Hygieneartikel, Trinkwasser und Lebensmittel für mindestens eine Woche im Haushalt vorhanden sein. Kerzen oder energieautonome Lichtquellen wie Kurbeltaschenlampen und ein Taschenmesser, sowie eine Multifunkionsschaufel sollten nicht fehlen. Eine kleine Hausapotheke und Verbandskasten wäre auf jeden Fall empfehlenswert. Auch ein Kurbelradio als verlässliche Informationsquelle würde bei einem Versorgungsengpass nützlich sein. Den Vorrat sollte man jährlich überprüfen. Dazu eignet sich der erste Samstag im Oktober: Am Tag des österreichischen Zivilschutzprobealarms. Die Sirene kann dabei als nützlicher Terminwecker dienen.

Sonnensturm

Eine nicht so verbreitete Ursache könnte auch ein Sonnensturm sein. Er würde das Erdmagnetfeld verändern. Die Folge: alle elektronischen Geräte, GPS-Systeme sowie Stromtransformatoren würden zerstört werden. Das alles zu ersetzen, könnte sehr lange dauern. Insbesondere, wenn Hunderte Anlagen gleichzeitig zerstört werden. Der heftigste dokumentierte Sonnensturm ereignete sich im Jahr 1859. Damals wurde das Telegrafennetz stark beschädigt. Würde eine derartige Sonneneruption heutzutage vorkommen, könnte es Schäden in Milliardenhöhe verursachen. Es wäre dann bis zu einem Jahr bei uns dunkel. Diese Annahme ist nicht unrealistisch: 2003 zum Beispiel legten die Auswirkungen eines Sonnensturms das Stromnetz einer ganzen Region in Schweden lahm. Auch 1989 kam es in der Folge eines Sonnensturms in der kanadischen Provinz Québec zu einem Stromausfall, von dem ganze sechs Millionen Menschen in der Region um Montreal betroffen waren. Die NASA beobachtet die Sonnenaktivität regelmäßig. Sie könnte eine derartige Sonneneruption aber nur ungefähr 20 Stunden im Vorhinein erkennen. Rechtzeitig, um reagieren zu können? "Das würde unter das Szenario einer Naturkatastrophe fallen. Allerdings sind bei uns andere Ursachen wahrscheinlicher," so Jakob Führer.

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